Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
nicht von Romantik… Also, die Khuprus-Familie ist als Repräsentant der Regenwild-Händler nach Bingtown gekommen und hat uns gegen den Satrapen aufgehetzt. Ich habe versucht, an ihre Vernunft zu appellieren, aber Ihr erinnert Euch ja sicher daran, wie pöbelhaft diese Versammlung verlaufen ist, Ronica. Wie dem auch sei, das Ergebnis war, dass eine Delegation von Bingtown-Händlern mit unserer Original-Charta nach Jamaillia-Stadt geschickt worden ist. Sie sollten von dem Satrapen fordern, die Bedingungen dieses uralten Dokuments zu erfüllen. Wie konnten sie annehmen, dass man solche antiquierten Vereinbarungen unserer modernen Zeit aufzwingen könnte? Sie sind trotzdem gegangen. Sie wurden sehr höflich empfangen, und man hat ihnen versichert, dass der Satrap ihre Position berücksichtigen würde. Danach haben wir nichts mehr gehört.« Mit einem kurzen Blick vergewisserte er sich, dass sie alle zuhörten. Es waren nicht gerade taufrische Neuigkeiten, aber Althea hörte pflichtbewusst zu. Malta dagegen starrte aus dem verstaubten Fenster.
Davad beugte sich vor und senkte die Stimme, als fürchte er, dass der Kutscher sie belauschen könnte. »Ihr habt alle die Gerüchte gehört, dass der Satrap versprochen hat, einen Gesandten nach Bingtown zu schicken. Wir erwarteten seine Ankunft jeden Tag. Nun, den Gerüchten zufolge, die ich gehört habe, gibt es keinen Gesandten. Nein! Stattdessen hat der Satrap, ein mutiger junger Mann, entschieden, höchstpersönlich zu kommen. Man behauptet, dass er verkleidet reist und nur einige ausgewählte Gefährtinnen des Herzens bei sich hat, aber von seiner chalcedanischen Ehrenwache begleitet wird. Er will Bingtown damit zeigen, so munkelt man, dass unsere Siedlung immer noch genauso fest an Jamaillia und die Satrapie gebunden ist wie jede andere Stadt in Jamaillia. Wenn den Menschen klar wird, was er mit dieser Reise für Strapazen auf sich genommen hat und wie viel Sorge er trägt, dass Bingtown loyal zu ihm steht, dann kann sich Bingtown sicher nicht weigern, Vernunft anzunehmen. Wie viele Jahre ist es her, dass ein regierender Satrap Bingtown besucht hat? Zu unseren Lebzeiten ist das nicht passiert, was Ronica? Einige der Händlerfamilien, die diese Gerüchte gehört haben, planen bereits Bälle und Feste, wie Bingtown sie noch nie zuvor erlebt hat. Es ist genau die richtige Zeit, eine entzückende und unverheiratete junge Frau zu sein, nicht wahr, Malta? Akzeptiert den Heiratsantrag des Regenwild-Händlers lieber nicht zu voreilig. Vielleicht kann ich Euch durch meine Beziehungen sogar eine Einladung zu einem Ball besorgen, wo Ihr dem Satrapen selbst auffallt!«
Seine Worte hatten genau die überwältigende Wirkung erzeugt, auf die er spekuliert hatte. Selbst Malta starrte ihn erstaunt an. »Der Satrap? Hier?«, fragte ihre Mutter ihn ungläubig.
»Er muss verrückt geworden sein!« Althea war nicht klar, dass sie diese Worte laut ausgesprochen hatte, bis sie merkte, wie Davad sie anstarrte. »Ich meine, wie kann er so impulsiv eine so lange und anstrengende Reise unternehmen?«
»Trotzdem ist er unterwegs. Jedenfalls hat das die Brieftaube gezwitschert. Aber kein Wort zu niemandem, versteht Ihr?« Er erwartete nicht wirklich, dass seine Mahnung beachtet wurde, denn er fügte diesen Satz an jedes Stück Klatsch an, das er weitergab.
Althea dachte immer noch über diese Geschichte nach, als der Kutscher die Pferde zügelte. »Ihr erlaubt«, sagte Davad und beugte sich über Althea, um den Türgriff zu drücken. Während der Fahrer von außen zog, drückte Davad mit der Schulter von innen gegen die Tür. Sie flog auf, und Althea packte den korpulenten Mann gerade noch an seiner Robe, bevor er hinausfiel. Der Fahrer reichte Davad zögernd seine Hand. Der Händler stieg aus und reichte dann stolz den Vestrit-Frauen nacheinander die Hand.
Grag drückte sich vor dem Portal der Händlerhalle herum. Er hatte seine dunkelblaue Händlerrobe in der Art der alten Seefahrer hochgebunden und entblößte so ein gutes Stück seiner kräftigen, braun gebrannten Beine und die Füße, die in Sandalen steckten. Irgendwie schaffte er es, sowohl wie ein verwegener Seemann als auch wie ein seriöser Händler auszusehen. Er ist wirklich ein gut aussehender Mann, gestand Althea sich ein. Seine suchenden Blicke sagten ihr, dass er auf ihre Ankunft wartete. Sie hatte ihm am Abend die Nachricht geschickt, dass die Viviace gekapert worden war. Er hatte sofort geantwortet, und seine Antwort war so
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