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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sich weiter. Wie ein Faden auf eine Spule, Wintrow. Immer und immer weiter geht es, legt sich in Schichten aufeinander, und dennoch ist es stets dasselbe Stück Faden.« Sie schüttelte sich plötzlich trotz der Sonne und schlang die Arme um sich. »Das hier ist kein guter Ort für uns.«
    »Wir sind nicht lange hier. Nur so lange, bis die Gezeiten sich wieder ändern. Und das wird.«
    »Wintrow! Es wird Zeit!« Ettas Worte unterbrachen ihn.
    Er strich über das Hexenholz des Decks. »Es wird alles gut werden«, versicherte er ihr. Er sprang rasch auf und lief zu den anderen. Dabei wickelte er sich das Hemd vom Kopf, zog es an und stopfte es sich in die Hose. Trotz seiner Bedenken ließ die Aussicht, den Fuß auf Anderland zu setzen, sein Herz schneller schlagen.
    Kennit beobachtete Wintrows Gesicht, während er ruderte. Man konnte die Spuren seiner Schmerzen sehen, das Weiße um seinen Mund, die schweißglänzende Stirn. Aber der Junge beklagte sich nicht. Gut. Etta saß neben Wintrow und bediente ebenfalls ein Ruder. Sie hielten mit den beiden anderen Ruderern Schritt. Kennit saß im Bug mit dem Rücken zum Strand. Er warf der Viviace einen Blick zu. Er vertraute ihr ihre Sicherheit genauso sehr an wie dem Mann, dem er das Kommando übergeben hatte. Jola war der neue Maat. Er hatte dem Mann den strikten Befehl gegeben, sich der Weisheit des Schiffes zu beugen, wenn sie mit etwas nicht einverstanden war. Es war zwar ein merkwürdiger Befehl, aber Kennit ignorierte einfach den fragenden Blick des Seemanns. Sollte Jola sich im Laufe der Zeit bewähren, würde Kennit ihm vielleicht mehr vertrauen. Er hatte Brig nur sehr ungern gehen lassen, aber der Pirat hatte sich sein eigenes Schiff verdient.
    Kennit hatte ihm das gegeben, das sie ziemlich unversehrt aus dem Hafen von Divvytown hatten heben können. Dazu hatte er ihm auch eine Menge Geld dagelassen, und er hatte ihm den Befehl gegeben, Holz zu kaufen und einige Steinmetze für den Bau des Turms anzuheuern. Danach sollte Brig ein paar Sklavenschiffe entern und die Bevölkerung von Divvytown aufstocken. Der größte Teil von Brigs neuer Mannschaft stammte aus der Stadt. Kennit hatte Männer und Frauen ausgewählt, die Familie in Divvytown hatten, damit er sicher gehen konnte, dass sie nicht in Versuchung kamen, ihre Mission einfach aufzugeben und davonzusegeln. Er war hoch erfreut, wie geschickt er alles in die Wege geleitet hatte. Der einzige unerwartete Faktor in seiner Rechnung waren Sorcors neue Bande an die Stadt. Alyssum war schwanger, als sie in See gestochen waren. Sorcor hatte ursprünglich sofort wieder zurückkehren wollen, sobald sie auf Anderland fertig waren. Kennit hatte ihn streng ermahnen müssen, dass er als Familienoberhaupt ordentlich Geld verdienen musste. Er konnte wohl kaum mit leeren Taschen zu Alyssum zurückkehren, oder? Vor allem deshalb nicht, weil Sincure Faldin nicht in der Stadt gewesen war, als die Sklavenhändler zugeschlagen hatten. Der Mann und seine Söhne wurden jeden Tag zurückerwartet. Dann sollte Sorcor darauf vorbereitet sein, Alyssums Vater zu beweisen, dass er gut für seine Tochter sorgen konnte. Das hatte den Eifer des Seemanns für die Piraterie zu einer Wildheit gesteigert, die Kennit ebenfalls nicht vorhergesehen hatte. In Sorcor steckte wirklich viel mehr, als er zunächst angenommen hatte.
    Der Bug des Bootes landete knirschend auf dem schwarzen Sand des Strandes. Das Geräusch riss ihn wieder in die Gegenwart zurück. Er ließ den Blick über die düstere kleine Bucht gleiten, während die Ruderer über die Seite sprangen und das Boot ans Ufer zogen. Steinige Kliffs und immergrüne Pflanzen säumten den kleinen Strand. Seit seinem letzten Besuch hatte sich hier nur wenig verändert. Die grün angelaufenen Knochen eines großen Tieres hatten sich in den Felsen verfangen. Die Wurzeln eines Baumes oben auf der Klippe hatten nachgegeben. Jetzt hing er kopfüber im Sand, und in seinen sterbenden Zweigen hatten sich Algen verfangen. Durch einen Spalt in dem Kliff schlängelte sich ein schmaler Pfad hinauf.
    Kennit kletterte aus dem Boot. Glitschige Algen, blaue Muscheln und die weißen Entenmuscheln auf den glatten, schwarzen Felsen machten den Weg für seine Krücke sehr tückisch. Er legte Etta in gespielter Zuneigung den Arm um die Schultern. »Etta und Wintrow kommen mit mir. Ihr beide wartet hier auf uns.« Die Ruderer akzeptierten den Befehl mit sichtlichem Unbehagen, während Kennit den steilen Pfad ohne viel

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