Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
in all den Jahren so achtlos vernichtet haben. Bedauern und Reue können jemanden genauso stark antreiben wie Neugier.«
    Jani ballte die Fäuste. »Reyn. Ich werde das nicht weiter mit dir diskutieren. Wenn du über dieses Thema noch einmal mit mir sprechen willst, dann tu das bitte in meinem Salon, nicht hier, in dieser feuchten Höhle mit diesem… diesem Ding, das all deine Gedanken beeinflusst. Und das ist endgültig.«
    Reyn richtete sich langsam auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, aber das war auch gar nicht nötig. Sie wusste, dass seine Lippen zusammengepresst waren. Dickköpfiger Kerl. Warum musste er nur immer so eigensinnig sein?
    Sie sah ihn nicht an, als sie ihm jetzt ihr Friedensangebot unterbreitete. »Sohn, nachdem du den Arbeitern im Westkorridor geholfen hast, dachte ich, könnten wir uns zusammensetzen und unsere Reise nach Bingtown planen. Auch wenn ich den Vestrits versprochen habe, Malta nicht mit Geschenken den Kopf zu verdrehen, ist es dennoch angemessen, dass du ihrer Mutter und ihrer Großmutter Geschenke bringst. Sie müssen ausgewählt werden, ebenso unsere Gewänder für die Reise. Wir haben noch nicht darüber gesprochen, wie du dich präsentierst. Du kleidest dich immer so sachlich. Aber ein Mann, der auf Brautschau geht, sollte sein Gefieder putzen wie ein Pfau. Natürlich musst du weiterhin verschleiert bleiben. Aber wie stark, das überlasse ich dir.«
    Ihr Schachzug hatte Erfolg. Seine Erstarrung löste sich, und sie spürte, dass er lächelte. »Ich werde einen undurchdringlichen Schleier anlegen, aber nicht aus dem Grund, den du annimmst. Ich glaube, Malta ist eine Frau, die von Geheimnissen und Rätseln fasziniert ist. Vermutlich hat sie das sogar am Anfang zu mir hingezogen.«
    Jani ging langsam zum Eingang der Kammer. Wie sie gehofft hatte, folgte Reyn ihr. »Ihre Mutter und Großmutter scheinen sie noch für ein Kind zu halten, aber du redest von ihr wie von einer Frau.«
    »Sie ist ganz bestimmt eine Frau.« Reyns Ton ließ keinen Zweifel zu. Und seine Erklärung klang stolz. Jani bewunderte die Veränderung in ihrem Sohn. Noch nie zuvor hatte er ein solches Interesse an einer Frau gezeigt, obwohl es keinen Mangel an solchen gegeben hatte, die um seine Aufmerksamkeit buhlten. Bei den Regenwild-Familien waren alle Söhne oder Töchter des Khuprus-Clans eine ausgezeichnete Partie. Aber sie hatte erst einmal versucht, eine Ehe für ihn zu arrangieren. Seine unnachgiebige Weigerung war gesellschaftlich sehr peinlich gewesen. Es hatte auch von einigen Bingtown-Familien Angebote gegeben, aber Reyn hatte sie verachtet. Nein, ›verachtet‹ war ein zu starkes Wort für die Vorspiele, die er kaum zur Kenntnis genommen hatte. Vielleicht konnte Malta Vestrit ihren Sohn ja von seiner Besessenheit heilen. Sie lächelte Reyn über die Schulter hinweg an, als sie ihn aus dem Raum führte.
    »Ich gebe zu, dass mich diese Kind-Frau Malta fasziniert. Ihre Familie spricht auf eine bestimmte Art von ihr – und du auf eine ganz andere. Ich freue mich schon darauf, sie kennen zu lernen.«
    »Ich hoffe, dass das bald passiert. Ich habe nämlich vor, sie und ihre Verwandten auf einen Besuch einzuladen, Mutter. Falls du damit einverstanden bist, natürlich.«
    »Du weißt, dass ich keine Einwände habe. Die Vestrit-Familie ist unter den Regenwild-Händlern sehr angesehen, trotz ihrer Entscheidung, von einem Handel mit uns abzusehen. Wenn unsere Familien durch eine Ehe eine Allianz eingehen, dann wird das sicher anders. Sie haben das Zauberschiff, das sie benötigen, um Handel auf dem Regenwild-Fluss zu treiben, und sie werden es schuldenfrei besitzen, sobald die Ehe geschlossen wird. Du und Malta, ihr habt beste Aussichten auf eine wohlhabende Zukunft.«
    »Wohlstand.« Reyn verlieh dem Wort einen amüsierten Unterton. »Malta und ich haben weit bessere Aussichten als bloßen Wohlstand. Soviel kann ich dir versichern, Mutter.«
    Sie kamen an eine Abzweigung im Korridor, und Jani blieb stehen. »Du gehst zum Westkorridor und öffnest die neu entdeckte Türe.« Es schwang eine kaum hörbare Frage darin.
    »Ja«, erwiderte Reyn leicht abgelenkt.
    »Gut. Wenn du dort fertig bist, dann komm in mein Arbeitszimmer. Ich habe bis dahin einige angemessene Geschenke zusammengesucht, aus denen du eine Auswahl treffen kannst. Soll ich die Schneider bestellen? Sie könnten die neuesten Gewänder mitbringen.«
    »Ja, sicher.« Er runzelte die Stirn, offenbar mit

Weitere Kostenlose Bücher