Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
alten Mann geben? Es ist einfach ekelhaft!«
Sie machte einige Schritte auf ihn zu und presste die Hände zu Fäusten geballt an ihre Seiten. »Ihr seid ekelhaft, schon weil Ihr Euch so etwas vorstellt! Meine Eltern haben mich Eurem Vater nicht ›gegeben‹! Ich bin allein nach Jamaillia-Stadt gekommen und war entschlossen, meine Studien weiterzuführen. Er war von meinem Wissen beeindruckt, als er mir in der Bibliothek der Nordländer heimlich zugehört hat, wie ich von meinem Lehrer geprüft wurde. Er hat mich eingeladen, Gefährtin seines Herzens zu werden, um ihn bei den Belangen dieser Länder zu beraten. Ich habe sehr genau darüber nachgedacht, drei Tage lang, bevor ich einwilligte und seinen Ring akzeptierte. Ich habe den Schwur geleistet, an der Seite des Satrapen zu bleiben und ihn zu beraten. Es hatte nichts mit seinem Diwan zu tun. Er war ein sehr vornehmer Mann. Und er hat es mir ermöglicht zu studieren. Außerdem hat er immer zugehört, wenn ich ihn beraten habe. Und wenn wir nicht einer Meinung waren, hat er es nicht seinen Kopfschmerzen zugeschrieben.« Sie senkte die Stimme. »Ich trauere noch immer um ihn.«
Sie öffnete die Tür und verließ den Raum. Draußen standen zwei Wachen mit versteinerten Gesichtern. Sie taten, als hätten sie von dem Streit nichts mitbekommen. Serilla schritt zwischen ihnen hindurch. Aber sie war kaum ein Dutzend Schritte weit gekommen, als sie hörte, wie die Türen aufgerissen wurden. »Serilla! Komm zurück!«
Sie ignorierte den gebieterischen Befehl.
»Bitte!« Die Stimme des Satrapen knirschte.
Sie ging weiter, und ihre Sandalen verursachten kaum ein Geräusch auf dem Marmorboden.
»Der Magnadon Satrap Cosgo bittet höflichst darum, dass seine Gefährtin Serilla in seine Gemächer zurückkehrt und ihn bezüglich der Bingtown-Angelegenheit berät.« Er bellte ihr diese Worte durch den Korridor hinterher. Sie blieb stehen und drehte sich um. Ihre Miene war ausgesucht höflich. Das betraf ihren Schwur. Sie konnte ihm ihre Gesellschaft nicht verweigern, wenn er sie in ihrem Fachgebiet um Rat fragte. Aber ihr wohlüberlegter Rat war alles, was sie ihm zu geben geschworen hatte.
»Es ist mir eine Ehre, Magnadon!« Sie ging langsam zurück. Er lehnte in der Tür, und seine normalerweise blassen Wangen waren gerötet. Sein dunkles Haar verdeckte seine blutunterlaufenen Augen. Serilla bewunderte unwillkürlich die ausdruckslosen Mienen der Wachen. Sie betrat erneut die Kammer und zuckte nicht einmal zusammen, als er die Tür hinter ihr zuwarf. Stattdessen durchquerte sie das Gemach und zog die schweren Vorhänge zurück. Die Nachmittagssonne schien herein. Sie ging zum Tisch, setzte sich und beugte sich vor, um die Lampe auszupusten, die sie benutzt hatte. Das Sonnenlicht genügte, wenn die Vorhänge zurückgezogen waren. Cosgo setzte sich mürrisch an ihre Seite. Sie hatte absichtlich ihre Ellbogen weit gespreizt, um ihn auf Abstand zu halten. Er setzte sich so dicht neben sie, wie es ging, ohne sie zu berühren, und sah sie mit seinen dunklen Augen vorwurfsvoll an.
Sie deutete auf die Texte, die sie auf dem Tisch, ausgebreitet hatte. »Hier haben wir eine Kopie der ursprünglichen Bingtown-Charta. Das hier ist eine Liste der Beschwerden, die sie vorgebracht haben. Dieser Stapel besteht aus Kopien von Landschenkungen, die Ihr in der Bingtown-Gegend gemacht habt.« Sie drehte sich zu ihm hin. »Was ihren ersten Punkt angeht: Wir haben eindeutig die Originalverträge verletzt. Alle neuen Schenkungen sind direkte Verletzungen der alten Vereinbarungen. Ihr hattet nicht das Recht, Ländereien auf Bingtown-Land zu vergeben, ohne Euch vorher mit den Händlern zu beraten. Das ist in der Originalcharta eindeutig festgehalten.«
Er runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Sie fuhr mit der Fingerspitze über die Schriftrolle. »Sie protestieren auch gegen die neuen Zollgebühren, die erlassen worden sind, ebenso wie gegen die Erhöhung der alten Gebühren. Dies jedoch können wir, denke ich, rechtfertigen, obwohl wir in der Prozentzahl etwas bescheidener sein müssen.« Sie überflog die Beschwerdeliste der Händler. »Sie beschweren sich ebenfalls darüber, dass die Neuen Händler Sklavenhandel betreiben und Sklaven auf ihren Besitzungen einsetzen. Und es gibt noch eine letzte Beschwerde gegen die Finanzierung chalcedanischer Patrouillenboote und die Stationierung dieser Patrouillenboote im Hafen von Bingtown. Das sind beides Bereiche, in denen wir Kompromisse aushandeln
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