Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten
Erinnerungen<.«
Malta hatte die Worte leichthin gesprochen und sie scherzhaft gemeint. Sie erschrak, als er die Bürste sinken ließ und sich nicht rührte. Nach einem Moment fragte er entsetzt: »Sagt man das wirklich von mir?«
»Reyn, ich habe nur einen Scherz gemacht.« Sie wollte ihn ansehen, aber er trat rasch von ihr weg ans Fenster und blickte hinaus.
»>In Erinnerungen ertrinken. < Das könnt Ihr Euch nicht ausgedacht haben, Malta Vestrit. Es ist ein typischer Regenwildnissatz. Sie sagen das von mir, hab ich Recht?«
»Ein kleiner Junge, der mit einem anderen tratscht. Ihr wisst doch, dass Kinder Geschichten erzählen, um sich gegenseitig zu beeindrucken, und wie sie dabei übertreiben und.«
»Wie sie wiederholen, was ihre Eltern sagen«, beendete er ihren Satz düster.
»Ich dachte, es wäre nur. Ist es wirklich ernst gemeint? >In Erinnerungen ertrinken«
»Ja«, bestätigte er. »Ja, das ist es. Wenn man dann gefährlich wird, geben sie einem gewöhnlich ein sehr sanftes Gift. Man stirbt im Schlaf. Wenn man noch schlafen kann. Manchmal kann ich noch schlafen. Aber nicht oft und nicht sehr lange, aber es macht den richtigen Schlaf umso süßer.«
»Der Drache«, meinte Malta sanft. Sie begriff.
Er zuckte zusammen, als hätte man ihm einen Dolch ins Herz gerammt, drehte sich um und starrte sie an.
»Aus unserem Traum«, fuhr sie leise fort. Wie lange das schon her zu sein schien.
»Sie hat gedroht, dass sie Euch verfolgen würde, aber ich habe das für bloße Prahlerei gehalten«, erklärte er.
»Sie.« Malta wollte sagen, wie der Drache sie gequält hatte, doch dann hielt sie inne. »Sie hat mich seit dem Unfall nicht mehr gequält. Sie ist fort.«
Er schwieg eine Weile. »Vermutlich hat sie ihren Kontakt mit Euch verloren, als Ihr bewusstlos wart.«
»Kommt so etwas denn vor?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nur sehr wenig über sie. Außer, dass kein anderer an ihre Existenz glaubt. Sie halten mich alle für verrückt.« Er lachte zitternd.
Malta streckte ihre Hand aus. »Kommt, gehen wir spazieren. Ihr habt mir einmal versprochen, mir Eure Stadt zu zeigen.«
Er schüttelte langsam den Kopf. »Ich darf dort nicht mehr hingehen, außer mein Bruder und meine Mutter halten es für nötig. Ich habe es versprochen.« Seiner Stimme war die Trauer über diesen Verlust deutlich anzumerken.
»Warum? Weshalb denn?«
Er lachte erstickt und hustete. »Für Euch, Teuerste. Ich habe meine Stadt für Euch eingetauscht. Sie haben mir versprochen, auf die Schuld für Euer Lebensschiff zu verzichten, wenn ich mich von der Stadt fern halte, es sei denn, sie erlauben mir ausdrücklich, sie zu betreten. Und ich müsse auch alle Hoffnungen begraben, das Drachenweibchen zu befreien. Außerdem gaben sie mir genug Geldmittel, die ich verwenden kann, wie ich will, und die Erlaubnis, Euch zu besuchen, wann immer ich wollte.«
Hätte sie nicht die Träume mit ihm geteilt, hätte sie nicht verstehen können, was er für sie aufgegeben hatte. Aber sie wusste es. Die Stadt war sein Herz. Ihre Geheimnisse zu erforschen, ihre flüsternden Straßen entlangzugehen, ihre Rätsel ans Licht zu bringen, war seine Essenz. Er hatte den Kern seines Wesens für sie aufgegeben.
Reyn sprach ruhig weiter: »Also, Ihr seht, der Vertrag ist geschlossen. Ihr müsst mich nicht einmal heiraten, um ihn einzulösen.« Er rang seine behandschuhten Hände.
»Und der Drache?«, fragte Malta atemlos.
»Sie hasst mich jetzt. Ich vermute, dass sie mich in ihren Erinnerungen ertränken wird, wenn ihr das gelingen sollte. Sie versucht, mich dazu zu bringen, zu ihr zu gehen. Aber ich habe bisher widerstanden.«
»Und wie?«
Er seufzte. »Wenn es wirklich schlimm wird, trinke ich so viel, dass ich kaum noch kriechen kann«, gestand er. »Und dann werde ich ohnmächtig.«
»Ach, Reyn.« Sie schüttelte mitfühlend den Kopf. Dann hat das Drachenweibchen ihn für sich allein, dachte Malta. Sie konnte ihn quälen, wie es ihr gefiel, in ihrer Welt, wo er ihr nicht entfliehen konnte. Sie holte tief Luft. »Wenn ich Euch nun heiraten würde, um den Vertrag zu erfüllen? Wenn ich behaupten würde, dass ich es lieber so abzahlen würde, als dass Eure Familie einfach auf die Schuld verzichtet? Würde Euch das aus Eurem Vertrag erlösen?«
Er schüttelte langsam den Kopf. »Es würde mich nicht von meinem Wort entbinden.« Reyn wandte ihr den Kopf zu. »Würdet Ihr das wirklich tun?«
Malta wusste es nicht. Und sie konnte es unmöglich
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