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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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einzige Chance zu sprechen. »Seht uns an! Wir zanken uns wie Kinder, Händler gegen Händler. Fragt Euch doch, wer diesen Kampf gewinnen wird! Wir müssen uns hier einigen! Wir müssen über die größeren Dinge reden, die uns bevorstehen. Was soll aus Bingtown werden? Werden wir unsere Köpfe vor den Gesetzen des Satrapen beugen, seine Zölle und Beschränkungen akzeptieren, ganz gleich, wie schwer sie auf uns lasten? Werden wir es dulden, dass seine Söldner in unserem Hafen anlegen? Werden wir für sie zahlen und sie ausrüsten, damit sie unsere Schiffe anhalten und sie ausplündern können, bevor sie unseren Hafen erreichen? Warum sollten wir das tun?«
    Jetzt hatte sie die Aufmerksamkeit der ganzen Versammlung. Einige Leute setzten sich wieder, anscheinend bereit, sich anzuhören, was sie zu sagen hatte. Sie warf Grag einen kurzen Blick zu. Er nickte aufmunternd. Sie fühlte, wie seine Mutter ihre Hand umfasste und sie kurz drückte, bevor sie sie wieder losließ. Althea war beinahe benommen von ihrer Macht. »Mein Vater hat mir schon vor zwei Jahren gesagt, dass es dazu kommen würde. Ich bin kein Händler, wie er es war, aber ich zögere nicht, seine Weisheit wiederzugeben. Die Zeit wird kommen, wenn Bingtown unabhängig werden und seine Zukunft selbst gestalten muss. Das hat er mir gesagt. Und ich glaube, die Zeit ist jetzt gekommen.«
    Sie sah sich in dem Saal um. Keffria hatte die Hand vor den Mund geschlagen und sah ihre Schwester entsetzt an. Davads Gesicht war so rot angelaufen wie der Kamm eines Truthahns. Einige Frauen wirkten schockiert, dass eine von ihrem Geschlecht so unerschrocken in der Öffentlichkeit sprach. Aber andere Händler nickten oder schienen von ihren Worten gepackt zu sein. Sie holte bebend Luft. »Es gibt so viel, was wir nicht länger tolerieren dürfen. Diese so genannten Neuen Händler usurpieren unser Land. Sie wissen weder etwas von den Opfern, die wir in der Vergangenheit gebracht haben, noch von den Blutbanden, die uns mit den Regenwild-Händlern verbinden. Sie verspotten mit ihren tätowierten Sklaven unsere Gesetze. Der Satrap gibt sich nicht mehr mit der Hälfte unseres Gewinnes zufrieden. Er wird uns alles, was wir mit unserem Blut erkauft haben, wegnehmen und seinen neuen Freunden schenken, den Neuen Händlern oder seinen chalcedanischen Söldnern.«
    »Ihr redet der Rebellion das Wort!«, schrie einer anklagend von hinten.
    Etwas in ihr schien zu zerspringen. Tritt vor und gib es zu, ermahnte sie sich selbst. »Ja, genau das tue ich«, sagte sie ruhig und deutlich.
    Der Tumult, der bei ihren Worten losbrach, überrumpelte sie völlig. Aus den Augenwinkeln sah sie wie die Ordner sich ihr näherten. Sie bemerkte auch, dass sie erhebliche Schwierigkeiten hatten, durch die aufgewühlte Menge zu gelangen. Die Leute traten nicht zur Seite. Im Gegenteil, Beine wurden ausgestreckt, und man schob ihnen Bänke in den Weg. Trotzdem würden die Ordner sie bald ereichen und hinauswerfen. Sie hatte nur noch wenige Augenblicke.
    »Das Schiff meines Vaters!« Ihre Stimme durchdrang den Lärm. Es wurde etwas leiser. »Die Viviace, ein Lebensschiff aus der Regenwildnis, ist von Piraten gekapert worden. Ich weiß, dass einige von Euch Gerüchte gehört haben. Ich stehe hier und sage Euch, dass es die Wahrheit ist. Das Undenkbare ist passiert. Piraten haben ein Zauberschiff aus Bingtown gekapert. Glaubt Ihr, dass die chalcedanischen Söldner uns helfen, es zurückzubekommen? Wenn es zufällig in ihre Hände fiele, würden sie dann wohl Bingtowns Anspruch auf das Schiff respektieren? Nein, es würde als Beute nach Jamaillia-Stadt gebracht werden und dort bleiben. Denkt einen Moment an den Regenwild-Fluss, dann wisst Ihr, was das bedeutet. Ich brauche Eure Hilfe. Bingtowner, ich bitte Euch, steht mir zur Seite. Ich brauche Geld und ein Schiff, um mein Geburtsrecht antreten zu können!«
    Sie hatte diese Worte nicht sagen wollen. Ihre Mutter sah sie bestürzt an. Was sie dachte, war offensichtlich. Althea hatte hiermit öffentlich den Anspruch verkündet, dass dieses Schiff ihr Eigentum war. Sie hatte eigentlich für ihre Familie sprechen wollen, aber ihr Herz hatte die Worte gewählt.
    »Die Vestrit-Familie hat sich das selbst zuzuschreiben!«, schrie jemand. »Sie hat zugelassen, dass ihr Familienschiff von einem Fremden befehligt wurde. Schämt Euch! Sie macht eine Menge Wirbel, das stimmt, aber mit wem ist sie vorgefahren? Mit Davad Restate. Und wir alle wissen, wo der steht, Ihr Herren.

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