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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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des Mannes bebte vor abergläubischer Furcht.
    Brashen ballte die Hände zu Fäusten. Wenn es der erste Tag gewesen wäre, an dem Paragon schlechte Laune gehabt hätte, wäre er überrascht gewesen. Aber das Schiff hatte vom ersten Tag an die Arbeiten verzögert. Seine Wutanfälle erschwerten es Brashen erheblich, die Arbeiter zu behalten. Und Paragon hatte bisher noch kein einziges freundliches Wort zu Brashen gesagt.
    Brashen beugte sich über die Reling. Im Augenwinkel sah er Althea, die gerade ankam, um ihre Arbeit zu beginnen. Die Szene schien sie zu verwirren. »Geht wieder an die Arbeit!«, schrie er den Arbeitern zu, die nur gaffend dastanden und sich gegenseitig anstießen. »Nehmt diesen Balken wieder hoch, und baut ihn ein!«
    »Ich nicht!«, erklärte einer der Männer. Er wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und warf seinen Hammer in den Sand. »Er hätte mich eben umbringen können. Er kann nicht sehen, wo er das Zeug hinwirft, selbst wenn ihn das kümmern würde. Was ich nicht glaube. Er hat schon Leute umgebracht, das weiß jeder.
    Mein Leben ist mir mehr wert, als was Ihr für mein Tagwerk bezahlt. Ich gehe. Ich will mein Geld.«
    »Ich auch.«
    »Und ich auch.«
    Brashen kletterte über die Reling und sprang dann auf den Strand herunter. Er ließ sich die Schmerzen nicht anmerken, die in seinem Kopf hämmerten. Entschlossen näherte er sich den Männern und hoffte inständig, dass es nicht wirklich zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung kam. Dann knöpfte er sich den Mann vor, der zuerst gesprochen hatte. »Wenn du bezahlt werden willst, dann bleibst du hier und beendest dein Tagwerk. Wenn du jetzt gehst, kriegst du keinen Heller.« Er sah die anderen finster an und betete, dass sein Bluff wirkte. Er wusste nicht, wo er neue Leute herbekommen sollte, wenn diese Arbeiter einfach gingen. Sie waren der Abschaum aus den Tavernen, die nur so lange arbeiteten, bis sie genügend Geld zum Versaufen hatten. Er hatte ihnen bessere Löhne bieten müssen, als sie woanders bekommen konnten, um sie zu diesem verwünschten Schiff herauszulocken. Als die Männer jetzt unzufrieden murrten, schrie er sie an: »Nehmt an oder lasst es bleiben! Ich habe euch nicht für einen halben Tag Arbeit angestellt, und ich werde auch nicht für einen halben Tag bezahlen. Nehmt den Balken hoch!«
    »Ich arbeite«, sagte einer der Männer schließlich. »Aber nicht hier vorn, wo er mich packen oder mit einem Balken zerschmettern kann. Das mache ich nicht.«
    Brashen spie angewidert aus. »Dann arbeite eben hinten am Heck. Amber und ich übernehmen den Bug, wenn euch dazu der Mumm fehlt.«
    Paragon lächelte böswillig. »Einige ziehen einen schnellen Tod vor, einige einen langsamen. Andere kümmert es nicht, ob ihre Söhne ohne Beine geboren werden oder blind, wie dieses verfluchte Schiff. Nehmt nur eure Hämmer in die Hand und arbeitet weiter. Was kümmert es euch schon, was morgen passiert.« Mit tieferer Stimme fuhr er fort: »Warum solltet ihr auch erwarten, lange zu leben?«
    Brashen wirbelte herum. »Sprichst du mit mir?«, wollte er wissen. »Die ganze Zeit kein Wort und dann so was?«
    Einen Augenblick veränderte sich die Miene von Paragon. Brashen wusste nicht, wie er den Ausdruck benennen sollte, aber er ging ihm zu Herzen. Einen Moment später starrte das Schiff ihn hochmütig an. Die Galionsfigur holte tief Luft und verstummte.
    Brashen riss der Geduldsfaden. Die Helligkeit der Sonne brannte ihm ins Gehirn und steigerte die Schmerzen ins Unerträgliche. Er schnappte sich einen der Eimer mit Trinkwasser, die die Arbeiter am Bug stehen gelassen hatten. Mit aller Kraft schleuderte er dem Paragon das Wasser ins Gesicht.
    Das ganze Schiff erbebte, und die Galionsfigur stieß ein wütendes Knurren aus. Wasser tropfte von seinem Bart und rann über seine nackte Brust. Brashen ließ den leeren Eimer fallen und schrie das Schiff an: »Tu nicht so, als könntest du mich nicht hören! Ich bin dein Kapitän, verdammt noch mal, und ich werde keinen Ungehorsam dulden, weder von dir noch von jemand anderem! Hämmer dir das in deine sture Birne, Paragon! Du wirst segeln. So oder so werde ich dich ins Wasser schleppen und die Segel an deine Knochen hängen! Du hast jedoch eine Wahl, und du solltest dich schnell entscheiden, weil mir die Geduld ausgeht. Du kannst hier in See stechen und jammern, schmollen wie ein ungeratenes Gör, und die ganze Flotte wird das mit ansehen. Oder du kannst den Kopf stolz heben und hier wegsegeln,

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