Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
Ophelia ließ den Bug so unvermittelt los, dass sich das Schiff hoch aufbäumte, wie ein verrückt gewordenes Schaukelpferd. Die Bögen wurden abgefeuert, und die Teertöpfe flogen durch die Luft. Einer zerbarst auf dem Deck der Galeone, zwei segelten über die Decks der Ophelia und tauchten zischend und qualmend auf der anderen Seite ins Meer.
Einer streifte ihren Bug an Steuerbord. Ohne zu zögern, schlug die Galionsfigur auf den brennenden Schmierfilm. Sie zog die Hand zurück, und die Flammen am Bug loderten sofort wieder auf. Als sich ihre Finger ebenfalls entzündeten, schrie sie laut auf.
»Erstickt die Flammen!«, schrie Althea ihr zu, während Matrosen Wasser über ihre Hülle gossen, um das Feuer an ihrem Bug zu löschen. Ophelia hatte jedoch zu viel Angst, um Altheas Rat zu befolgen. Sie stürzte sich plötzlich auf die Galeone, ignorierte mit bloßer Willenskraft das Ruder und packte mit ihren brennenden Fingern das andere Schiff. Sie schüttelte es wie ein Spielzeug und schleuderte es dann achtlos zur Seite. Dabei blieb der größte Teil der brennenden Masse an der Galeone kleben. Nachdem sie losgelassen hatte, presste sie die Hände zusammen, biss sich auf die Lippen und presste die Flammen aus, die sie versengt hatten. Anschließend reagierte sie plötzlich gehorsam auf Ruder und Segel und wandte sich wie eine empörte Gouvernante, die mit gerafften Röcken aus einem Zimmer rauscht, von dem Chalcedaner ab. Der steckte in ernsten Schwierigkeiten. Mit hoch erhobenem Kopf rauschte sie wie eine Fregatte an der Galeone vorbei.
Die Flammen loderten hoch auf, und schwarzer Rauch stieg von dem Kriegsschiff hoch, auf dem die gefangenen Seeleute um Hilfe riefen. Nur einige hatten noch genug Luft und den Willen, der Ophelia Drohungen hinterherzuschreien. Doch das Prasseln des Feuers erstickte ihre Rufe. Die Ophelia segelte unbeeindruckt weiter.
6. Satrap Cosgo
»Ich langweile mich, und mein Kopf tut weh. Lenk mich von meinem Schmerz ab. Unterhalte mich.« Die Stimme kam von dem Diwan hinter ihr.
Serilla legte nicht einmal ihren Schreibstift aus der Hand. »Magnadon Satrap, das ist nicht meine Aufgabe«, erwiderte sie gelassen. »Ihr habt mich rufen lassen, damit ich Euch in der Angelegenheit Bingtown beraten soll.« Sie deutete auf die Schriftrollen und Bücher auf dem Tisch. »Wie Ihr seht, bin ich darauf vorbereitet.«
»Nun, du kannst kaum von mir erwarten, dass ich auf deinen Rat achte, während mein Kopf so schmerzt. Ich kann vor Schmerzen kaum sehen.«
Serilla legte die Texte, in denen sie gelesen hatte, beiseite und widmete ihre Aufmerksamkeit dem jungen Mann, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Diwan lag. Der Satrap war beinahe vollkommen unter seidenen Kissen begraben. Sie bemühte sich, jeden Ärger aus ihrer Stimme fern zu halten. »Ich kann nicht versprechen, dass mein Ratschlag Euch amüsieren wird. Aber wenn Ihr Euch die Mühe machen wollt, Euch zu mir an den Tisch zu setzen, könnte ich Euch über die Tatsachen aufklären, die den Streit mit den Bingtown-Händlern betreffen.«
Der Satrap stöhnte. »Serilla, es gefällt dir offensichtlich, mir Kopfschmerzen zu bereiten. Wenn du nicht mehr Mitgefühl entwickeln kannst, dann geh weg und schick mir Veri. Oder diese neue Gefährtin von der Jade-Insel. Wie heißt sie noch gleich? Ihr Name erinnert mich an ein Gewürz. Meggi. Schick mir Meggi.«
»Ich gehorche Euch nur zu gern, Magnadon Cosgo.« Sie gab sich nicht die Mühe, ihre Gereiztheit zu verbergen, schob die Texte beiseite und stieß sich auf dem Stuhl vom Tisch ab.
Er rollte sich auf den Kissen herum und streckte eine blasse Hand nach ihr aus. »Nein, ich habe meine Meinung geändert. Ich weiß, dass ich mir deine Weisheiten über Bingtown anhören muss. Alle meine Ratgeber haben mir gesagt, dass die Lage kritisch ist. Aber wie kann ich denken, wenn ich solche Schmerzen habe? Bitte, massiere mir den Kopf, Serilla. Nur ein bisschen.«
Serilla stand auf und setzte eine entschlossene Miene auf. Sie ermahnte sich, dass diese Bingtown-Angelegenheit gelöst werden musste. Sie konnte vielleicht sogar zu ihrem persönlichen Vorteil gelöst werden. »Magnadon Cosgo, ich wollte Euch nicht zur Last fallen. Habt Ihr Kopfschmerzen? Lasst mich sie Euch wegmassieren. Dann sprechen wir über Bingtown. Wie Ihr schon sagtet, dieses Thema ist kritisch. Und meiner Meinung nach ist die gegenwärtige Position des Satrapen diesbezüglich unhaltbar.« Sie durchquerte die Kammer, legte einige Kissen auf
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