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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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tat immer noch der ganze Körper weh.
    Selden beugte sich dicht vor ihr Gesicht und flüsterte: »Malta? Versprichst du mir etwas?«
    Sie wich etwas zurück. Er hatte gewürztes Fleisch gegessen. »Was denn?«
    Er sah sich erneut um. »Wenn Reyn und du heiraten, kann ich dann bei euch hier in Trehaug leben?«
    Sie sagte ihm nicht, wie unwahrscheinlich es war, dass sie Reyn jemals heiraten würde. »Warum?«, wollte sie wissen.
    Er richtete sich auf und ließ die Beine baumeln. »Mir gefällt es hier. Es gibt Jungen, mit denen ich spielen darf, und ich werde zusammen mit den Söhnen des Khuprus-Clans unterrichtet. Außerdem liebe ich die Hängebrücken. Mutter hat zwar immer Angst, dass ich runterfalle, aber unter den meisten sind Netze befestigt. Es ist schön, die Feuervögel zu beobachten, wenn sie in den Tümpeln am Fluss nach Nahrung suchen.« Er machte eine kleine Pause. »Und es gefällt mir, dass hier nicht alle ständig so bedrückt sind.« Er beugte sich noch dichter zu ihr. »Die alte Stadt mag ich auch. Ich habe mich gestern Abend hineingeschlichen, zusammen mit Wilee, als alle anderen schon geschlafen haben. Es ist richtig unheimlich. Ich finde es toll.«
    »Warst du in der Stadt, als die Erde gestern Nacht gebebt hat?«
    »Das war überhaupt das Spannendste.« Seine Augen glänzten bei der Erinnerung an sein Abenteuer.
    »Hm. Tu das nicht noch mal. Und sag es Mama nicht!«, warnte sie ihn automatisch.
    »Seh ich so blöd aus?«, fragte er selbstsicher.
    »Allerdings«, erwiderte sie.
    Er grinste. »Ich werde Wilee suchen. Er hat mir versprochen, mich mit in einem der schweren Boote hinauszunehmen, wenn wir eins herausschmuggeln können.«
    »Pass aber auf, sonst frisst der Fluss es unter dir weg.«
    Er sah sie wissend an. »Das ist ein Mythos. Sicher, wenn die Erde gebebt hat und der Fluss weiß wird, könnte er es schnell vernichten. Aber Wilee sagt, ein dickes Boot hält zehn Tage und manchmal sogar noch länger, wenn der Fluss normal fließt. Und wenn man sie nachts herauszieht, sie umdreht und darauf pinkelt, halten sie sogar noch länger.«
    »Ihh! Das ist sicher auch ein Märchen, das sie dir erzählt haben, damit du dumm dastehst, wenn du es machst.«
    »Nein. Wilee und ich haben gesehen, wie die Männer vor zwei Nächten auf ihre Boote gepinkelt haben.«
    »Verschwinde, Dreckspatz.« Sie zog ihm die Decke weg.
    Er stand auf. »Darf ich bei euch leben, wenn du Reyn geheiratet hast? Ich möchte nicht mehr nach Bingtown zurück.«
    »Wir werden sehen«, erwiderte sie. Nach Bingtown zurückgehen? Gab es denn Bingtown überhaupt noch? Sie hatten nichts von Großmutter gehört, seit sie in Trehaug angekommen waren, und vermutlich würde sich das so bald auch nicht ändern. Die einzigen Nachrichten, die von den Brieftauben überbracht wurden, handelten vom Krieg. Der Kendry hatte sie den Fluss hochgebracht. Er war das einzige Lebensschiff, das diese Strecke befuhr. Alle anderen Zauberschiffe patrouillierten vor dem Hafen von Bingtown und am Fluss und versuchten, nicht nur die chalcedeanischen Galeonen fernzuhalten, sondern auch die Seeschlangen. Seit einiger Zeit wimmelte es in den Gewässern am Fluss nur so von ihnen.
    Wie ein aufgeschreckter Vogel sprang Selden vom Diwan und stürmte aus der Kammer. Malta sah ihm kopfschüttelnd hinterher. Er hatte sich so schnell erholt. Mehr als das, er hatte sich plötzlich zu einer richtigen Person entwickelt. Meinten Eltern vielleicht das, wenn sie klagten, Kinder würden so schnell erwachsen werden? Sie empfand ihrem kleinen Bruder gegenüber beinahe so etwas wie Sentimentalität. Bedeutete das, dass auch sie erwachsen wurde?
    Sie lehnte sich auf dem Diwan zurück und schloss die Augen. Die Fenster der Kammer standen weit offen, und die feuchte Luft des Flusses strömte herein. Malta hatte sich beinahe schon an den Geruch gewöhnt. Jemand kratzte leicht an der Tür und trat dann ein.
    »Hm. Ihr seht heute viel besser aus.« Die Heilerin war chronisch optimistisch.
    »Danke.« Malta hielt die Augen geschlossen. Die Frau trug keinen Schleier, und ihr Gesicht sah aus wie ein Streuselkuchen. Die Haut an ihren Händen war so rau wie die Sohlen einer Hundepfote. Malta bekam eine Gänsehaut, wenn die Frau sie berührte. »Ich bin ganz sicher, dass ich nur ein wenig Erholung brauche«, sagte sie und hoffte, dass man sie in Ruhe ließ.
    »Genau genommen wäre es das Schlimmste, was Ihr tun könnt, wenn Ihr liegen bleibt. Ihr habt mir gesagt, Eure Sehkraft wäre wieder

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