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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hoffnungslos.
    Jetzt nahm sie Delo die kleine Börse aus der Hand und setzte sich, um den Inhalt zu untersuchen. Die unzufriedene Miene ihrer Freundin machte ihr klar, dass Delo etwas mehr Begeisterung erwartet hatte. Malta spielte sie ihr vor. Es war eine kleine Leinenbörse, die reich bestickt und mit vergoldeten Schnüren verschlossen war. Vermutlich hatte Cerwin sie extra für diesen Zweck gekauft. Malta versuchte vergeblich, sich darüber zu freuen. Aber die Gedanken an Cerwin waren nicht mehr so aufregend wie noch vor kurzer Zeit. Er hatte sie nicht geküsst.
    Von dieser Enttäuschung hatte sie sich immer noch nicht erholt. Aber was dann folgte, war noch viel schlimmer gewesen. Sie hatte geglaubt, dass Männer Macht besaßen. Und als sie das erste Mal jemanden bat, diese Macht für sie einzusetzen, hatte er sie enttäuscht. Cerwin Trell hatte versprochen, ihr zu helfen, und was hatte er getan? Bei der Händlerversammlung hatte er sie die ganze Zeit nur höchst unschicklich angestarrt. Der halbe Saal musste das bemerkt haben. Und war er aufgestanden und hatte das Wort ergriffen, als Althea die Händler um Hilfe gebeten hatte? Hatte er wenigstens seinen Vater gedrängt, sich für sie einzusetzen? Nein. Er hatte sie nur angeglotzt. Niemand hatte ihr geholfen. Niemand würde ihr helfen.
    »Befreie mich, und ich werde dir helfen, das verspreche ich dir!« Die Worte des Drachen aus dem Traum, den sie mit Reyn geteilt hatte, hallten plötzlich in ihrem Kopf wider. Sie fühlte einen schmerzhaften Stich in der Schläfe. Wenn sie doch nur eine Weile ruhen könnte. Delo räusperte sich und erinnerte Malta daran, dass sie einfach nur mit Cerwins Börse in der Hand dasaß.
    Malta zog die Schleife auf und schüttete den Inhalt des Beutels in ihren Schoß. Ein paar Münzen und einige Ringe kamen zum Vorschein. »Cerwin wird eine Menge Ärger bekommen, falls Papa herausfindet, dass er dir diese Ringe gegeben hat«, erklärte Delo vorwurfsvoll. »Den kleinen Silberring hat Mama ihm geschenkt, weil er so gut bei seinem Unterricht aufgepasst hat.« Sie verschränkte die Arme und sah Malta missbilligend an.
    »Er wird es nicht herausfinden«, erwiderte Malta trostlos. Delo war wirklich noch ein Kind. Die Ringe waren kaum die Mühe wert, sie zu verkaufen. Zweifellos hielt Delo diesen kleinen Beutel für ein großartiges Geschenk, aber Malta wusste es besser. Sie hatte den ganzen Vormittag mit den Haushaltsbüchern verbracht und wusste, dass man mit dem Inhalt dieser Börse zwei gute Handwerker kaum eine Woche lang entlohnen konnte. Ob Cerwin genauso wenig Ahnung von Finanzen hatte wie Delo? Malta hasste es zwar, die Kontobücher zu führen, aber jetzt kannte sie sich in Gelddingen weit besser aus. Und sie erinnerte sich noch an den Grimm, den sie empfunden hatte, als ihr klar geworden war, wie leichtsinnig sie die Goldstücke ausgegeben hatte, die ihr Vater ihr damals geschenkt hatte. Sie hätten für ein Dutzend Kleider reichen können. Diese kleinen Goldstücke waren weit mehr wert als der gesamte Inhalt dieses Beutels. Jetzt wünschte sich Malta, dass sie sie noch hätte. Sie kämen damit ihrem Ziel, das Schiff wieder flottzumachen, einen großen Schritt näher. Cerwin verstand einfach nicht, wie groß ihre Schwierigkeiten waren. Das war genauso enttäuschend wie der verpasste Kuss.
    »Warum hat er bei der Versammlung nichts gesagt?«, fragte Malta. »Er wusste doch, was auf dem Spiel stand. Er weiß, was es für mich bedeutet. Aber er hat nichts gemacht.«
    Delo reagierte gereizt. »Das hat er doch. Er hat alles getan, was er konnte. Er hat mit Papa zu Hause gesprochen. Papa meinte, es wäre eine sehr komplizierte Situation, in die wir uns nicht einmischen dürften.«
    »Was soll daran kompliziert sein?«, wollte Malta wissen. »Mein Vater ist entführt worden, und wir müssen ihn retten. Dafür brauchen wir Hilfe!«
    Delo verschränkte die Arme vor der Brust und reckte trotzig das Kinn. »Das ist eine Angelegenheit der Vestrits. Die Trell-Familie kann sie nicht für euch lösen. Wir müssen auf unsere eigenen Geschäftsbeziehungen achten. Und was bringt es uns, wenn wir Geld in die Suche nach deinem Vater investieren?«
    »Delo!« Malta war entsetzt, und der Schmerz, den sie empfand, war echt. »Wir sprechen hier über das Leben meines Vaters… Er ist der Einzige, der sich wirklich für das interessiert, was aus mir wird! Hierbei geht es nicht um Geld oder Profit!«
    »Irgendwann geht es bei allen Dingen um den Profit«,

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