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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mit deinem. Ich meine das ernst. Geh nur. Und schick mir Etta herein.« Kennit deutete mit der Hand auf die Tür und widmete sich dann wieder seinem unterbrochenen Mahl. Der Junge ließ sich Zeit und schloss die Tür lauter als nötig. Kennit schüttelte den Kopf. Er gewann den Jungen zu lieb und gewährte ihm zu viele Freiheiten. Hätte sich Opal diesen Ton bei ihm herausgenommen, hätten noch vor Sonnenuntergang Streifen seinen Rücken geziert. Kennit zuckte mit den Schultern, als er über seine Milde nachdachte. Das war schon immer einer seiner Fehler gewesen. Er war einfach zu gutmütig. Er schüttelte erneut den Kopf und dachte wieder an die Schlüsselloch-Insel.

    »Warum hast du mich nicht geweckt?«, wollte Wintrow wissen. Sein Ärger auf Kennit kochte noch immer in ihm.
    »Ich habe dir das doch schon gesagt.« Viviace reagierte mit Sturheit auf seinen Ton. »Du warst müde und hast fest geschlafen. Ich konnte nichts Schlimmes in dem sehen, was er vorhatte. Außerdem hättest du ihn nicht aufhalten können. Also war es sinnlos, dich zu wecken.«
    »Er muss hierher gekommen sein, um Ankle zu holen. Sie war hier, als ich eingeschlafen bin.« Plötzlich überkam ihn ein Verdacht. »Hat er dir befohlen, mich nicht zu wecken?«
    »Und wenn?«, fragte Viviace beleidigt. »Was hätte das ausgemacht? Es war trotzdem meine Entscheidung.«
    Wintrow sah auf seine Füße. Die Stärke des Schmerzes überraschte ihn. »Früher wärst du loyaler zu mir gewesen. Du hättest mich geweckt, ganz gleich, ob du es für richtig oder falsch gehalten hättest. Du musst gewusst haben, dass ich es wollte.« Viviace wandte den Kopf ab und blickte aufs Meer hinaus. »Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst.«
    »Du klingst sogar schon so wie er«, meinte Wintrow kläglich.
    Sein Unglück machte sie wütender, als sein Zorn es vermocht hatte. »Was soll ich deiner Meinung nach sagen? Dass es mir Leid tut, dass Kyle Haven weg ist? Tut es aber nicht. Ich habe keinen Augenblick Frieden gehabt, seit er das Kommando übernommen hat. Und ich bin froh, dass er weg ist, Wintrow. Froh. Und du solltest ebenfalls froh sein.«
    Das war er ja. Und genau das war das Problem. Früher hätte sie das begriffen, aber jetzt war sie so von dem Piraten eingenommen, dass sie nur noch Kennits Sichtweise bedachte. »Brauchst du mich eigentlich noch?«, fragte er sie unvermittelt
    »Was?« Jetzt war sie erschrocken. »Warum fragst du das? Natürlich brauche ich…«
    »Ich dachte, wenn du so glücklich mit Kennit bist, würde er mich vielleicht gehen lassen. Ihr könntet mich auf dem Festland absetzen. Ich finde allein zum Kloster und in mein Leben zurück. Ich könnte all das hinter mir lassen als etwas, das ich nicht ändern konnte.« Er hielt inne. »Und du wärst mich los, so wie du meinen Vater losgeworden bist.«
    »Du klingst wie ein eifersüchtiges Kind«, erwiderte sie.
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    Im selben Moment tat sie es. Sie öffnete sich ihm, und er fühlte ihren Schmerz über seine harten Worte.
    »Oh«, sagte Wintrow leise. Mehr nicht. Er folgte ihr mit seinem Blick. Die Marietta dümpelte sanft an ihrem Anker. Sie war so nah, dass Wintrow das Gesicht des Mannes erkennen konnte, der Wache hatte. Sorcor war nicht sonderlich erfreut gewesen, als der besorgte Brig ihn hatte fragen lassen, ob er Nachricht vom Kapitän hätte. Die neue, nähere Position des Schiffes signalisierte seine erneute Wachsamkeit.
    Sie kam zum Kern des Streits. »Warum bist du eifersüchtig darauf, dass mir etwas an Kennit liegt? Du würdest das Band lösen, das dich und mich verbindet, wenn du könntest. Kennit ist ganz anders. Er bemüht sich ernsthaft, eine Beziehung zwischen uns herzustellen. Er spricht mit mir, wie es noch kein anderer getan hat. Er kommt her, während du anderen Aufgaben nachgehst, und erzählt mir Geschichten. Und zwar nicht nur Geschichten aus seinem Leben, sondern Märchen und Geschichten, die er von anderen gehört hat. Und er hört mir zu, wenn ich rede. Er fragt mich, was ich denke und was ich gern tun würde. Er erzählt mir von seinen Plänen für das Königreich und von den Menschen, die er regieren will. Wenn ich einen Vorschlag mache, freut er sich. Kannst du dir vorstellen, wie angenehm das ist, wenn dir jemand Dinge erzählt und zuhört, was du sagst?«
    »Das kann ich.« Es erinnerte ihn an das Kloster, aber er sagte diese Worte nicht laut. Das war nicht nötig.
    »Ich verstehe nicht, warum du ihm keine Chance geben

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