Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Ehemann. Malta hatte ihren Vater immer bedauert. Es war eine entsetzliche Verschwendung, dass ein so gut aussehender und abenteuerlicher Seekapitän mit einer grauen Maus verheiratet war, die keinerlei Interesse an der Gesellschaft oder an Mode hatte. Er verdiente eine Frau, die sich gut kleidete, die Gesellschaften in ihrem Heim abhielt und die angemessene Freier für ihre Tochter auswählte. Malta fand, dass auch sie so eine Mutter verdient gehabt hätte. Dann kam ihr ein anderer Gedanke, und sie war plötzlich beunruhigt.
    »Was willst du heute anziehen?«, fragte sie ihre Mutter.
    »Was ich anhabe«, erwiderte diese gereizt. Und fügte hinzu: »Ich will nichts mehr davon hören. Reyn besucht dich, nicht mich.« Leiser, beinahe zögernd, fuhr sie fort: »Dein Haar glänzt fast wie die Nacht selbst. Ich bezweifle, dass er auch nur einen Blick für jemand anderen hat als dich.«
    Malta wollte sich von dem seltenen Kompliment nicht ablenken lassen. Das schlichte blaue Wollkleid, das ihre Mutter trug, war mindestens drei Jahre alt. Es war sehr gut gepflegt worden und sah nicht verschlissen aus, nur gesetzt und langweilig. »Wirst du dir wenigstens das Haar machen und deinen Schmuck anlegen?«, bat sie und fügte fast verzweifelt hinzu: »Du forderst mich immer auf, mich gut und angemessen anzuziehen, wenn ich geschäftlich mit dir unterwegs bin. Wollt ihr, du und Großmutter, nicht dasselbe für mich tun?«
    Sie drehte sich vom Spiegel weg und sah sie an. Beide wirkten überrascht. »Reyn Khuprus mag der jüngere Sohn sein, aber er ist immer noch das Mitglied einer der vermögendsten und einflussreichsten Regenwild-Familien. Das habt ihr mir selbst gesagt. Sollten wir uns nicht so kleiden, als erwarteten wir einen geehrten Gast, selbst wenn ihr heimlich hofft, dass er mich unattraktiv findet und einfach weggeht?« Leiser fügte sie hinzu: »Sicher schulden wir uns so viel Selbstrespekt.«
    »Ach, Malta«, meinte ihre Mutter seufzend.
    »Das Kind hat Recht«, sagte ihre Großmutter. Die kleine, dunkelhäutige Frau in ihrer Witwentracht richtete sich plötzlich auf. »Ja. Sie hat Recht. Wir waren beide kurzsichtig. Ob wir Reyns Werbung um Malta begrüßen oder nicht, steht hier nicht zur Debatte. Wir haben es erlaubt. Die Khuprus-Familie besitzt jetzt den Wechsel über die Viviace. Unser Vertrag liegt jetzt bei ihnen. Wir sollten sie nicht nur mit derselben Höflichkeit behandeln wie die Festrews, sondern wir sollten ihnen auch dieselbe Fassade zeigen.«
    Ronica zählte ihre Überlegungen an den Fingern ab. »Wir haben eine schöne Tafel vorbereitet, und die Zimmer haben den Frühjahrsputz hinter sich. Rache kann uns bedienen. Sie macht ihre Sache gut. Ich wünschte, Nana wäre noch bei uns, aber das Angebot war einfach zu günstig, dass sie es hätte ausschlagen können. Glaubst du, ich sollte Rache an Davad Restate zurückgeben und dafür andere Diener ausleihen?«
    »Das könnten wir tun«, begann Keffria zögernd.
    »O nein«, widersprach Malta. »Davads Diener sind schrecklich, haben keine Manieren und sind unverschämt. Ohne sie sind wir besser dran. Ich finde, wir sollten unseren Haushalt so präsentieren, wie er ist, statt einen bestimmten Eindruck mit schlecht ausgebildeten Dienern vorzutäuschen. Was würdet ihr vornehmer finden? Einen Haushalt mit begrenzten Mitteln, der sein Bestes daraus macht, oder einen, der sich schlechte Hilfe ausleiht?«
    Es freute Malta, dass sie ihre Mutter und ihre Großmutter erneut überrascht hatte. Keffria lächelte stolz. »Das Mädchen hat Verstand. Malta, ich bin sicher, dass du den Punkt getroffen hast. Es freut mich, dich so sprechen zu hören.«
    Die Anerkennung ihrer Großmutter war zurückhaltender. Sie spitzte die Lippen, sah Malta an und nickte kurz. Malta betrachtete sich im Spiegel und drehte den Kopf, um zu sehen, wie ihre Mutter ihr Haar gelegt hatte. Es würde genügen. Sie blickte erneut auf das Spiegelbild ihrer Großmutter. Ronica betrachtete sie immer noch. Malta glaubte, dass es Ronica Vestrit einfach schwer fiel zu akzeptieren, dass auch jemand anders klug sein konnte. Das war der Grund. Ihre Großmutter war einfach eifersüchtig, dass Malta die Dinge genauso durchschauen konnte wie sie. Sogar noch deutlicher. Ihre Mutter dagegen war stolz auf sie gewesen. Sie konnte ihre Mutter mit Klugheit für sich gewinnen. Daran hatte Malta noch nie zuvor gedacht. Plötzlich hatte sie eine gute Idee.
    »Danke, Mutter. Du hast mein Haar wunderbar gemacht. Und jetzt mache

Weitere Kostenlose Bücher