Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
Tagesordnung standen und dass er es für das Beste hielt, wenn sie mit den einfacheren Streitigkeiten begännen. Althea sah Grag fragend an. Sie hatte gedacht, dass diese Versammlung extra anberaumt worden war, um die Besorgnisse der Tenira-Familie anzuhören. Er runzelte die Stirn und zuckte kurz mit den Schultern.
Sie hörten sich den heißblütig geführten Streit zwischen zwei Händlern an, in dem es um einen Bach ging, der ihren Besitz trennte. Einer hatte dort seine Herde getränkt, und der andere wollte ihn umleiten, um seine Felder damit zu wässern. Es war ein langwieriger Streit, der schließlich vom Konzil so entschieden wurde, dass sie das Wasser teilen mussten. Ein Schiedsgericht aus drei Personen wurde gebildet. Es sollte den beiden bei der Entscheidung helfen, wie diese Teilung vonstatten gehen könnte. Sobald die Streitenden sich voreinander verbeugt und wieder ihre Plätze eingenommen hatten, richtete Althea sich erwartungsvoll auf.
Sie wurde erneut enttäuscht. Der nächste Streit war nicht so einfach beizulegen. Der preisgekrönte Bulle eines Händlers hatte die Kuhherde seines Nachbarn geschwängert. Beide behaupteten, sie wären die benachteiligte Partei. Der eine wollte erhebliche Deckgebühren, der andere konterte, dass er dieses Jahr einen anderen Zuchtbullen hatte benutzen wollen, weil die diesjährige Ausbeute an Kälbern ihm zu gering war. Der eine behauptete, ein Diener des anderen habe die Zäune demoliert, der andere protestierte und sagte, der Besitzer des Bullen habe sein Tier nicht richtig eingesperrt. Das Konzil sah sich in diesem Fall großen Schwierigkeiten gegenüber. Sie zogen sich in das Hinterzimmer zurück, wo sie ungestört miteinander reden konnten. Währenddessen bewegten sich die Zuhörer rastlos oder plauderten mit ihren Nachbarn. Als das Konzil wieder zurückkam, wurde verkündet, dass die Kälber sofort nach der Geburt verkauft und die Profite zwischen den beiden Händlern aufgeteilt werden sollten. Außerdem musste der Bullenbesitzer den Zaun reparieren. Das passte keinem der beiden Händler, aber das Urteil des Konzils war bindend. Beide Händlerfamilien standen auf und verließen wütend die Halle. Mit Missfallen musste Althea zusehen, wie auch einige andere Familien hinausgingen. Sie hatte gehofft, dass sie sowohl die Händler als auch das Konzil ansprechen konnte.
Der Vorsitzende des Händlerkonzils warf einen kurzen Blick auf die Tafel vor ihm. »Die Tenira-Familie erbittet Zeit, um vor das Konzil zu treten. Sie wollen die Steuern des Satrapen anfechten, die er gegen das Lebensschiff Ophelia verhängt hat, und dagegen protestieren, dass sie am Zollhafen festgehalten wird, bis ihre Familie zahlt.«
Kaum hatte der Vorsitzende des Konzils das verkündet, als ein Händler aufstand und das Konzil ansprach. Es war Händler Daw, der seine offenbar eingeübten Worte hastig ausstieß. »Das ist keine Angelegenheit, die vor das Händlerkonzil gehört. Händler Tenira hat Schwierigkeiten mit dem Zollbüro des Satrapen, nicht mit einem anderen Händler. Er sollte sie mit dem Büro ausfechten, damit das Konzil seine kostbare Zeit auf die Probleme konzentrieren kann, die uns alle angehen.«
Althea bemerkte entmutigt, dass Davad Restate neben Daw saß und ernst blickte.
Tomie Tenira stand auf. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und presste sie an seine Seite. Er bemühte sich, nicht allzu wütend zu klingen. »Seit wann ist das Händlerkonzil nur noch ein Kindermädchen, das den Streit zwischen Geschwistern schlichten muss? Was ist das Händlerkonzil anderes als die Stimme Bingtowns? Die Beschwerde, die ich vorzutragen habe, ist nicht nur eine Angelegenheit zwischen der Zollbehörde und meiner Familie. Es geht um ungerechte Steuern, die für alle Schiffseigner gelten. Laut unserer ursprünglichen Charta müssen wir fünfzig Prozent unseres Gewinns an die Kasse des Satrapen abführen. Ich halte das zwar für Wahnsinn, aber unsere Vorfahren haben diesen Vertrag geschlossen. Also bin ich bereit, mich daran zu halten. Aber nirgendwo in dieser Charta sind diese Zollgebühren erwähnt. Und kein Dokument zwingt uns, mörderische, diebische Chalcedaner in unserem Hafen zu dulden.« Tomie Teniras Stimme zitterte vor Wut. Er verstummte und versuchte, sich wieder zu beherrschen.
Davad Restate stand auf. Althea war übel.
»Mitglieder des Konzils, alle jamaillianischen Händler zahlen Zölle an den Satrapen. Warum sollten wir eine Ausnahme machen? Ist er nicht unser guter und
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