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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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auf seinen Kopf herunter. Ihn ärgerte seine Dummheit, dass er kein Kopftuch mitgebracht hatte. Er hielt den Blick zu Boden gerichtet, während er ging, konnte jedoch nichts Außergewöhnliches entdecken. Knäuel aus schwarzen Algen, leere Krabbenschalen, nasse Federn und Treibholz markierten die Wasserlinie. Wenn solche Objekte seine Zukunft voraussagen sollten, dürften die Neuigkeiten kaum sonderlich weltbewegend sein.
    Am Rand des halbmondförmigen Strandes wich der Sand einer gezackten Formation schwarzer Felsen. Die Ebene dahinter erhob sich so hoch wie ein Schiffsmast und zeigte ihre Gesteins- und Schieferschichten. Die Flut war mittlerweile vollkommen zurückgewichen, sodass die schwarzen Steine frei lagen, die normalerweise vom Wasser bedeckt wurden. Auf ihrer gespaltenen und ausgehöhlten Oberfläche hatten sich kleine Becken mit Wasser gebildet, in denen es von Leben nur so wimmelte. Solche Dinge hatten Wintrow schon immer interessiert. Er warf einen Blick zu dem Pfad zurück, der aus dem Wald hinausführte. Von Kennit und Etta war noch nichts zu sehen. Er hatte noch ein bisschen Zeit. Langsam spazierte er über die Felsen und achtete sorgfältig darauf, wohin er trat. Die Algen unter seinen Füßen waren tückisch glatt, und bei einem Sturz würde er auf Muscheln und spitzen Steinen landen.
    In den abgeschlossenen Becken wuchsen Anemonen und Seesterne. Winzige Krabben huschten von einer Oase zur nächsten. Eine Möwe flog heran und leistete ihm bei der Betrachtung Gesellschaft. Wintrow kniete kurz neben einem Becken nieder. In dem flachen Wasser blühten rotweiße Anemonen. Als er den Finger hineinsteckte, rührte er die ruhige Wasseroberfläche auf, und die langen Tentakel des Lebewesens zuckten sofort von ihm weg. Er lächelte, stand auf und ging weiter.
    Die Sonne schien warm auf seinen Rücken und linderte die Schmerzen in seiner Schulter. Die einzigen Geräusche waren das Wehen des Windes, das Rauschen des Meeres und die Schreie der Möwen. Wintrow hatte fast vergessen, wie wundervoll es war, an einem so schönen Tag einen Strandspaziergang zu machen. Und erst als er sich umdrehte, bemerkte er, dass er das Festland beinahe umrundet hatte. Den Strand konnte er schon nicht mehr sehen. Nach einem kurzen Blick auf die steilen Klippen wurde ihm klar, dass es seinen Tod bedeutete, wenn er hier vom Einsetzen der Flut überrascht wurde. Die Klippen waren steil und glatt. Bis auf. Er trat weiter vom Steilufer zurück und musterte es genauer. Dort drüben war eine Spalte - oder vielleicht sogar etwas mehr. Ein schmaler Pfad führte über die Wand der Klippe. Er war nicht sehr hoch, kaum höher als zwei Männer. Bevor Wintrow darüber nachdenken konnte, ob es wirklich klug war, was er da tat, fing er schon an, den Pfad emporzuklimmen.
    Es war ein angelegter Weg, keine Laune der Natur, und wer auch immer ihn in den Fels gehauen hatte, musste sicherer zu Fuß sein als Wintrow. Um bequem darauf gehen zu können, war er nicht breit genug. Er musste sich mit dem Gesicht zum Felsen stellen und sich hinaufarbeiten. Der Pfad stieg steil an, und der Boden glänzte, als wäre er mit getrocknetem Schneckenschleim überzogen. Im ersten Moment fühlte es sich schlüpfrig an, dann klebrig. Plötzlich kam Wintrow der Pfad viel höher vor, als er noch vom Strand aus gewirkt hatte. Wenn er ab stürzte, würde er unten auf Steinen und Muscheln aufschlagen. Aber da er schon einmal so weit gekommen war, wollte er jetzt auch seine Neugier befriedigen. Plötzlich gelangte er an eine Vertiefung in dem Felsen. Es war der Anfang eines Schlots. Er trat hinein und stand vor einer Sperre aus Eisenstangen. Neugierig näherte er sich dem Gitter und spähte hindurch.
    Der schmale Einschnitt in dem Felsen reichte bis hinauf zur Spitze des Kliffs. Von einer Öffnung ganz oben schimmerte dämmrig Sonnenlicht hinein. Jemand hatte eine Höhle in den Felsen geschlagen, die allerdings kaum größer war als eine Kutsche. Der Boden in dieser künstlich angelegten Höhle fiel steil ab, und in einem dunklen, stillen Becken hatte sich Wasser aus einer hohen Flutwelle gesammelt. Das Licht brach sich auf der Oberfläche.
    Was sollte dieses Gitter? Sollte verhindert werden, dass jemand hineingelangte, oder war hier etwas eingesperrt? Wintrow packte eine Stange und versuchte, daran zu rütteln. Sie gab nicht nach, aber er konnte sie drehen. Sie knirschte gegen den Stein, und im nächsten Augenblick schien die Wasseroberfläche des Beckens zu

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