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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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als kümmerte es dich einen Dreck, was irgendjemand jemals über dich gesagt hat. Du hast die Chance, allen zu beweisen, dass sie dir Unrecht getan haben. Du kannst ihnen ihre ganzen Gemeinheiten in den Rachen stopfen. Du kannst wie ein Bingtowner Zauberschiff hier ablegen, und wir können den Piraten die Hölle heiß machen. Oder aber du kannst beweisen, dass sie alle Recht hatten und ich der Narr bin. Ich sage dir das, weil das die einzige Angelegenheit ist, in der du ein Mitspracherecht hast. Du wirst nicht entscheiden, ob wir in See stechen oder nicht, weil ich der Kapitän bin und das bereits entschieden habe. Du bist ein Schiff, kein Blumenkübel! Du bist geschaffen worden, um zu segeln, und du wirst segeln. Ist das klar?«
    Das Schiff biss die Kiefer zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust. Brashen wirbelte herum und schnappte sich den zweiten Eimer. Mit einem angestrengten Knurren schleuderte er den Inhalt der Galionsfigur ins Gesicht. Paragon zuckte zurück und spuckte erschreckt.
    »Ist das klar?«, schnauzte Brashen ihn an. »Antworte gefälligst!«
    Die Arbeiter beobachteten ihn ehrfürchtig. Sie warteten darauf, dass er starb.
    Althea hatte Ambers Arm gepackt. Die Augen der Perlenmacherin glühten vor Wut. Nur Altheas Griff konnte sie davon abhalten, sich zwischen Brashen und das Schiff zu stellen. Mit einem Zeichen bedeutete ihr Althea zu schweigen. Amber ballte die Hände zu Fäusten, gehorchte aber.
    »Es ist klar«, erwiderte Paragon schließlich. Er stieß die Worte barsch aus, aber er hatte geantwortet. Brashen klammerte sich an diesen winzigen Sieg.
    »Gut«, meinte er. Seine Stimme klang überraschend ruhig. »Ich lasse dich jetzt in Ruhe über diese Alternative nachdenken. Ich glaube, du kannst mich stolz auf dich machen. Ich muss wieder an die Arbeit. Wenn du lossegelst, will ich, dass du genauso prächtig aussiehst wie damals, als du vom Stapel gelaufen bist.« Er hielt kurz inne. »Vielleicht schaffen wir es ja auch, dass ihnen der ganze Mist im Hals stecken bleibt, den sie über mich erzählt haben.«
    Er drehte sich mit einem Grinsen zu Althea und Amber um. Aber keine der beiden Frauen erwiderte es. Nach einem Moment verschwand es auch von Brashens Gesicht. Er holte tief Luft und schüttelte den Kopf. Dann senkte er die Stimme und sprach nur zu ihnen. »Ich gebe mein Bestes bei ihm, und das auf die einzige Art, die ich kenne. Ich werde segeln. Ich werde alles tun oder sagen, was nötig ist, um dieses verdammte Schiff wieder zu Wasser zu lassen.« Er erwiderte finster ihre missbilligenden Blicke.
    »Vielleicht solltet ihr beide euch ja noch einmal überlegen, wie wichtig euch das hier eigentlich wirklich ist. Aber während ihr nachdenkt, sind wir die Bugmannschaft. Vielleicht kann ich heute Abend ja einige neue Leute anheuern, die keine Angst vor ihm haben. Aber ich kann deswegen jetzt nicht das Tageslicht verschwenden.« Er deutete auf den Holzbalken, der im Sand lag. »Wir werden ihn wieder einbauen.« So ruhig er konnte, fuhr er fort: »Wenn er glaubt, dass ihr Angst vor ihm habt… Und wenn er zu der Überzeugung kommt, dass er mit seinem Verhalten durchkommt… dann sind wir alle verloren. Einschließlich Paragon selbst.«
    Es war der Beginn eines langen, schweißtreibenden Tages. Die Gleitkufen waren sehr schwer. Brashen arbeitete in der Sonne, bis sein Gehirn im Schädel zu kochen schien. Sie schaufelten den trockenen Sand aus und trugen ihn weg. Die Felsbrocken, auf die sie stießen, waren entweder zu Schichten verkeilt oder immer etwas zu schwer für eine einzelne Person. Er trieb seinen Körper unbarmherzig weiter an und bestrafte ihn für sein ständiges Verlangen nach Cindin. Hätten Althea oder Amber nach einer Pause verlangt, hätte er sie ihnen gewährt. Aber Althea war genauso stur wie er, und Amber war bemerkenswert zäh. Sie hielten das Tempo mit, das er angeschlagen hatte. Mehr noch, als sie unter der Galionsfigur arbeiteten, schlossen sie Paragon in das Gespräch mit ein, ignorierten sein störrisches Schweigen.
    Die Bemühungen der beiden Frauen und ihre Furchtlosigkeit schienen die Arbeiter zu beschämen. Zuerst half ihnen einer und dann noch einer beim Bug. Als Ambers Freundin Jek vorbeischlenderte, um nachzusehen, wie sie weiterkamen, packte sie einige Stunden lang mit an und bewies ihre beträchtliche Muskelkraft. Clef kam und ging. Er war mindestens genauso oft im Weg, wie er hilfreich war. Brashen knurrte den Jungen genauso häufig an, wie er ihn lobte.

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