Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
eskortierte. Cerwin hatte sie im Stich gelassen, und er wusste nicht einmal, wann man ein Mädchen küsste. Reyn war ihr nicht zu Hilfe gekommen. Sie hasste ihr Leben. Die Probleme waren viel zu groß. Sie war in einem Leben gefangen, das sie nicht ändern konnte. Und es war zu heiß. Sie erstickte beinahe. Es war so schwül.
Sie versuchte, zur Seite zu rollen, aber es war nicht genug Platz da. Verblüfft wollte sie sich aufsetzen. Ihr Kopf schlug an ein Hindernis. Als sie die Hände hob, berührten sie nur feuchtes, raues Holz. Sie öffnete die Augen: Alles war schwarz. Sie war gefangen, eingesperrt, und niemand merkte es. Sie schlug mit den Händen gegen dieses Gefängnis. »Hilfe! Lasst mich raus! Hilf mir doch jemand!« Sie trat und schlug, drückte mit Händen, Ellbogen, Knien und Füßen. Nichts gab nach. Ihr Gefängnis wirkte dadurch nur noch kleiner. Die Luft, die sie zum Atmen hatte, schien schon warm und feucht von ihrem Atem zu sein. Sie versuchte zu schreien, aber selbst dafür hatte sie nicht genug Luft.
»Es ist ein Traum«, sagte sie sich. Sie zwang sich, vollkommen ruhig liegen zu bleiben. »Das ist ein Traum. Ich bin sicher in meinem eigenen Bett. Ich muss einfach nur aufwachen. Wach auf.« Sie dehnte ihre Muskeln, spannte sie an und versuchte, die Augen zu öffnen. Es ging nicht. Sie hatte nicht einmal genug Platz, ihre Hände vor die Augen zu schlagen. Sie keuchte krampfhaft vor Furcht. Ein klagender Schrei drang aus ihrem Mund.
»Verstehst du jetzt, warum er mich befreien muss? Hilf mir. Bring ihn dazu, mich zu befreien. Ich verspreche dir, dass ich dir helfen werde. Ich bringe dir deinen Vater und das Schiff zurück. Du musst nichts weiter tun, als ihn dazu zu bringen, mich zu befreien.«
Diese Stimme kannte sie. Sie hatte sie in ihrem Traum gehört, den sie mit Reyn geteilt hatte. »Lass mich raus«, flehte sie den Drachen an. »Lass mich aufwachen.«
»Bringst du ihn dann dazu, mir zu helfen?«
»Er sagt, dass er es nicht kann.« Malta fand kaum noch die Luft für diese Worte. »Er würde es sicher tun, wenn er es könnte.«
»Sorg dafür, dass er einen Weg findet.«
»Das kann ich nicht.« Eine Sekunde später rückte die Dunkelheit noch näher. Sie würde ohnmächtig werden. Sie würde in diesem Traum ersticken. Konnte man in einem Traum überhaupt ohnmächtig werden? »Bitte. Ich habe keine Kontrolle über Reyn! Ich kann ihn zu nichts zwingen.«
Das Drachenweibchen lachte. Es war ein dunkles, grollendes Lachen. »Sei nicht albern. Er ist nur ein Männchen. Du und ich, wir sind Königinnen. Wir sind dazu bestimmt, unsere Männchen zu beherrschen. Das ist das angemessene Gleichgewicht der Welt. Denk darüber nach. Du weißt, wie du das bekommst, was du willst. Nimm es. Und befreie mich.«
Malta hatte das Gefühl, plötzlich in die Schwärze hinausgeschleudert zu werden. Die Barrieren um sie herum waren verschwunden. Sie suchte krampfhaft nach einem Halt, aber ihre ausgestreckten Hände fanden nichts. Sie torkelte durch die Finsternis, während der Wind um sie herum heulte. Dann landete sie schwer auf einer weichen Unterlage.
Sie schlug die Augen auf und fand sich in ihrem Schlafzimmer wieder. Es war ein heißer Sommertag, und die Sonne ergoss sich durch das offene Fenster in den Raum. »Vergiss es nicht.« Jemand sagte diese Worte direkt neben ihrem Ohr. Sie hörte sie. Aber da war niemand.
Am Abend stellten sie fest, dass sie heute mehr geschafft hatten als an den zwei Tagen zuvor. Trotzdem fragte sich Brashen, wie viele der Arbeiter wohl morgen wiederkommen würden. Er konnte es ihnen nicht verdenken. Schließlich wusste er ja nicht einmal mehr, warum er selbst blieb. Es war weder sein Schiff, um das es hier ging, noch sein Neffe. Als er sich fragte, warum er weitermachte, mündete das in der Erkenntnis, dass er nichts Besseres zu tun hatte. Die Springeve war in der zweiten Nacht, nachdem er an Land gegangen war, aus dem Hafen verschwunden. Offenbar hatte Finney den Braten gerochen, seine Verluste abgeschrieben und war geflohen. Zu diesem Leben konnte er nicht mehr zurück.
Und nur sehr selten gestand er sich ein, dass er nur auf diese Art und Weise in Altheas Nähe sein konnte. Das ließ sein Stolz nicht zu. Sie widmete ihm weniger Aufmerksamkeit als Clef. Wenigstens lächelte sie den Jungen an. Verstohlen warf er ihr einen Blick zu. Ihr Haar klebte verschwitzt an ihrem Kopf. Sie trug eine weiße Hose und eine weite Bluse aus demselben Material. Sand klebte an dem Stoff und
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