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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Euch die Besten in meinem Haus leisten. Warum bevorzugt ihr immer meine billigste Hure?‹« Ettas Augen leuchteten, als sie lächelte. »Ich glaube, sie wollte ihn vor den anderen Stammgästen beschämen. Als wenn es ihn interessiert hätte, was sie dachten. Er antwortete nur: ›Ich verwechsle niemals die Kosten einer Sache mit ihrem Wert. Etta, geh und bade. Ich warte oben.‹ Danach nannten mich alle anderen Huren Kennits Nutte. Es sollte eine Beleidigung sein, aber das hat mich nie gekümmert.«
    Offenbar war Kennit ein weit tiefgründigerer Mann, als Wintrow angenommen hatte. Die meisten Seeleute entschieden sich nur aufgrund des Gesichts und des Körpers für eine Hure. Kennit jedoch hatte dahinter geschaut. Andererseits bestand auch die Möglichkeit, dass sich Etta selbst betrog. Wintrow sah ihr kurz ins Gesicht und wandte dann den Blick ab. Ihm war unbehaglich zumute. Woher war dieser Gedanke gekommen? Einen Moment spürte er sogar etwas wie Eifersucht. Kam er von dem Schiff? Es drängte ihn plötzlich, mit Viviace zu sprechen.
    Er stand auf, und seine Gelenke knackten. Sein Rücken war steif, und seine Schultern schmerzten. Wann hatte er das letzte Mal in einem richtigen Bett geschlafen, und zwar so lange, bis er einfach aufgewacht war? Irgendwann musste er den Bedürfnissen seines Körpers nachkommen, oder er würde seine Wünsche nach Ruhe und Nahrung erzwingen. Bald, versprach er sich. Sobald er sich sicher fühlte, würde er für sich sorgen. »Es wird hell«, sagte er verlegen. »Ich sollte nach dem Schiff und nach meinem Vater sehen. Und ich brauche auch etwas Schlaf. Werdet Ihr mich benachrichtigen, wenn Kennit wach wird?«
    »Falls er dich braucht«, erwiderte Etta kühl. Vielleicht war das ja der einzige Grund für ihr Gespräch gewesen: Wintrow klarzumachen, dass sie ältere Rechte an Kennit besaß. Betrachtete sie ihn irgendwie als Bedrohung? Wintrow wusste einfach nicht genug über Frauen. Sie hob die Hose hoch und biss einen Faden ab. Dann stand sie ebenfalls auf und schüttelte die Hose aus. Sie war fertig. »Für dich«, sagte sie abrupt und hielt sie hoch. Er ging zu ihr, um ihr das Geschenk aus der Hand zu nehmen, aber sie warf es ihm zu. Er konnte es nur ungeschickt auffangen. Ein Hosenbein traf ihn leicht im Gesicht.
    »Danke«, sagte er unsicher.
    Sie sah ihn nicht an und antwortete auch nicht. Stattdessen ging sie zu einer Truhe und wühlte darin herum. Schließlich zog sie ein Hemd hervor. »Hier. Das wird genügen. Es ist eins seiner alten Hemden.« Sie betastete einen Moment den Stoff. »Es ist gut gewebt. Er versteht wirklich etwas von Qualität.«
    »Da bin ich sicher«, erwiderte Wintrow. »Er hat immerhin Euch gewählt, wie Ihr mir sagtet.« Es war sein erster Versuch, galant zu sein. Aber irgendwie brachte er es nicht richtig heraus. Die Bemerkung stand schief zwischen ihnen. Etta starrte ihn an und schien zu überlegen, ob seine Worte eine Beleidigung beinhalteten. Er errötete. Was war in ihn gefahren, das zu sagen? Dann warf sie ihm das Hemd zu. Es faltete sich weit auseinander wie eine Vogelschwinge, und landete in seinem Händen. Es war ein schwerer Stoff, stark und doch fein. Es war ein sehr gutes Hemd, viel zu edel, um es so einfach wegzugeben. Verbarg sich da eine Botschaft, dachte Wintrow, eine, von der Etta selbst nicht wusste, dass sie sie übermittelte? Er legte die Gewänder über seinen Arm. »Danke für die Kleidung«, wiederholte er. Er wollte höflich sein.
    Etta blickte ihn an. »Kennit will bestimmt, dass du sie bekommst.« Mit ihrer nächsten Bemerkung dämpfte sie seine Dankbarkeit. »Du wirst dich um ihn kümmern. Er verlangt Sauberkeit von denen, die ihn umgeben. Du solltest dir heute die Zeit nehmen, dich zu waschen, und zwar auch dein Haar.«
    »Ich bin nicht…« Wintrow hielt inne. Er war schmutzig. Nach einem Moment bemerkte er sogar, dass er stank. Er hatte zwar seine Hände gesäubert, nachdem er Kennits Bein amputiert hatte, sich aber ansonsten seit Tagen nicht gewaschen. »Das mache ich«, sagte er demütig, nahm seine Kleidung und verließ die Kajüte des Kapitäns.
    Die Unordnung und das Gedränge auf dem gekaperten Schiff kamen ihm mittlerweile beinahe normal vor. Er hielt sich nicht mehr bei jedem zersplitterten Türrahmen auf und konnte auch die Blutflecken auf dem Deck und an den Wänden übersehen. Als er auf Deck trat, presste er sich mit dem Rücken an die Wand, um einem Paar auszuweichen. Es waren beides Kartenvisagen. Der Mann war

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