Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
ungern mit mir. Ich glaube, Sa'Adar wiegelt sie gegen mich auf.« Er zögerte, als er merkte, wie armselig das klang. Durch Jammern würde er sich bei Brig keinen Respekt verschaffen. Er redete überlegter weiter. »Vielleicht wissen sie auch gar nicht, dass sie ihn haben. Oder jemand hat ihn in der allgemeinen Verwirrung gepackt und achtlos weggeworfen. Anschließend könnte er vom Sturm über Bord gespült worden sein.« Wintrow atmete tief durch und kam wieder auf seine ursprüngliche Absicht zu sprechen. »Darin befanden sich Arzneien, die das Leiden Eures Kapitäns lindern könnten.«
Brig bedachte ihn mit einem kurzen Seitenblick. Seine Miene verriet keine Regung. »Caj!«, bellte er unvermittelt.
Wintrow stellte sich innerlich darauf ein, ergriffen und davongeschleppt zu werden. »Stell das ganze Schiff auf den Kopf!«, befahl Brig stattdessen, als der Matrose auftauchte. »Die Medizinkiste ist verschwunden. Ich will, dass sie gefunden wird, falls jemand sie hat. Zumindest will ich erfahren, wer sie zuletzt in der Hand gehabt hat. Beweg dich.«
»Aye«, erwiderte Caj und stürmte davon.
Als Wintrow keine Anstalten machte, sich zu entfernen, stieß Brig ein gereiztes Schnauben aus. »Noch was?«
»Mein Vater ist…«
»SCHIFF IN SICHT!«, rief der Ausguck plötzlich. Und einen Moment später präzisierte er seine Angaben. »Eine chalcedanische Galeone, aber unter der Flagge eines Patrouillenschiffes des Satrapen. Sie holen rasch auf. Sie haben Ruderer und alle Segel gesetzt. Anscheinend haben sie in dem Meeresarm auf der Lauer gelegen.«
»Verdammt!« Brig spie aus. »Er hat es wirklich getan! Dieser Hurensohn hat die chalcedanischen Söldner gerufen! Klar Schiff!«, brüllte er. »Nur die Mannschaft! Alle anderen unter Deck und aus dem Weg. Setzt Segel!«
Wintrow war bereits unterwegs zur Galionsfigur, wobei er automatisch den Männern auswich. Auf Deck wimmelte es plötzlich wie auf einem Ameisenhaufen.«Vor ihnen scherte die Marietta in die eine Richtung aus, während die Viviace die andere einschlug. Wintrow stürmte auf das Vordeck und klammerte sich an der Reling fest. Hinter sich hörte er schwache Rufe, als das chalcedanische Schiff sie anrief. Brig würdigte sie nicht einmal einer Antwort.
»Das verstehe ich nicht!«, rief Viviace. »Warum führen chalcedanische Kriegsschiffe die Flagge des Satrapen?«
»Ich habe schon in Jamaillia Gerüchte gehört. Satrap Cosgo hat angeblich Chalcedaner angeheuert, damit sie in der Inneren Passage patrouillieren. Eigentlich sollen sie die Piraten vertreiben, aber das erklärt nicht, warum sie uns verfolgen. Einen Augenblick!« Er kletterte rasch in die Wanten, von wo aus er einen besseren Überblick über die Geschehnisse hatte. Das chalcedanische Schiff war für die Kriegsführung gebaut, nicht für den Handel. Zusätzlich zu den Segeln wurde es noch von zwei Ruderreihen angetrieben, die mit Sklaven besetzt waren. Es war ein langes, schlankes Schiff, und auf seinen Decks wimmelte es von Bewaffneten. Helme und Schwerter funkelten in der Frühlingssonne. Die Flagge des Satrapen mit den weißen Türmen Jamaillia-Stadts auf blauem Grund passte irgendwie nicht zu den blutroten Segeln der Galeone.
»Er hat tatsächlich ihre Kriegsschiffe in unsere Gewässer geholt?« Viviace konnte es nicht glauben. »Ist er denn verrückt geworden? Die Chalcedaner besitzen keine Ehre. Genauso gut könnte man einen Dieb als Wächter für ein Lagerhaus bestellen.« Sie warf einen furchtsamen Blick über die Schulter. »Verfolgen sie uns?«
»Ja«, sagte Wintrow nachdrücklich. Sein Herz hämmerte in seiner Brust. Was sollte er hoffen? Dass dieses Patrouillenboot der Chalcedaner sie einholte? Die Piraten würden die Viviace nicht kampflos aufgeben. Das bedeutete noch mehr Blutvergießen. Und wenn die Chalcedaner gewannen, würden sie die Viviace dann ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgeben? Vielleicht. Vermutlich jedoch würden sie das Schiff nach Jamaillia-Stadt schleppen, damit der Satrap darüber befinden konnte. Die Sklaven, die sich auf Deck zusammendrängten, würden erneut versklavt werden, und das wussten sie. Sie würden kämpfen. Die Sklaven überwogen die Besatzung, die das chalcedanische Schiff tragen konnte, bei weitem. Aber sie waren unbewaffnet und unerfahren im Kampf. Es werden Ströme von Blut fließen, dachte Wintrow
Also, sollte er Viviace zur Flucht drängen oder sie bestürmen zu zaudern? Doch er kam nicht einmal dazu, seinen inneren Widerstreit zu
Weitere Kostenlose Bücher