Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
Bändern verschlossen war. Er machte sie selbst auf und bot ihnen klebrige Süßigkeiten an. Es war die Art Süßigkeiten, die Althea mit sechs hatte begeistern können. »Ich erinnere mich, dass es Eure Lieblingssüßigkeiten sind«, meinte er, während er sich ein Stück nahm und den Rest weitergab. Althea nahm eins und schob es sich in den Mund. Keffria sah ihre Schwester kurz an, als die Reihe an ihr war. Dann nahm sie lächelnd ein rotes Bonbon.
Davad strahlte sie zufrieden an. »Also wirklich! Ihr seht alle wunderschön aus! Ich werde von allen Männern auf der Versammlung beneidet werden, weil ich mit einer Kutsche voller Schönheiten ankomme. Ich muss bestimmt mit einem Stock herumfuchteln, um die ganzen jungen Männer von der Tür zu vertreiben!«
Althea und Keffria lächelten pflichtschuldig über das übertriebene Kompliment, wie sie es getan hatten, seit sie Kinder gewesen waren. Malta wirkte beleidigt. »Davad, Ihr seid immer so verschwenderisch mit Euren Schmeicheleien!«, bemerkte ihre Mutter. »Denkt Ihr denn wirklich, dass wir Euch das nach all den Jahren noch glauben?« Sie runzelte die Stirn. »Althea, würdest du Davads Schal für ihn richten? Der Knoten hat sich bis unter sein Ohr verschoben.«
Althea sah, dass ihre Mutter sich wirklich Sorgen machte. Auf dem feinen gelben Seidenschal prangte ein brauner Fettfleck. Zwar passte ein solcher Schal nicht zur Händlerrobe, aber sie hütete sich, Davad dazu überreden zu wollen, ihn abzunehmen. Stattdessen band sie ihn auf und verknotete ihn so, dass der Fettfleck beinahe unsichtbar war.
»Danke, meine Liebe«, sagte er freundlich, während er ihre Hand tätschelte. Althea lächelte ihn gequält an und sah, dass Malta sie angewidert betrachtete. Sie hob fragend eine Braue und bat ihre junge Nichte um Verständnis. Ihr war klar, warum Malta Davad nicht mochte. Wenn Althea selbst innehielt und über Davads letzte Handlungen nachdachte, empfand sie denselben Widerwillen. Er war mittlerweile so weit herabgesunken, dass er sich der gemeinen Methoden der Neuen Händler bediente. Ja, er übertraf sie noch, weil er ihnen gegen seine eigene Schicht half. Er ignorierte die Missbilligung der anderen Händler und setzte sich jetzt auf den Händlerversammlungen immer für sie ein. Außerdem betätigte er sich als Unterhändler zwischen den verzweifelten Händlerfamilien und den Neuen Händlern, die unbedingt ihr Kernland kaufen wollten. Und die Gerüchte besagten, dass er hart verhandelte, um die besten Bedingungen herauszuholen. Allerdings nicht für die betreffenden Händler, sondern für die Neuankömmlinge. Althea mochte kaum die Hälfte des Klatsches glauben, den man sich über Davad erzählte. Aber sie musste einräumen, dass er jetzt nicht nur Sklaven auf seinem Besitz arbeiten ließ, sondern dass er sogar mit ihnen handelte. Das alles war schon schlimm genug, doch das schlimmste Gerücht, das sie gehört hatte, besagte, dass er irgendwie in die Bemühungen der Neuen Händler verwickelt war, den Paragon zu kaufen.
Sie betrachtete den onkelhaften Mann neben sich und dachte nach. Wann würde ihre Loyalität zu ihm enden? Würden sie schon heute Abend an diesen Punkt gelangen?
Um sich abzulenken, fing sie ein Gespräch an. »Davad, Ihr kennt doch immer den amüsantesten Klatsch in Bingtown. Was ist die beste Geschichte, die Ihr heute Abend gehört habt?« Sie erwartete nichts sonderlich Skandalöses. Davad war ziemlich prüde.
Er lächelte über ihr Kompliment und tätschelte zufrieden seinen Bauch. »Das saftigste Gerücht, das ich heute gehört habe, betrifft nicht Bingtown, meine Teure, obwohl es sicherlich eine gewaltige Wirkung auf uns alle haben dürfte, falls es sich bewahrheiten sollte.« Er sah alle in der Kutsche an und versicherte sich ihrer Aufmerksamkeit. »Ich habe es von einem Neuen Händler. Eine seiner Botentauben hat ihm die Nachricht aus Jamaillia-Stadt gebracht.« Er hielt inne, lächelte und tippte mit dem Zeigefinger gegen den Mund, als überlege er, ob es klug war, diese Nachricht wirklich weiterzugeben. Er wollte ermuntert werden.
Althea tat ihm den Gefallen. »Redet doch weiter. Wir sind immer sehr gespannt, was in Jamaillia-Stadt passiert.«
»Na gut.« Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Ihr erinnert Euch ja wohl alle an dieses unselige Theater vom letzten Winter. Der Khuprus-Clan hat – gestattet mir diese offenen Worte, Malta… ich weiß, dass der Junge sehr von Euch angetan ist – aber ich rede hier von Politik,
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