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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Hände vor sich hin. Sie sah in seinen Augen, wie verletzt er war und dass er sie um Verzeihung bat. Langsam schüttelte er den Kopf. »Ich verstehe das nicht. Wer würde mir so etwas antun? Und warum?«
    Althea war zu müde, um diese Frage so ausführlich zu beantworten, wie es nötig gewesen wäre. »Geht hinein, Davad, nehmt ein Bad und geht ins Bett. Morgen früh könnt Ihr immer noch darüber nachdenken.« Absurderweise hatte sie plötzlich das Gefühl, als müsste sie ihn wie ein Kind behandeln. Er wirkte so verletzlich.
    »Ich danke Euch«, sagte er ruhig. »Ihr habt eine Menge von Eurem Vater in Euch, Althea. Wir haben nicht immer dieselbe Meinung gehabt, aber ich habe ihn immer bewundert. Er hat niemals seine Zeit damit verschwendet, Schuldzuweisungen zu verteilen. Wie Ihr ist er einfach aufgestanden und hat das Problem gelöst.« Er hielt inne. »Ich sollte Euch von einem Dienstboten nach Hause begleiten lassen. Wartet, ich lasse Euch ein Pferd herrichten und einen Mann kommen, der Euch begleitet.« Er klang, als wüsste er nicht, ob er dazu in der Lage wäre.
    Eine Frau öffnete die Tür. Sie spähte hinaus, sagte aber nichts. Althea riss der Geduldsfaden. »Schickt einen Lakaien hinaus, der Eurem Herrn ins Haus hilft. Bereitet ihm ein heißes Bad, und legt saubere Kleidung heraus. Sorgt dafür, dass heißer Tee und eine einfache Mahlzeit auf ihn warten. Nichts Würziges oder Fettiges. Und zwar sofort!«
    Die Frau schoss ins Haus zurück und ließ die Tür einen Spalt offen. Althea hörte, wie sie mit schriller Stimme die Befehle weitergab.
    »Und jetzt klingt Ihr auch noch so wie Eure Mutter. Ihr habt so viel für mich getan. Nicht nur heute, sondern schon seit Jahren. Ihr und Eure Familie. Wie kann ich Euch das jemals vergelten?«
    Es war entschieden der falsche Moment, eine solche Frage zu stellen. Der Stallbursche war gekommen. Die Lampe enthüllte die spinnenartige Tätowierung neben seiner Nase. Die zerlumpte Tunika war kaum länger als ein Hemd. Er duckte sich unter Altheas strengem Blick.
    »Sagt ihm, dass er kein Sklave mehr ist.« Ihre Stimme klang tonlos.
    »Ich soll… Wie bitte?« Davad schüttelte den Kopf, als glaubte er, er habe sie nicht ganz richtig verstanden.
    Althea räusperte sich. Es fiel ihr plötzlich sehr schwer, weiter Mitleid mit dem kleinen, alten, dicken Mann zu haben. »Dieser Junge ist kein Sklave mehr. Gebt ihm seine Freiheit wieder. So könntet Ihr es mir zurückzahlen.«
    »Aber ich… Das ist doch nicht Euer Ernst. Wisst Ihr, wie viel ein gesunder Junge wie der hier wert ist? Blaue Augen und helles Haar sind in Chalced bei Hausdienern besonders beliebt. Wenn ich ihn ein Jahr behalte und ihn ein bisschen als Kammerdiener ausbilde… Wisst Ihr, wie viel er dann wert ist?«
    Sie sah ihn an. »Sicher viel mehr, als Ihr für ihn bezahlt habt, Davad. Und viel mehr, als Ihr für ihn bekommen würdet.« Grausam fügte sie hinzu: »Wie viel war Euch eigentlich Euer Sohn wert? War er nicht auch blond?«
    Er erbleichte und wich stolpernd zurück. Er hielt sich an der Kutsche fest und riss im nächsten Augenblick seine blutverschmierte Hand weg. »Warum sagt Ihr so etwas zu mir?«, jammerte er. »Warum wenden sich alle gegen mich?«
    »Davad…« Sie schüttelte langsam den Kopf. »Ihr habt Euch gegen uns gewendet, Davad Restate. Öffnet Eure Augen. Denkt an das, was Ihr da tut. Recht und Unrecht kann man nicht in Profit und Verlust aufrechnen. Einige Dinge sind einfach zu schlecht, um damit Geschäfte zu machen. Im Augenblick verdient Ihr vielleicht gut an dem Konflikt zwischen Alten und Neuen Händlern. Aber dieser Konflikt wird nicht endlos weitergehen. Und wenn er endet, ist es auch für Euch aus. Die eine Seite wird Euch als einen Mitläufer ansehen, die andere als Verräter. Und wer wird dann noch Euer Freund sein?«
    Davad rührte sich nicht und starrte sie an. Sie fragte sich, warum sie ihre Worte vergeudet hatte. Er würde sie nicht beachten. Er war ein alter Mann, dem es schwer fiel dazuzulernen.
    Ein Lakai kam heraus. Er kaute noch, und von seinem Kinn tropfte Fett. Er wollte den Arm seines Herrn ergreifen, zuckte dann jedoch mit einem Schrei zurück. »Ihr seid schmutzig!«, schrie er angewidert.
    »Du bist faul«, fauchte Althea ihn an. »Hilf deinem Herrn ins Haus, und kümmere dich um ihn, statt dir in seiner Abwesenheit den Wanst vollzuschlagen! Und zwar ein bisschen plötzlich!«
    Der Lakai reagierte instinktiv auf ihren Befehlston. Vorsichtig reichte er seinem

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