Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
bestiegen ihre Kutschen. Unwillkürlich sah sie sich nach Brashen um, konnte jedoch keine Spur von ihm oder Amber entdecken. Zögernd ging Althea zu Davads Kutsche. Sie würde sich hineinsetzen und auf die allgemeine Vertagung der Versammlung warten.
    Die Kutsche stand fast am Ende der Wagenreihe. Als Althea sie erreichte, blieb sie vor Schreck wie angewurzelt stehen. Der Fahrer war verschwunden. Die Pferde schnaubten unruhig und scharrten mit den Füßen auf dem Boden. Von der Tür der Kutsche rann Blut zu Boden. Es leuchtete schwarz und dickflüssig in der Dunkelheit. Ein Schwein mit durchgeschnittener Kehle hing halb aus dem Kutschfenster. Das Wort »SPION« war mit Blut über das Wappen der Restates geschrieben. Althea schwindelte vor Ekel.
    Hinter ihr schien die Versammlung zu Ende zu gehen. Händler strömten aus der Halle. Einige stritten immer noch lauthals miteinander. Andere zischten und sahen sich verstohlen nach Lauschern um. Ihre Mutter war als Erste an der Kutsche. »Das Konzil hat sich vertagt. Sie werden eine private Zusammenkunft ansetzen, um zu beraten, ob sie unser Begehren…« Sie unterbrach sich, als sie das Schwein sah. »Bei Sa!«, entfuhr es ihr. »Der arme Davad. Wie konnte man ihm das antun?« Sie sah sich um, als lauerten die Schuldigen noch in der Nähe.
    Von irgendwoher tauchte Grag auf. Nach einem entsetzten Blick packte er Altheas Arm. »Kommt weg hier!«, sagte er leise. »Ich sorge dafür, dass Ihr und Eure Familie sicher nach Hause kommt. Ihr wollt damit bestimmt nichts zu tun haben.«
    »Nein«, stimmte sie grimmig zu. »Will ich nicht. Genauso wenig wie Händler Restate, möchte ich wetten. Ich werde ihn nicht hier allein lassen, Grag. Das kann ich nicht.«
    »Denkt nach, Althea! Das war keine impulsive Boshaftigkeit. Jemand hat das sorgfältig geplant. Das Schwein wurde hergebracht, bevor jemand zum Konzil gesprochen hat. Es ist eine sehr ernste Drohung.« Er zog an ihrem Arm.
    Sie drehte sich zu ihm um. »Genau deshalb kann ich Davad nicht allein lassen! Grag, er ist ein alter Mann und hat keine Familie mehr. Wenn seine Freunde ihn auch noch verlassen, ist er allein.«
    »Vielleicht verdient er es ja, allein zu sein!« Grag antwortete leise. Er betrachtete die Traube von Zuschauern, die sich um die Kutsche bildete. Offenbar wollte er nur fort von der Kutsche. »Wie könnt Ihr akzeptieren, wie er denkt, Althea? Wie könnt Ihr zulassen, dass er Eure Familie mit hineinzieht?«
    »Ich akzeptiere nicht, wie er denkt. Ich akzeptiere, wer er ist. Er ist ein verblendeter alter Narr, aber er war wie ein Onkel für mich, solange ich mich erinnern kann. Was er auch immer getan hat, das hat er nicht verdient.«
    Sie blickte an Grag vorbei und sah, wie Davad sich der Kutsche näherte. Händler Daw ging neben ihm und hatte sich untergehakt. Sie schienen sich gegenseitig zu gratulieren. Daw sah das Schwein zuerst. Sein Mund klappte auf, und einen Moment später ließ er Davads Arm los. Er ließ ihn ohne ein weiteres Wort stehen. Althea hoffte klammheimlich, dass in seiner Kutsche ebenfalls ein geschlachtetes Schwein wartete.
    »Was soll das? Ich verstehe das nicht! Warum? Wer hat das getan? Wo ist mein Fahrer? Ist der Feigling einfach weggelaufen? Seht Euch das Leder an, es ist vollkommen ruiniert!« Davad wedelte mit den Armen wie ein erschrecktes Küken. Er trat näher an die Kutsche heran, warf einen Blick auf das Schwein und trat dann wieder zurück. Verwirrt musterte er die Menschenmenge, die sich versammelt hatte. In der letzten Reihe lachte jemand schallend. Die anderen starrten einfach nur. Niemand verlieh seinem Entsetzen oder Ekel Ausdruck. Sie beobachteten ihn und warteten darauf, was er unternehmen würde.
    Altheas Blick glitt über die Gesichter. Sie kamen ihr wie Fremde vor, noch fremder als die Neuen Händler aus Jamaillia. Sie kannte Bingtown nicht mehr.
    »Bitte, Grag!«, flüsterte sie. »Ich bleibe bei ihm und bringe ihn nach Hause. Würdet Ihr meine Mutter, meine Schwester und meine Nichte nach Hause bringen? Ich glaube, wir sollten Malta dem hier nicht aussetzen!«
    »Ich glaube, Ihr solltet Euch dem ebenfalls nicht aussetzen!«, erwiderte Grag schneidend, aber er war zu gut erzogen, um sich zu weigern. Althea hatte keine Ahnung, was er zu ihrer Mutter und Keffria sagte, aber sie gingen schweigend mit. Malta schien erleichtert, dass sie in einer vornehmeren Kutsche wegfahren konnten.
    Nachdem sie gegangen waren, packte Althea Davads Arm. »Beruhigt Euch«, sagte sie leise

Weitere Kostenlose Bücher