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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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triumphierend. »Wir sind nicht nur allein und ohne Anstandsdame, hinter einer geschlossenen Tür, sondern Ihr setzt Euch auch noch unerschrocken neben mich auf das Bett. Als ich Euch erzählt habe, dass Brashen eine junge Frau geschwängert hat, seid Ihr weder blass geworden, noch habt Ihr mich gescholten, weil ich von solchen Dingen spreche. Ihr habt nur nachdenklich ausgesehen.«
    Er schüttelte verwirrt den Kopf. »Ihr tragt Euer Haar an Deck in einer praktischen Frisur. Ich habe gesehen, wie Ihr Euch an Eurem Hemd die Hände abwischt, und Ihr seid die ganze Zeit barfuß und mit einer Hose herumgelaufen, als Ihr Euch noch als Schiffsjunge ausgegeben habt. Dennoch kann ich mich an eine sehr feminine Frau in meinem Arm erinnern, die nach Veilchen duftete und ebenso graziös tanzte, wie… Nun, genauso graziös, wie Ihr die Wanten hinaufklettert. Wie macht Ihr das, Althea?« Er lehnte sich gegen das Schott, aber die Art, wie er Althea anblickte, schien ihn ihr näher zu bringen. »Wie könnt Ihr Euch so geschickt in beiden Welten bewegen? Wohin gehört Ihr wirklich?«
    »Warum muss ich mich denn für eine der beiden entscheiden?«, konterte sie. »Ihr seid doch auch beides, ein fähiger Seemann und der Sohn eines Bingtown-Händlers. Warum sollte ich nicht auch beide Fähigkeiten besitzen?«
    Er legte den Kopf in den Nacken und lachte. »Seht Ihr. Das ist auch nicht gerade eine Antwort, die man von einer Händlerstochter erwarten würde. Wenigstens nicht von einer aus Eurer Generation. Ein anständiges Mädchen würde geziert über mein Kompliment lächeln, dass sie gut tanzen kann, und mir nicht versichern, dass sie ein guter Seemann ist. Ihr erinnert mich an die Geschichten, die mir Ophelia immer erzählt. Ihr zufolge gab es einmal eine Zeit, als die Frauen neben den Männern gearbeitet haben, und zwar in jedem Geschäft, und sie manchmal sogar übertrafen.«
    »Jeder, der die Geschichte von Bingtown kennt, weiß, dass unsere Vorfahren ums Überleben kämpfen mussten, als sie an die Verwunschenen Ufer kamen. Das wisst Ihr genauso gut wie ich.« Sie war ein bisschen verärgert. Glaubte er, dass sie nicht anständig war?
    »Das weiß ich«, gab er ruhig zu. »Aber es gibt viele Frauen in Bingtown, die das nicht mehr zugeben wollen.«
    »Die meisten tun das, weil es nicht mehr modern ist. Und zwar hauptsächlich, weil ihre Väter oder Brüder sich schämen würden, wenn sie es doch täten.«
    »Das stimmt. Aber seit ich Euch beobachte, habe ich begriffen, dass sie sich irren und weder der Geschichte noch dem Leben gerecht werden. Althea. Seit einiger Zeit drängen mich meine Eltern, eine Frau zu suchen. Sie haben mich erst sehr spät bekommen, und sie würden gern ihre Enkel sehen, bevor sie zu alt sind, um noch Freude an ihnen zu haben.«
    Althea hörte bestürzt zu. Seine Worte schockierten sie. Er wollte doch wohl nicht wirklich dieses Thema zur Sprache bringen, oder doch?
    »Wenn ich in Bingtown bin, lädt meine Mutter Händlertöchter und ihre Mütter zu endlosen Nachmittagstees ein. Ich habe gehorsam an den Gesellschaften und Bällen teilgenommen. Ich habe auch mit einigen Frauen getanzt.« Er lächelte sie herzlich an. »Einige schienen sich sogar für mich zu interessieren. Aber trotzdem, alle Werbungen, die ich angefangen habe, endeten in einer Enttäuschung. Es war immer dasselbe. Mein Vater hat sich die Frau angesehen, mit der ich mich getroffen habe, und mich gefragt: ›Kann sie sich um sich selbst, den Haushalt und die Kinder kümmern, während du auf See bist?‹ Daraufhin habe ich sie näher betrachtet, und ganz gleich, wie entzückend, geistreich oder charmant sie waren, sie wirkten niemals stark genug.«
    »Vielleicht habt Ihr den Frauen nie die Chance gegeben, sich Euch zu beweisen«, meinte Althea.
    Grag schüttelte bedauernd den Kopf. »Nein. Zwei von ihnen habe ich sogar direkt gefragt. Ich habe sie daran erinnert, dass ich eines Tages der Kapitän des Zauberschiffs Ophelia sein würde. Wie wäre es, habe ich sie gefragt, wenn Ihr mich mit einem Schiff teilen müsstet? Ein forderndes und manchmal auch sehr besitzergreifendes Schiff, habe ich ehrlicherweise noch hinzugefügt. Ich habe ihnen gesagt, dass ich manchmal monatelang auf See wäre, dass ich vielleicht nicht zu Hause wäre, wenn meine Kinder geboren würden oder wenn das Dach ein Loch bekäme oder die Erntezeit käme.« Er zuckte vielsagend mit den Schultern. »Sie haben mir alle gesagt, dass ich sicher dafür sorgen könnte, mehr zu

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