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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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können.«
    »Kompromisse«, knurrte Cosgo angewidert. »Bin ich nicht der Satrap? Warum muss ich überhaupt Kompromisse eingehen?«
    Sie stützte das Kinn in die Hand und blickte nachdenklich in den Garten hinaus. »Weil Ihr das Versprechen Eurer Vorfahren gebrochen habt. Die Bingtown-Händler sind in vielerlei Hinsicht provinziell. Und konservativ. Sie befolgen noch viele der alten Traditionen. Sie halten ihre Verträge ein, so wie sie verfasst worden sind, und das Wort eines Mannes stirbt nicht mit ihm, sondern es obliegt der Verpflichtung seiner Nachkommen, es zu ehren. Sie erwarten von anderen dasselbe. Die Delegation war sehr ärgerlich, als sie angekommen ist. Sie hatten eine lange Reise hinter sich, auf der sie sich gegenseitig bedauern konnten. Sie haben sich gegenseitig in ihrer Meinung bestärkt, bis sie glaubten, ihre Haltung wäre unangreifbar. Und natürlich würden nur diejenigen eine so weite Reise auf sich nehmen, um uns zur Rede zu stellen, die wirklich verärgert sind. Sie waren eindeutig unsere Gegner. Trotzdem hättet Ihr die Verärgerung vielleicht mildern können, wenn Ihr Euch bereit erklärt hättet, sie persönlich zu empfangen.« Sie drehte sich zu dem Satrapen um.
    Er sah sie grimmig und mürrisch an. »Ich war in dieser Woche krank. Ich konnte gerade noch die Handelsdelegation aus Chalced empfangen. Du wirst dich vielleicht auch daran erinnern, dass da eine Priesterweihe war, an der ich teilnehmen musste.«
    »Ihr habt fast die ganze Woche im Rausch verbracht und die neuen Lustkräuter ausprobiert, die Euch die Chalcedaner mitgebracht haben. Zweimal habt Ihr mir versprochen, die Delegation aus Bingtown zu empfangen. Und zweimal habt Ihr sie Stunden warten lassen, bevor Ihr sie benachrichtigt habt, dass Ihr indisponiert wärt. Mich habt Ihr dadurch in eine sehr ungemütliche Lage gebracht. Sie sind abgereist und fühlten sich schroff behandelt und ignoriert. Und sie waren mehr denn je von ihrer eigenen Rechtschaffenheit überzeugt.« Sie unterließ es hinzuzufügen, dass sie mit ihnen übereinstimmte. Es war ihre Aufgabe, ihm die Fakten zu präsentieren, nicht ihre Gefühle. Wenigstens war das im Moment ihre Aufgabe. Sie hoffte, dass sie bald mehr Vollmachten bekam, wenn ihre Pläne aufgingen.
    »Es sind ordinäre Söhne von Ausgestoßenen und Gesetzlosen«, erwiderte er verächtlich. »Ich hätte dem Rat meines Freundes, des Herzogs Yadfin, folgen sollen und ihn als meinen Gouverneur in Bingtown einsetzen sollen. Ich sollte ihr albernes, streitsüchtiges Konzil auflösen. Alte Händler, Neue Händler… Wer kann dem noch folgen? Ein bisschen chalcedanische Disziplin würde diesem Pack gut tun.«
    Serilla konnte nicht verhindern, dass sie ihn sprachlos anstarrte. Er kratzte sich gedankenverloren die Nase.
    »Das könnt Ihr nicht ernst meinen«, sagte sie schließlich. Sie war sogar bereit, Belustigung über seinen geschmacklosen Vorschlag vorzutäuschen. Einen chalcedanischen Adligen als Gouverneur von Bingtown einsetzen?
    »Warum nicht? Chalced ist ein guter Verbündeter. Bingtowns niederträchtige Verleumdungen haben sich als völlig haltlos erwiesen. Bingtown liegt näher an Chalced als an Jamaillia. Ein Gouverneur aus Chalced könnte das Volk dort besser im Zaum halten, und wem schadet es schon, solange ich noch meine Prozente und Abgaben bekomme…?«
    »Ganz Bingtown würde gegen Euch rebellieren. Es hat bereits Gerüchte von einem Aufstand gegeben. Sie würden mit Jamaillia brechen und sich selbst regieren, bevor sie einen Chalcedaner als Gouverneur akzeptieren.«
    »Mit Jamaillia brechen? Sie sind nichts ohne Jamaillia. Bingtown ist eine hinterwäldlerische Handelsstadt, ein Grenzposten ohne jede Zukunft außer der, mit meiner Stadt Handel treiben zu können. Sie würden es nicht wagen, mit Jamaillia zu brechen.«
    »Ich fürchte, Ihr schätzt das Temperament dieser Menschen dort falsch ein. Ihr habt sie schon viel zu lange sich selbst überlassen. Und jetzt fragen sie sich, warum sie für Schutz und Verbesserungen bezahlen sollen, die sie seit mehr als fünf Jahren nicht bekommen haben.«
    »Ah, ich verstehe. Du meinst, seit dem Tod meines Vaters. Du gibst mir die Schuld an der Unzufriedenheit dieses Packs, nicht wahr?«
    »Nein. Jedenfalls nicht ganz.« Ihre Stimme klang tonlos. »Vor seinem Tod ging der Verstand Eures Vaters in die Irre. Er war nicht mehr in der Lage, alle Einzelheiten zu erfassen, wie er es als junger Mann gekonnt hatte. Und auch er hat angefangen, Bingtown zu

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