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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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erklärte Delo barsch. Dann wurde ihre Miene plötzlich weicher. »Das hat jedenfalls mein Vater zu Cerwin gesagt. Sie haben sich gestritten, Malta. Ich hatte richtig Angst. Als ich das letzte Mal erlebt habe, wie sich zwei Menschen angeschrien haben, war Brashen noch zu Hause. Er hat immer mit meinem Vater gestritten… Jedenfalls stand er stocksteif da, während mein Vater ihn anbrüllte. Viel weiß ich nicht mehr davon, weil ich noch klein war. Sie haben mich immer aus dem Zimmer geschickt. Und dann hat mir mein Vater eines Tages erzählt, dass Cerwin jetzt mein einziger Bruder wäre. Brashen würde nie mehr nach Hause kommen.« Ihre Stimme klang brüchig. »Die Streitereien haben aufgehört.« Sie schluckte. »Es ist nicht so wie in deiner Familie, Malta. Ihr streitet euch und schreit euch an und sagt schreckliche Dinge, aber ihr haltet zusammen. Niemand wird für immer hinausgeworfen, nicht mal deine Tante Althea. Meine Familie ist nicht so. Dafür ist in meiner Familie kein Platz.« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn Cerwin weiter gestritten hätte, hätte ich vermutlich gar keinen Bruder mehr.« Sie sah Malta auffordernd an. »Bitte. Bringe meinen Bruder nicht dazu, dir hierbei zu helfen. Bitte.«
    Ihr Flehen erschütterte Malta. »Ich… Es tut mir Leid«, sagte sie verlegen. Sie hätte nicht gedacht, dass ihre Experimente mit Cerwin noch jemand anderen betrafen als ihn. In letzter Zeit schien alles größer und weitreichender zu sein als früher. Als sie das erste Mal hörte, dass ihr Vater gefangen genommen worden war, kam ihr das nicht real vor. Sie hatte es als eine Gelegenheit benutzt, die Rolle der erschütterten Tochter zu spielen, aber sie hatte wirklich geglaubt, dass ihr Vater bald nach Hause kommen würde. Ihr Papa war nicht wirklich von Piraten gefangen genommen worden. Nicht der mutige, gut aussehende Kyle Haven. Dennoch war das allmählich immer realer geworden. Mittlerweile begriff sie, dass er vielleicht überhaupt nicht mehr nach Hause kommen würde.
    Sie sammelte die Münzen und die Ringe ein, legte sie wieder in die Börse zurück und reichte sie Delo. »Du solltest Cerwin das wiedergeben. Ich möchte ihn nicht in Schwierigkeiten bringen.« Außerdem war es nicht genug, um ihr wirklich zu helfen, aber das sagte sie lieber nicht.
    Delo sah sie entsetzt an. »Das kann ich nicht. Er würde sofort ahnen, dass ich dir etwas gesagt habe. Und er wäre wütend auf mich. Bitte, Malta, du musst sie behalten, damit ich ihm sagen kann, dass ich sie dir gegeben habe. Außerdem hat er mich gebeten, dich zu fragen, ob du ihm etwas schreiben oder ihm ein Geschenk machen kannst.«
    Malta sah sie nur an. In letzter Zeit überkam sie manchmal das Gefühl, als wären ihr die Pläne und Ideen ausgegangen. Sie wusste, dass sie aufstehen und im Raum umhergehen sollte. Sie müsste etwas sagen wie: »Es gibt nur noch so wenig, was mir gehört… Das Meiste habe ich verkauft, um Geld zur Rettung meines Vaters zu beschaffen.« Früher wäre ihr das vornehm und romantisch vorgekommen. Sie war sich wie eine Heldin in einer Geschichte vorgekommen, als sie an diesem ersten Tag den Inhalt ihrer Schmuckkassette auf den Tisch schüttete. Wie Althea und Großmutter und ihre Mutter hatte sie Armbänder, Ketten und Ringe aussortiert und zu kleinen Haufen aufgeschichtet. Damals war ihr das wie ein Ritual für Frauen vorgekommen. Die kleinen gemurmelten Kommentare waren ihr wie Gebete erschienen. Das ist Gold, das Silber, das ist zwar altmodisch, aber die Steine sind wertvoll. Und dann die kleinen Geschichten, die sie sich dabei erzählt hatten, Geschichten, die sie längst kannten. »Diesen Ring hat mir mein Vater geschenkt. Es war der erste Ring, den ich je bekommen habe. Sieh mal, jetzt passt er nicht mal mehr auf meinen kleinen Finger.« Oder Großmutter hatte gesagt: »Sie riechen so gut.« Und Althea hatte hinzugefügt: »Ich erinnere mich noch daran, wie Papa sie für dich ausgesucht hat. Ich weiß noch, dass ich ihn fragte, warum er parfümierte Edelsteine kauft, wo er doch keine Regenwild-Waren mochte. Er sagte, es würde ihm nichts ausmachen, weil du sie so gern haben möchtest.« Während sie ihren Schmuck sortierten, erzählten sie sich Geschichten, die plötzlich die besseren Zeiten heraufbeschworen. Malta hatte sogar die Dinge hergeben wollen, die sie von Reyn geschenkt bekommen hatte, aber die anderen hatten das nicht zugelassen. Falls sie Reyns Antrag ablehnte, so sagten sie, müssten diese Geschenke alle

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