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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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in die Halle. Sie wollte nicht zu spät zu dem Treffen kommen. Es standen zu viele entscheidende Dinge auf der Tagesordnung. Zu ihrer Überraschung wartete Malta bereits dort. Sie betrachtete ihre Nichte kritisch, hatte aber nichts an ihr auszusetzen. Eigentlich hatte sie erwartet, dass Malta es mit der Schminke, dem Parfüm und dem Schmuck übertreiben würde, aber sie wirkte beinahe so gesetzt wie Althea. Die Blumen in ihrem Haar waren ihr einziger Schmuck. Und trotzdem war das junge Mädchen selbst in dieser schlichten Händlerrobe atemberaubend. Althea betrachtete sie und konnte die jungen Männer verstehen, die sie bewunderten. Sie war erwachsen geworden. Während der letzten anderthalb Tage hatte sie mehr Reife an den Tag gelegt, als Althea bei ihr für möglich gehalten hätte. Es war eine Schande, dass sie erst durch eine Familienkrise dazu gekommen war. Sie versuchte, ihre Nervosität zu bekämpfen, und beruhigte ihre Nichte.
    »Du siehst sehr gut aus, Malta.«
    »Danke«, erwiderte das Mädchen zerstreut. Sie drehte sich zu Althea um. Ihre Miene war finster. »Ich wünschte, dass wir nicht mit Davad Restate zu der Versammlung fahren müssten. Das sieht nicht besonders gut aus.«
    »Da hast du Recht.« Althea war überrascht, dass Malta überhaupt darüber nachgedacht hatte. Althea selbst mochte Davad, so wie man einen exzentrischen und gelegentlich peinlichen Onkel mochte. Deshalb versuchte sie, seine augenblickliche katastrophale politische Ausrichtung zu ignorieren. Sie war sich mit ihrer Mutter einig: Davad Restate war schon zu lange ein Freund der Familie, als dass eine politische Meinungsverschiedenheit sie hätte entzweien können. Sie hoffte, dass ihre Verbindung zu ihm ihre Präsentation vor dem Konzil nicht schwächte. Sie musste die Tenira-Familie aus vollem Herzen und rechtschaffen unterstützen. Es wäre unvorstellbar demütigend, wenn sie als eine dumme Frau betrachtet würde, die Partei für den Mann ergriff, der ihr am nächsten stand. Sie wollte als Althea Vestrit gehört werden, nicht als ein Mädchen, das in Grag Tenira vernarrt war.
    »Kosten eine Kutsche und zwei Pferde wirklich so viel? Die ganze Sommersaison liegt vor uns, es gibt Bälle, Teegesellschaften und Feste. Wir können uns nicht immer von Davad abhängig machen. Was sollen die Nachbarn denken?«, fuhr Malta klagend fort.
    Althea runzelte die Stirn. »Wir haben noch die alte Kutsche. Wenn du mir hilfst, könnten wir sie putzen und ölen. Sie ist sehr verstaubt, aber solide. Dann könnten wir ein Gespann und einen Kutscher mieten.« Sie trat ans Fenster, drehte sich um und lächelte Malta schelmisch an. »Oder ich könnte selbst kutschieren. Als ich so alt war wie du, hat mich Hakes, unser Kutscher, ab und zu fahren lassen. Vater hatte nichts dagegen, aber Mutter mochte es nie.«
    Ihre Nichte warf ihr einen kühlen Blick zu. »Das wäre noch demütigender, als mit Restates Klapperkiste zu fahren.«
    Althea zuckte mit den Schultern und sah wieder aus dem Fenster. Jedes Mal, wenn sie glaubte, eine Verbindung mit Malta geknüpft zu haben, stieß das Mädchen sie wieder zurück.
    Ihre Mutter und Keffria betraten den Raum in dem Moment, als Davads Kutsche die Auffahrt heraufkam. »Lasst uns nicht warten«, meinte Althea und öffnete die Eingangstür, bevor Davad die Kutsche verlassen konnte. »Wenn Davad erst einmal im Haus ist, will er Wein und Kekse, bevor wir wieder fahren. Ich glaube nicht, dass wir so viel Zeit haben«, fügte sie hinzu, als sie Keffrias missbilligenden Blick bemerkte.
    »Ich möchte ebenfalls nicht zu spät kommen«, stimmte ihre Mutter zu. Sie marschierten gemeinsam zur Kutsche. Noch bevor der verblüffte Kutscher seinen Bock verlassen hatte, zog Althea den Kutschenschlag auf. Sie scheuchte die anderen vor sich hinein. Davad rückte gehorsam zur Seite, um Platz zu machen. Althea saß neben ihm. Sein Moschusparfüm war beinahe ebenso betäubend wie der Kampferduft ihres Kleides. Wenigstens war es keine lange Fahrt. Keffria, Mutter und Malta setzten sich ihr gegenüber. Davad gab dem Kutscher ein Zeichen, und das Gefährt setzte sich in Bewegung. Das rhythmische Quietschen der Kutsche verriet die mangelnde Pflege, wie auch der Sand in den Säumen der gepolsterten Sitze. Althea runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Davad war niemals sehr geschickt darin gewesen, das Beste aus seinen Dienern herauszuholen.
    »Seht, was ich Euch mitgebracht habe«, verkündete er. Er holte eine kleine Schachtel hervor, die mit

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