Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
handelt es sich schließlich nur um eine vorübergehende Vollmacht.« Sie holte tief Luft und versuchte, ihrer Stimme einen besorgten Unterton zu verleihen. »Eure Gesundheit war früher erheblich robuster. Ich weiß, wie sehr Euch diese Verhandlungen belasten. Und ich kann nicht einsehen, warum die ganze Satrapie dieses Risiko für Eure Gesundheit in Kauf nehmen müsste. Bingtown ist mein Fachgebiet. Ich wäre sehr glücklich, Euch in dieser Hinsicht dienen zu können. Ich empfinde es als meine Pflicht.«
    »Deine Pflicht? Tatsächlich? Siehst du das nicht eher als deine Chance?«
    Er war schon immer weit gerissener gewesen, als er aussah. Sie musste sich nicht viel Mühe geben, so zu wirken, als hätten seine Worte sie verblüfft. »Magnadon, ich habe immer meinen Dienst an der Satrapie als die große Chance in meinem Leben betrachtet. Und wie Ihr seht, habe ich eine Menge Platz am unteren Ende des Dokuments gelassen, wo wir einige Einschränkungen notieren können. Zum Beispiel eine zeitliche Begrenzung.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe das einfach nur als den schnellsten und einfachsten Weg betrachtet, die Krise zu beheben.«
    »Du würdest nach Bingtown segeln? Allein? Eine Gefährtin des Herzens verlässt niemals das Palastgelände. Niemals.«
    Die Freiheit schwand dahin. Aber Serilla ließ sich nichts anmerken. »Wie ich schon sagte, es wäre der schnellste und einfachste Weg, dies zu lösen, ohne Eure Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Ich bin über die Geschichte dieser Situation vollkommen informiert. Und ich hatte mir vorgestellt, dass Ihr mir Eure Wünsche anvertraut und dass ich sie den Bingtown-Händlern überbringen würde. Indem Ihr sie mit einem Besuch von einer Eurer Gefährtinnen des Herzens ehrt, würdet Ihr sie sowohl Eurer Aufrichtigkeit als auch Eurer Achtung für sie versichern. Zudem würde es mir Gelegenheit geben, eine Stadt zu besichtigen, die seit Jahren das Herzstück meiner Studien ist.« Das fabelhafte Bingtown. Die Grenzstadt der Magie und der Möglichkeiten. Die einzige Siedlung, die jemals die Verwunschenen Ufer überlebt hatte, ja, dort sogar gediehen war. Wie sehr sie sich danach sehnte, sie mit eigenen Augen zu sehen. Sie sagte nichts von den Regenwild-Händlern und ihren angeblichen Städten weit oben am Regenwild-Fluss. Sie waren nur eine schwer fassbare Legende. Wenn sie andeutete, dass sich dort Schätze verbargen, von denen nicht einmal der Satrap sich eine Vorstellung machen konnte, würde das seine Gier nur noch weiter anstacheln. Sie versuchte, sich wieder auf ihr Ziel zu konzentrieren. »Bevor Euer Vater starb, hat er mir versprochen, dass ich eines Tages diese Stadt selbst sehen würde. Das ist auch eine Gelegenheit für Euch, dieses Versprechen zu halten.« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wusste sie, dass sie einen Fehler gemacht hatte.
    »Er hat gesagt, er würde dich nach Bingtown lassen? Absurd! Warum hätte er dir so etwas versprechen sollen?« Er sah sie misstrauisch an. »Oder hast du das als Gegenleistung für deine Gunstbezeugungen verlangt? Hat mein Vater dir jemals beigeschlafen?«
    Als er zum ersten Mal vor einem Jahr diese Frage zu stellen wagte, hatte sie schockiert geschwiegen. Seitdem hatte er sie so oft gestellt, dass ihr Schweigen schon beinahe ein Reflex war. Es war die einzige wirkliche Macht, die sie über ihn besaß. Er wusste es nicht. Er wusste nicht, ob sein Vater gehabt hatte, was sie ihm verweigerte, und das nagte an ihm.
    Sie erinnerte sich an das erste Mal, als sie Cosgo gesehen hatte. Er war fünfzehn gewesen und sie neunzehn. Sie war noch sehr jung für eine Gefährtin des Herzens. Dabei war es schon überraschend genug, dass ein so alter Satrap überhaupt noch eine neue Gefährtin auserkor. Als sie Cosgo als neue Ratgeberin seines Vaters präsentiert wurde, sah der junge Mann von ihr zu seinem Vater und wieder zurück. Sein Blick sprach Bände. Sie war errötet, und der Satrap hatte seinem Sohn für diesen unverschämten Blick eine Ohrfeige gegeben. Der junge Cosgo hatte das jedoch nur als Bestätigung genommen, dass sein niederträchtiger Verdacht stimmte.
    Als sein Vater gestorben war, hatte Cosgo alle Gefährtinnen des Herzens des alten Satrapen weggeschickt. Entgegen aller Tradition hatte er sie ohne die Gnade des Unterschlupfs oder des Lebensunterhalts für ihre restlichen Jahre entlassen. Die meisten waren schon ältere Frauen. Allein Serilla hatte er behalten. Sie wäre damals gern gegangen, wenn sie gekonnt hätte.

Weitere Kostenlose Bücher