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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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schon rüde genug von Brashen, dass er so spät kam, und das ohne Vorankündigung, aber er hatte auch noch diese Fremde mitgebracht. »Ja?«, fragte sie kurz angebunden.
    Ihre Zurückhaltung schien ihn nicht sonderlich zu beeindrucken. »Ich muss mit Euch allen sprechen«, verkündete er ohne Einleitung.
    »Über was?«
    Er sprach schnell. »Darüber, wie wir Euer Schiff und Euren Ehemann wiederbekommen können. Amber und ich haben einen Plan.« Als er mit einem Nicken auf seine Gefährtin deutete, bemerkte Keffria den Schweiß auf seinem Gesicht. Die Luft war mild und angenehm. Sein fieberndes Gesicht und sein Benehmen waren beunruhigend.
    »Keffria? Ist Althea nach Hause gekommen?«, rief ihre Mutter aus dem Flur.
    »Nein, Mutter. Es sind Brashen Trell und, ehm, Amber, die Perlenmacherin.«
    Ihre Mutter trat sofort aus der Tür des Arbeitszimmers. Wie Keffria trug sie ihr Nachthemd und einen Morgenmantel. Sie hatte ihr Haar gelöst. Die langen grauen Strähnen umrahmten ihr Gesicht und ließen sie alt und ausgemergelt aussehen. Selbst Brashen wirkte verlegen. »Ich weiß, dass es spät ist«, entschuldigte er sich hastig. »Aber… Amber und ich haben einen Plan entworfen, der uns allen helfen könnte. Und zwar gewaltig.« Der Blick seiner dunklen Augen erwiderte ungerührt den von Keffria. »Ich glaube, dass wir so die einzige Chance haben, Euren Ehemann, Euren Sohn und Euer Schiff sicher nach Hause zu bringen.«
    »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Ihr jemals besonders viel Herzlichkeit oder Respekt für meinen Ehemann aufgebracht hättet«, erwiderte Keffria steif. Wäre Brashen Trell allein gewesen, wäre sie vielleicht freundlicher zu ihm gewesen. Aber seine merkwürdige Gefährtin ging Keffria gegen den Strich. Sie hatte zu viele seltsame Geschichten über sie gehört. Sie wusste nicht, was die beiden vorhatten, aber sie bezweifelte, dass es jemandem außer ihnen nutzen würde.
    »Herzlichkeit nein, Respekt schon. Auf seine Art war Kyle Haven ein fähiger Kapitän. Er war nur einfach nicht Ephron Vestrit.« Er betrachtete ihre abweisende Haltung und ihren kalten Blick. »Heute hat Althea bei der Versammlung um Hilfe gebeten. Deshalb bin ich hier. Ich will ihr Hilfe anbieten. Ist sie zu Hause?« Seine Unverfrorenheit war entsetzlich.
    »Vielleicht könnt Ihr zu einer passenderen Zeit…«, begann Keffria, aber ihre Mutter schnitt ihr das Wort ab.
    »Lass sie herein, und führe sie ins Arbeitszimmer. Keffria, wir können uns den Luxus nicht mehr leisten, bei der Auswahl unserer Verbündeten heikel zu sein. Heute Abend bin ich bereit, mir jedermanns Pläne anzuhören, mit denen er unsere Familie wieder vereinen will. Ganz gleich, wie spät es ist.«
    »Wie du willst, Mutter«, sagte Keffria steif. Sie trat zur Seite und ließ die beiden eintreten. Die Fremde wagte tatsächlich, ihr einen mitfühlenden Blick zuzuwerfen. Die Frau roch sogar merkwürdig, als sie an Keffria vorbeiging, ganz zu schweigen von ihren merkwürdigen Farben. Keffria hatte keine Probleme mit den meisten Fremden. Viele von ihnen waren charmant und faszinierend. Aber diese Perlenmacherin bereitete ihr Unbehagen. Vielleicht lag es daran, wie diese Frau sich Gleichberechtigung anmaßte, ganz gleich, in welcher Gesellschaft sie sich befand. Als Keffria ihnen zögernd ins Arbeitszimmer folgte, versuchte sie, nicht an die widerlichen Gerüchte über diese Frau und Althea zu denken.
    Ihre Mutter jedoch schien ihre Bedenken nicht zu teilen. Obwohl sie und Keffria beide bereits im Nachthemd waren, hieß sie die beiden willkommen. Sie klingelte sogar nach Rache und bat sie, den Besuchern Tee zu bringen. »Althea ist noch nicht zu Hause«, erklärte Ronica, bevor Brashen fragen konnte. »Ich habe auf sie gewartet.«
    Er wirkte besorgt. »Das war ein übler Streich, den man Händler Restate gespielt hat. Ich habe mich gefragt, ob ihn zu Hause wohl noch Schlimmeres erwartet.« Er stand abrupt auf. »Vermutlich habt Ihr es noch nicht gehört. In Bingtown war es heute Nacht ziemlich unruhig. Ich werde Althea am besten suchen gehen. Könnt Ihr mir ein Pferd besorgen?«
    »Nur mein altes…«, begann Ronica, aber im gleichen Moment ertönte Lärm an der Tür. Brashen trat in den Flur und schaute so hastig zum Eingang, dass seine Sorge deutlich wurde.
    »Es sind Althea und ein Junge«, erklärte er und ging ihnen entgegen, als wäre das hier sein eigenes Heim. Keffria sah kurz ihre Mutter an. Obwohl Ronica nur milde verwirrt schien, empfand Keffria

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