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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Ihr? Was wollt Ihr?« Sie zuckte vor seiner Berührung zurück und presste die Decke vor ihre Brust.
    »Ich bin es. Reyn. Ich musste Euch sehen.« Er wagte es, sich ungebeten auf den Rand des Diwans zu setzen.
    Sie zog ihre Füße noch weiter an und versuchte, jeden Körperkontakt mit ihm zu vermeiden. »Ihr wisst genau, dass ich Euch nicht sehen will.«
    »Das weiß ich«, gab er zögernd zu. »Aber wir bekommen nicht immer, was wir wollen, richtig?«
    »Ihr anscheinend schon«, antwortete sie verbittert.
    Seufzend stand er auf. »Ich habe es Euch doch gesagt. Und sogar geschrieben, in all den Briefen, die Ihr habt zurückgehen lassen. Ich war an diesem Tag verzweifelt. Ich hätte alles gesagt, um Euch mit mir zu nehmen. Trotzdem habe ich nicht vor, den Vertrag zwischen unseren Familien über das Lebensschiff zu erzwingen. Ich werde Euch nicht als Zahlung für eine Schuld akzeptieren, Malta Haven. Gegen Euren Willen möchte ich Euch nicht zur Frau.«
    »Trotzdem bin ich hier«, erwiderte sie gereizt.
    »Und lebt«, fügte er hinzu.
    »Das habe ich wohl kaum den Männern zu verdanken, die Ihr dem Satrapen hinterhergeschickt habt«, meinte sie scharf. »Sie hätten mich dem Tod überlassen.«
    »Ich wusste nicht, dass Ihr in der Kutsche wart.« Seine Stimme klang förmlich, als er sich entschuldigte.
    »Wenn Ihr mir vertraut und mir die Wahrheit auf dem Ball erzählt hättet, wäre ich auch nicht dort gewesen. Genauso wenig wie meine Mutter oder meine Großmutter und mein Bruder. Euer Misstrauen mir gegenüber hätte uns alle beinahe umgebracht. Jedenfalls hat es Davad Restate getötet, der nur der Habgier und der Dummheit schuldig war. Wenn ich gestorben wäre, würdet Ihr die Schuld an meinem Tod tragen. Vielleicht habt Ihr mein Leben gerettet, aber erst, nachdem Ihr es mir fast geraubt habt. Weil Ihr mir nicht trautet.« Diese Worte hatte sie ihm schon sagen wollen, seit sie den betreffenden Abend im Geiste zusammengesetzt hatte. Das Wissen, was geschehen war, hatte ihre Seele in Stein verwandelt. Sie hatte die Worte so oft eingeübt, dass sie gar nicht mehr wusste, wie sehr sie tatsächlich schmerzten, bis sie sie laut aussprach. Es fiel ihr schwer, sie durch ihre erstickte Kehle zu pressen. Er schwieg und blieb vor ihr stehen. Malta beobachtete den regungslosen Schleier über seinem Gesicht und fragte sich, ob er überhaupt etwas empfand.
    Dann hörte sie, wie er die Luft anhielt. Stille. Erneut das heftige Einatmen. Langsam sank er auf die Knie. Verständnislos sah sie zu, wie er sich auf den Boden neben ihr Bett kniete. Seine Stimme klang so erstickt, dass sie ihn kaum verstand. Dennoch sprudelten die Worte nur so aus ihm hervor. »Ich weiß, dass es mein Fehler war. Ich wusste es all die Nächte, in denen Ihr hier lagt und Euch nicht rührtet. Es hat mich verzehrt wie das Wasser des Flusses einen sterbenden Baum. Ich hätte Euch beinahe getötet. Allein der Gedanke, dass Ihr hier lagt, blutend und allein. Ich hätte alles dafür gegeben, es rückgängig machen zu können. Ich war dumm, und ich habe geirrt. Auch wenn ich nicht das Recht habe, Euch zu bitten, tue ich es trotzdem: Bitte, verzeiht mir. Bitte.« Ein hörbares Schluchzen unterbrach ihn. Er hob die Hände und ballte sie vor seinem Schleier zu Fäusten.
    Malta schlug die Hände vor den Mund. Erschüttert sah sie, wie seine Schultern zuckten. Er weinte. Sie sprach laut aus, was sie dachte: »Ich habe noch nie gehört, dass ein Mann so etwas sagt. Ich hätte nicht geglaubt, dass Männer das können.« In einem einzigen erschütternden Augenblick war ihr ganzes Konzept von Männern über den Haufen geworfen worden. Sie musste Reyn nicht mit Worten bestürmen oder ihn mit unbarmherzigen Beschuldigungen brechen. Er konnte zugeben, dass er sich geirrt hatte. Nicht wie mein Vater. Der verräterische Gedanke nistete sich in ihrem Kopf ein. Doch sie weigerte sich, ihm Gehör zu schenken.
    »Malta?« Seine Stimme klang erstickt vor Tränen. Er kniete immer noch vor ihr.
    »Ach, Reyn, bitte steht auf!« Es beunruhigte sie zu sehr, ihn so zu sehen.
    »Aber.«
    Sie verblüffte sich selbst. »Ich vergebe Euch. Es war ein Fehler.« Sie hätte nicht erwartet, dass diese Worte so leicht auszusprechen waren. Sie musste sie nicht zurückhalten - sie konnte loslassen. Sie musste sich seine Schuld nicht aufsparen, um ihn damit zu konfrontieren, wenn sie etwas von ihm wollte. Vielleicht würden sie sich so etwas nie antun. Vielleicht ging es bei ihnen nicht darum, wer

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