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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sich mit dem warmen Wasser das Gesicht. Brashen hatte einen Spiegel an der Wand befestigt, aber sie wagte es noch nicht hineinzublicken. »Ich bezweifle, dass er sich daran erinnert.«
    »Vielleicht jetzt noch nicht. Aber sobald er wieder auf den Beinen ist, werde ich dafür sorgen, dass er es tut. Wenn er diese verdammte Schlange in Ruhe gelassen hätte, wäre sie wahrscheinlich einfach verschwunden. Seine Handlungen haben das ganze Schiff und die Mannschaft in Gefahr gebracht. Er scheint zu glauben, dass er besser weiß als der Kapitän oder der Maat, was zu tun ist. Er missachtet deine und meine Erfahrung! Er muss anscheinend ein bisschen zur Ordnung gerufen werden.«
    »Aber er ist ein guter Matrose«, gab Althea zögernd zu bedenken.
    Brashen ließ sich nicht beirren. »Wenn ich mit ihm fertig bin, ist er ein noch besserer Matrose. Nämlich einer, der gehorcht.«
    Vermutlich steckte in diesen Worten auch ein Tadel für sie selbst, weil sie Haff diese Lektion nicht selbst erteilt hatte. Sie biss sich auf die Zunge und sah in den Spiegel. Ihr Gesicht sah aus, als habe sie sich verbrüht. Sie fuhr leicht mit dem Finger darüber. Die Haut war steif von kleinen Blasen. Wie die Schuppen der Seeschlange, dachte sie und verlor sich einen Moment in den Gedanken an die Schönheit dieser Kreatur.
    »Ich habe Artu von deiner Wache abgezogen und ihn Lavoy zugeteilt«, fuhr Brashen fort.
    Althea wurde stocksteif. Die Augen ihres Vaters sahen ihr aus dem Spiegel entgegen. Sie waren schwarz vor Ärger. Ihre Stimme klang kalt. »Ich glaube nicht, dass das fair ist, Sir.« Sie presste das letzte Wort zwischen den Zähnen hervor.
    »Ich auch nicht«, gab Brashen sofort zu. »Aber er hat Lavoy auf den Knien angefleht. Schließlich hat der Mann nachgegeben, damit er endlich seine Ruhe hatte. Lavoy hat ihm versprochen, dass er ihm die schmutzigsten Arbeiten geben würde, die er auf dem Schiff finden kann, und Artu hat vor Dankbarkeit fast geheult. Was hast du mit ihm bloß angestellt?«
    Althea beugte sich über das Becken und schöpfte mit den hohlen Händen Wasser in ihr Gesicht. Dann verteilte sie es sanft auf ihrer Haut. Als es in das Becken zurücktropfte, war es rosa gefärbt. Sie untersuchte die Schnittwunde auf ihrer Stirn. Die hatte sie sich von Artus Zähnen geholt. Sie sprach durch ihre zusammengepressten Zähne, während sie die Stelle gründlicher auswusch. »Der Kapitän sollte an solchen Dingen nicht zu viel Interesse zeigen.«
    Brashen lachte schnaubend. »Sehr komisch. Clef kam zu mir gerannt, und ich bin ihm gefolgt. Mein Herz hat mir bis in den Hals geschlagen. Clef meinte, Paragon schrie, dass du umgebracht würdest. Dann komme ich an, und da bist du und zerrst Artu an einem Frachthaken hinter dir her. Ich habe mir die Szene angesehen und mich gefragt: >Bei Sa, was würde Kapitän Vestrit zu mir sagen, wenn er sie jetzt so sehen könnte?««
    Sie sah seinen Hinterkopf in dem Spiegel und warf ihm einen finsteren Blick zu. Würde er jemals begreifen, dass sie allein auf sich aufpassen konnte? Sie erinnerte sich daran, dass Artu ihr in den Arm gebissen hatte, und krempelte den Ärmel hoch. Als sie die unregelmäßige Reihe von Zahnabdrücken sah, fluchte sie leise. Sie tauchte die Finger in Brashens Seife und rieb sie über die Stelle. Es brannte. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn eine Ratte sie gebissen hätte.
    Brashen sprach leiser weiter: »Alles, was mir einfiel, war, dass Ephron Vestrit immer sagte: >Wenn der Maat die Sache regelt, sollte der Kapitän es nicht sehen.< Er hatte Recht. Er hat sich auch bei mir niemals eingemischt, wenn ich kleinere Streitigkeiten an Bord der Viviace beigelegt habe. Selbst Lavoy wusste das. Ich hätte nichts sagen sollen.«
    Es war fast eine Entschuldigung. »Lavoy ist gar nicht so schlecht«, erwiderte Althea.
    »Er kriegt es hin«, stimmte Brashen zu. Plötzlich verschränkte er die Arme vor der Brust. »Ich kann auch gehen, wenn du dich gründlicher waschen willst.«
    »Nein, danke. Ich brauche vor allem Schlaf. Aber danke für das Angebot. Ich stinke doch nicht so schlimm, oder?« Die unglücklichen Worte waren ausgesprochen, bevor sie begriff, wie er sie vielleicht aufnehmen würde.
    Plötzlich stand das Schweigen wie eine Wand zwischen ihnen. Sie hatte die Grenze überschritten.
    »Das hast du nie getan«, gab er ruhig zu. »Ich war damals nur wütend. Und verletzt.« Sie wandten sich immer noch die Rücken zu, aber sie sah im Spiegel, wie er mit den Schultern zuckte. »Ich

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