Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
Doch solange sie den Ring des Satrapen trug, war sie an ihn gebunden. Und jetzt war Cosgo der Satrap. Ihr Treueschwur verlangte, dass sie blieb und ihn so lange beriet, wie er es wollte. Mehr als ihren Rat konnte er allerdings nicht von ihr verlangen. Von Anfang an hatte er deutlich gemacht, dass er mehr wollte. Als andere Gefährtinnen des Herzens hatte er Frauen auserwählt, die mehr in körperlichen Fertigkeiten als in Diplomatie ausgebildet waren. Und keine von ihnen verweigerte sich ihm.
Nach der Tradition waren die Gefährtinnen des Herzens kein Harem. Sie sollten Frauen sein, die nur der Satrapie treu ergeben waren. Und sie sollten so sein, wie Serilla war: kühn, kein Blatt vor den Mund nehmen und sittlich über jeden Zweifel erhaben. Sie waren das Gewissen des Satrapen. Sie sollten fordernd sein, nicht tröstend. Manchmal fragte sich Serilla, ob sie die einzige Gefährtin war, die sich noch daran erinnerte.
Sie vermutete, dass sie alle Macht über Cosgo verlor, wenn sie ihn erst einmal in ihr Bett ließ. Solange sie einen Besitz seines Vaters repräsentierte, den er nicht für sich beanspruchen konnte, würde er sie begehren. Er würde so tun, als hörte er ihr zu, und gelegentlich würde er sogar einen ihrer Ratschläge befolgen, um ihr eine Freude zu machen. Es war der letzte Rest Macht, der ihr noch geblieben war. Sie hoffte, dass sie ihn als Hebel nutzen konnte, um ihre Freiheit zu erlangen.
Deshalb betrachtete sie ihn jetzt kühl und schweigend. Und wartete.
»Ach, na gut!«, rief er plötzlich angewidert. »Ich bringe dich nach Bingtown, wenn es dir so viel bedeutet.«
Sie schwankte zwischen Erleichterung und Bestürzung. »Ihr lasst mich also gehen?«, fragte sie atemlos.
Er runzelte ein wenig die Stirn. Dann lächelte er sie an. Er hatte einen hauchdünnen Schnurrbart, der sich jetzt bog wie die Barthaare einer Katze. »Nein. Das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, ich bringe dich dorthin. Du kannst mich begleiten, wenn ich gehe.«
»Aber Ihr… seid… der Satrap!«, rief sie stockend. »Seit zwei Generationen hat kein regierender Satrap Jamaillia-Stadt verlassen!«
»Es ist so, wie du gesagt hast. Dies wird sie von meiner Ernsthaftigkeit überzeugen, wenn wir verhandeln. Außerdem… liegt es auf meinem Weg nach Chalced. Ich bin zahllose Male dorthin eingeladen worden. Ich hatte mich schon entschieden, diesen Besuch zu machen. Du wirst mich dorthin begleiten, wenn wir den rebellischen Pöbel in Bingtown besänftigt haben.« Er lächelte noch stärker. »In Chalced kannst du eine Menge lernen. Ich glaube, das wird gut für uns beide sein.«
7. Die Tochter eines Bingtown-Händlers
»Sitz ruhig.«
»Es tut weh!«, protestierte Malta. Sie hob eine Hand zu ihrem Haar, das ihre Mutter gerade in glänzende Zöpfe flocht. Keffria schob die Hand zur Seite.
»Das Meiste daran, eine Frau zu sein, schmerzt«, erwiderte sie nüchtern. »Du wolltest es so. Also gewöhne dich daran.« Sie zog an dem Strang von glänzendem schwarzem Haar in ihrer Hand und schob geschickt einige Strähnen zurecht.
»Bitte setz ihr nicht einen solchen Unsinn in den Kopf«, sagte Ronica gereizt. »Es hat uns gerade noch gefehlt, dass sie wie eine Märtyrerin im Haus herumläuft, nur weil sie eine Frau ist.« Maltas Großmutter legte die Bänder zur Seite, die sie sortiert hatte, und ging ruhelos im Zimmer umher. »Es gefällt mir nicht«, sagte sie plötzlich.
»Was? Malta für ihren ersten Verehrer schön zu machen?« In Keffrias Stimme schwang mütterliche Wärme mit.
Malta runzelte die Stirn. Ihre Mutter hatte sich zuerst geweigert, Malta wie eine Frau zu behandeln. Noch vor einigen Wochen hatte sie gesagt, ihre Tochter sei viel zu jung, als dass ein Mann ihr den Hof machen dürfe. Akzeptierte sie jetzt etwa diese Vorstellung? Malta versuchte, das Gesicht ihrer Mutter im Spiegel zu erkennen, aber Keffria beugte sich gerade über Maltas Kopf.
In der Kammer war es hell und luftig, und sie war erfüllt vom Duft der Hyazinthen in kleinen Glasvasen. Durch die hohen Fenster flutete das Sonnenlicht in den Raum. Es war ein wunderschöner Frühlingsnachmittag, ein Tag, der vielversprechend sein sollte. Stattdessen fühlte sich Malta von der Teilnahmslosigkeit der beiden Frauen niedergedrückt. Es gab kein fröhliches Geplauder, als sie jetzt vorbereitet wurde, ihren ersten Galan zu treffen. Das Haus schien in Trauer erstarrt zu sein, als habe der Tod ihres Großvaters im letzten Frühjahr sie für immer in die
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