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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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vertäut auf dem Strand und warteten auf ihre Nutzung. Daneben lag ein weiteres Floß mit Rollbalken. Wenn alles gut ging, würde der Paragon schließlich auf ihnen den Strand hinunterrollen und wieder in See stechen. Wenn alles gut ging. An manchen Tagen kam ihm das wie eine vergebliche Hoffnung vor.
    Die neuen Handwerker bewegten sich langsam in der heißen Sonne, Hammerschläge hallten durch die warme Luft. Unter dem Sand lagen Felsen. An einigen Stellen konnte man sie wegschlagen, um die Rutschen unter das Schiff zu legen. An anderen Stellen wiederum versuchten Männer, Hebel unter das Schiff zu bringen. Es würde ungeheure Mühe kosten, es anzuheben, damit man weitere Hebel noch tiefer hineinschieben konnte. Jede Bewegung verursachte neue Schäden an dem alten Kahn.
    Nach all den Jahren auf der Seite mussten die Balken und Planken einfach nachgegeben haben. Soweit Brashen das sehen konnte, war der Rumpf nicht allzu sehr in Mitleidenschaft gezogen worden, aber das Schiff musste erst aufgerichtet werden, bevor er sich endgültig davon überzeugen konnte. Doch sobald er aufrecht stand und schwamm, und Brashen betete, dass der Paragon schwamm, würde die eigentliche Arbeit beginnen. Der ganze Rumpf musste ausgerichtet werden, bevor man ihn wieder kalfatern konnte. Dann musste ein neuer Mast aufgerichtet werden… Brashen unterbrach diesen Gedankengang. Er durfte nicht soweit vorausdenken, sonst würde er sich selbst entmutigen. Ein Tag und eine Aufgabe, mehr konnte sein schmerzender Kopf nicht bewältigen.
    Er fuhr unbewusst mit der Zunge über die Innenseite seiner Unterlippe und tastete nach dem Stück Cindin. Es war keines da. Selbst die tiefen Wunden von der Suchtdroge heilten allmählich ab. Sein Körper schien die Droge leichter vergessen zu können als sein Geist. Er sehnte sich nach Cindin wie ein Verdurstender nach Wasser. Er hatte vor zwei Tagen sogar seinen Ohrring gegen ein Stück eingetauscht und es dann bereut. Nicht nur hatte er dadurch einen Rückfall erlitten, sondern das Cindin war auch ausgesprochen schlecht gewesen, ein Witz. Trotzdem, hätte er noch ein einziges Silberstück gehabt, er hätte der Versuchung nicht widerstehen können. Doch die einzigen Münzen, die er besaß, waren die in dem Beutel, den ihm Ronica Vestrit anvertraut hatte. Gestern Nacht war er schweißgebadet und mit rasenden Kopfschmerzen aufgewacht. Er hatte bis zum Morgengrauen wach gelegen und versucht, die Krämpfe in Händen und Füßen zu bekämpfen, während er gleichzeitig die dünne Börse anstarrte. Wie falsch konnte es wohl sein, einige Münzen davon für sich zu nehmen, um wieder in Ordnung zu kommen? Das Cindin würde ihn befähigen, länger wach zu bleiben und mehr Energie für seine Aufgaben aufzubringen. Am Morgen hatte er den Beutel geöffnet und die Münzen gezählt. Dann hatte er sie wieder in den Beutel zurückgelegt und war in die Kombüse gegangen, wo er sich einen weiteren Topf Kamillentee aufbrühte.
    Amber hatte dort gesessen und geschnitzt und wohlweislich nichts gesagt. Er wunderte sich immer noch, wie leicht sie sich an seine Anwesenheit gewöhnt hatte. Sie akzeptierte sein Kommen und Gehen ohne jeden Kommentar. Und sie bewohnte immer noch die Kapitänskajüte. Um sie zu seiner Unterkunft zu machen, war immer noch genug Zeit, wenn der Paragon wieder schwamm. Bis dahin schlief er in seiner Hängematte im Zwischendeck. Es wurde immer schwieriger, auf dem geneigten Schiff zu leben, je stärker der Neigungswinkel wurde.
    »Paragon, nein!«
    Ambers laute, ungläubige Stimme ertönte zusammen mit dem ungeheuren Krachen eines Balkens. Andere Stimmen schrien Warnungen. Brashen kletterte hastig vor und kam in dem Moment auf dem Vordeck an, als ein Balken mit einem sirrenden Geräusch gegen einen Felsbrocken auf dem Strand prallte. Überall zogen sich Arbeiter von dem Schiff zurück. Sie riefen einander Warnungen zu und deuteten nicht nur auf den Holzbalken, sondern auch auf das Loch, das er in den Sand gegraben hatte. Mit ausdrucksloser Miene und ohne ein Wort zu sagen, verschränkte Paragon seine muskulösen Arme wieder vor der Brust und starrte mit seinen leeren Augenhöhlen auf das Meer hinaus.
    »Verdammt noch mal!«, schrie Brashen wutentbrannt. Er sah die Arbeiter an. »Wer hat ihm diesen Balken gegeben?«
    Ein bleicher Vorarbeiter antwortete ihm. »Wir wollten ihn gerade einbauen. Er hat heruntergegriffen und ihn uns einfach weggenommen… Woher bei Sa wusste er überhaupt, dass er da war?« Die Stimme

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