Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
seinen Gedanken ganz woanders. »Mutter, du hast versprochen, dass ich Malta nicht mit kostspieligen Geschenken den Kopf verdrehen würde. Darf ich denn einfache Gaben mitbringen, die jeder junge Mann einem Mädchen überbringen kann? Früchte, Blumen und Süßigkeiten?«
»Ich wüsste nicht, was sie gegen solche Geschenke einwenden könnten.«
»Gut.« Er nickte. »Lässt du mir Körbe zubereiten, die ich an jedem Tag meines Besuchs überreichen kann?« Er lächelte. »Diese Körbe sollten mit Bändern und weichen Tüchern in hellen Farben geschmückt sein. Und in jedem sollten ein oder zwei Fläschchen auserlesenen Weins liegen… Ich denke nicht, dass das zu weit geht.«
Seine Mutter lächelte. »Du solltest besser vorsichtig vorgehen, mein Sohn. Ronica Vestrit wird dir sehr deutlich zu verstehen geben, wenn du die Grenzen überschreitest, die sie gesetzt hat. Ich denke nicht, dass du zu schnell mit ihr aneinander geraten solltest.«
Reyn ging bereits in die andere Richtung. Er sah zurück, ein kurzer Blick aus seinen kupferfarbenen Augen. »Ich werde mich nicht zu schnell mit ihr anlegen, Mutter. Aber ich werde mich auch nicht bemühen, es zu vermeiden.« Er ging weiter, während er sprach. »Ich werde Malta heiraten. Und je schneller sie sich an mich gewöhnen, desto einfacher wird es für uns alle werden.«
Hinter ihm in der Dunkelheit verschränkte Jani die Arme. Offensichtlich hatte er Ronica Vestrit noch nicht kennen gelernt. Ihre Augen funkelten amüsiert, als sie sich fragte, ob die Halsstarrigkeit ihres Sohnes endlich ihr gleichwertiges Pendant in der Sturheit der Bingtown-Händlerin finden würde.
Reyn blieb stehen. »Hast du einen Vogel losgeschickt, um Sterb von meiner Brautwerbung zu berichten?«
Jani nickte. Es freute sie, dass er fragte. Reyn kam nicht immer gut mit seinem Stiefvater zurecht. »Er wünscht dir Glück. Und die kleine Kys sagt, dass du nicht vor dem nächsten Winter heiraten darfst, wenn sie nach Trehaug zurückkehren. Und Mando lässt dir ausrichten, dass du ihm eine Flasche Durjan-Brandy schuldest. Es geht um irgendeine Wette, die ihr vor langer Zeit abgeschlossen hättet und die besagte, dass dein Bruder vor dir heiraten würde.«
Reyn war bereits weitergegangen. »Diese Wette verliere ich nur zu gern«, rief er über die Schulter zurück.
Jani sah ihm lächelnd hinterher.
4. Bindungen
Brigs Hände ruhten mit lässiger Kompetenz auf den Speichen von Viviaces Steuerrad. Das Gesicht des Matrosen zeigte den entspannten Ausdruck eines Mannes, der sich des Schiffes als einer Verlängerung seines eigenen Körpers bewusst war. Wintrow blieb einen Augenblick stehen, um ihn genauer zu betrachten, bevor er sich ihm näherte. Brig war noch jung, kaum fünfundzwanzig Jahre. Sein kastanienbraunes Haar steckte unter einem gelben Kopftuch, auf dem das Rabensymbol prangte. Er hatte graue Augen, und über seine alte Sklaventätowierung hatte er einen dunkelblauen Raben nadeln lassen, der die alte Markierung beinahe völlig verdeckte. Trotz seiner Jugend strahlte Brig eine Autorität aus, die auch ältere Seeleute dazu brachte, seine Befehle augenblicklich zu befolgen. Kennit hatte eine gute Wahl getroffen, ihm bis zu seiner Genesung das Kommando über die Viviace anzuvertrauen.
Wintrow holte tief Luft. Er näherte sich dem älteren Mann respektvoll, aber mit Würde. Brig musste ihn als Mann akzeptieren. Wintrow wartete, bis der Matrose seinen Blick erwiderte. Er schwieg. »Ich muss Euch eine Frage stellen«, sagte Wintrow leise, aber deutlich.
»Musst du?«, erwiderte Brig amüsiert und sah dann zu seinem Ausguck im Krähennest hinauf.
»Ja«, meinte Wintrow entschlossen. »Das Bein Eures Kapitäns bessert sich nicht. Wie lange brauchen wir noch bis Bullenbach?«
»Anderthalb Tage«, teilte ihm Brig nach kurzem Nachdenken mit. »Vielleicht auch zwei.« Seine Miene blieb unbewegt.
Wintrow nickte. »Ich denke, so lange können wir noch warten. Außerdem gibt es eine Medizin, die ich gern hätte, bevor ich amputiere. Ich hoffe, dass wir sie dort bekommen können. Bis dahin könnte ich ihn kräftigen, wenn ich mehr Arzneien hätte. Als die Sklaven sich gegen die Mannschaft erhoben haben, sind eine Menge Dinge geplündert worden. Seitdem fehlt der Medizinkasten. Der wäre jetzt sehr nützlich für mich.«
»Es hat bis jetzt niemand zugegeben, dass er ihn hat?«
Wintrow zuckte mit den Schultern. »Ich habe gefragt, aber niemand antwortete mir. Viele der befreiten Sklaven reden nur sehr
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