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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Ihr wildes Gerede ist nur eine Falle der Neuen Händler. Wenn wir uns dem Satrapen entgegenstellen, können wir nicht erwarten, dass er sich uns gegenüber fair verhält. Wir müssen mit dem Satrapen verhandeln und dürfen uns nicht gegen ihn stellen.« Einige nickten und murmelten zustimmend.
    »Und warum laufen diese verdammten chalcedanischen Patrouillenboote nicht aus und retten die Viviace ? Sind die neuen Zölle nicht dazu da, dass sie damit bezahlt werden, um die verdammten Piraten zu jagen? Warum setzen sie keine Segel und zeigen uns, was unser Geld wert ist?«
    »Sie redet gegen die Chalcedaner, dabei hat ihre eigene Schwester einen geheiratet!«, meinte ein anderer verächtlich.
    »Kyle Haven kann nichts für sein Blut. Er ist trotzdem ein guter Kapitän!«, verteidigte ihn ein anderer.
    »Ephron Vestrit hat sein Schiff diesem Fremden überlassen«, meinte ein weiterer. »Der hat es verloren. Es ist das Problem der Vestrit-Familie, keine Krise für Bingtown. Wenn sie das Schiff wiederhaben will, soll sie doch das Lösegeld bezahlen!«
    Althea stellte sich auf die Zehenspitzen, um den Sprecher identifizieren zu können. »Händler Froe«, erklärte Grag leise. »Er hat sich noch nie für irgendwas eingesetzt. Und er hält sein Geld so fest, dass es mit einem Fingerabdruck in Umlauf kommt.«
    Es schien, als habe Froe diese Worte gehört. »Ich jedenfalls gebe ihr keinen einzigen Heller. Sie haben ihr Schiff beschämt, und Sa hat es ihnen genommen. Ich habe gehört, dass es sogar als Sklavenschiff eingesetzt wurde… Jedes Lebensschiff, das etwas wert ist, würde eher zu den Piraten überlaufen, als das mitzumachen!«
    »Das könnt Ihr nicht ernst meinen!«, schrie Althea aufgebracht. »Ihr könnt sie nicht so einfach abschreiben. Auf dem Schiff befindet sich mein Neffe. Ganz gleich, wie Ihr seinen Vater anseht, Ihr könnt nicht leugnen, dass er Händlerblut in sich hat. Und das Schiff selbst ist Bingtown…«
    Neben ihr trat Grag einem Ordner in den Weg, aber der andere ging an ihm vorbei und packte Altheas Arm. »Hinaus!«, befahl er entschlossen. »Das Konzil hat sich zur Beratung zurückgezogen. Niemand darf jetzt sprechen. Und Ihr habt vom Konzil nicht einmal das Wort erteilt bekommen. Sie ist nicht die Händlerin der Vestrits!«, erklärte er laut, als die anderen gegen Altheas Behandlung protestierten. »Im Interesse der Ordnung muss sie gehen!«
    Das war der sprichwörtliche Funke am Pulverfass. Eine Bank fiel mit einem lauten Poltern um. »Nein!«, schrie Althea entsetzt auf, und wunderbarerweise hörten sie auf sie. »Nein«, wiederholte sie etwas leiser. Sie legte Grag die Hand auf den Arm. Er ließ den Ordner los, den er gepackt hatte. »Ich bin nicht hierher gekommen, um Ärger zu machen. Ich bin hierher gekommen, weil ich Euch um Hilfe bitten wollte. Ich habe diese Bitte vorgetragen. Und ich bin auch hier, um für die Tenira-Familie zu sprechen. Es ist nicht richtig, dass die Ophelia am Zollkai festgehalten wird. Sie haben keinerlei rechtliche Handhabe gegen sie.« Leiser fuhr sie fort: »Wenn jemand von Euch den Vestrit-Händlern helfen will, wisst Ihr alle, wo Ihr uns finden könnt. Ihr werdet willkommen geheißen und könnt Euch unsere ganze Geschichte anhören. Aber ich möchte nicht für einen Aufruhr in der Halle der Händler verantwortlich gemacht werden. Ich gehe. Friedlich.« Sie wandte sich an Grag. »Folgt mir nicht. Bleibt hier, falls das Konzil noch einmal zusammentritt. Ich warte draußen.«
    Mit erhobenem Kopf und ohne von den Ordnern hinausgeführt zu werden, ging sie durch die Menge. Sie wusste, dass sie hier heute nichts mehr würde ausrichten können. Andere schienen ihre Meinung zu teilen. Die Händlerfamilien, die kleine Kinder dabei hatten, strömten hinaus, vermutlich, weil sie um ihre Sicherheit fürchteten. Im ganzen Saal herrschten Aufruhr und Chaos. Händler standen in kleinen Gruppen zusammen. Einige diskutierten ruhig miteinander, andere dagegen gestikulierten heftig und schrien. Althea ging an ihnen vorbei. Mit einem kurzen Blick versicherte sie sich, dass ihre Familie blieb. Gut. Vielleicht hatten sie noch einmal die Chance, sich für die Rettung der Viviace einzusetzen.
    Draußen erwartete sie eine trügerisch friedliche Sommernacht. Die Grillen zirpten. Die hellsten Sterne waren in dem dämmrigen Zwielicht bereits zu sehen. Hinter ihr brummte es in der Halle der Händler wie in einem aufgeschreckten Bienenstock. Einige Familien verließen den Ort zu Fuß, andere

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