Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten
Handschrift, in der steht, dass er lebt und die Hilfe seiner Adligen einfordert. Ich könnte anbieten, ihn zu betrügen.«
»Das reicht noch nicht.« Freye schüttelte den Kopf.
Plötzlich wusste Keffria, wie es funktionieren würde. »Mein Lebensschiff«, sagte sie. »Ich könnte ihnen einen Handel vorschlagen. Ich bitte sie, mein Lebensschiff und meinen Ehemann zu retten. Im Gegenzug würde ich die Viviace einsetzen, um sie den Fluss hinaufzubringen, wo sie den Satrapen angreifen und wieder in ihre Gewalt bringen könnten.«
»Das könnte funktionieren«, stimmte ihr Jani Khuprus zögernd zu. »Sie würden Euch misstrauisch behandeln, wenn Ihr einfach kommt und ihnen einen Betrug praktisch in den Schoß legt. Aber wenn Ihr sie um einen Gefallen bittet oder ihnen einen Handel vorschlagt, dürften sie Eure Motive akzeptieren.«
Polsk schnaubte verächtlich. »Es ist so leicht zu durchschauen!
Wie solltet Ihr an so eine Nachricht von dem Satrapen kommen? Außerdem wissen alle, dass Malta Reyn versprochen war. Woher soll Eure plötzliche Feindseligkeit kommen?«
»Ich glaube, meine Mutter ist an demselben Tag aus Bingtown geflohen wie ich. Und ich habe nach dem Ball mit niemandem gesprochen. Wir sind einfach nur verschwunden. Ich könnte sagen, dass wir zusammen mit dem Satrapen entführt worden sind, dass meine Kinder ihren Verletzungen erlegen wären, ich aber trotzdem mit ihm gefangen gehalten wurde. Ich hätte sein Vertrauen gewonnen, und er hätte diese Nachricht geschrieben. Ich wäre zwar entkommen, würde ihn aber betrügen, weil ich ihm die Schuld für die Geschehnisse gäbe.«
Keffria hielt inne, als ihr nichts mehr einfiel. Was dachte sie sich da nur? Es war viel zu durchsichtig. Jeder Narr konnte das durchschauen. Die anderen Händler würden das auch so sehen und ihr abraten zu gehen. Sie wusste selbst, dass sie es niemals schaffen konnte. Ihre Schwester Althea hätte es vielleicht vollbringen können, sogar ihre Tochter Malta besaß den Mut und die Nerven dazu. Sie jedoch war nur ein graues Mäuschen, wohl behütet und naiv. Das sahen sie ihr alle an. Sie würden es ihr niemals gestatten. Sie kam sich plötzlich närrisch vor, dass sie einen derart lächerlichen Plan überhaupt vorgeschlagen hatte.
Händler Polsk faltete seine langen Finger vor sich auf dem Tisch. »Sehr gut. Ihr habt Recht. Trotzdem bestehe ich darauf, dass Händlerin Vestrit eine Nacht darüber schläft, bevor sie das Unterfangen in Angriff nimmt. Sie hat eine Menge Strapazen hinter sich. Ihre Kinder wären hier zwar sicher, aber wir würden sie selbst größter Gefahr aussetzen, und das ohne Hilfsmittel.«
»Der Kendry segelt morgen ab. Könnte sie bis dahin fertig sein?« Händlerin Lorek hatte es offenbar eilig.
»Wir halten immer noch Verbindung zu den Sklaven in einigen Händlerhaushalten. Sie könnten uns Informationen zustecken. Ich werde Euch eine Liste mit Namen zusammenstellen, die Ihr auswendig lernen müsst«, bot ihr Händlerin Freye an. Sie sah sich an dem Tisch um. »Dieser Plan muss natürlich unter uns bleiben.«
»Natürlich. Ich werde selbst mit dem Kapitän des Kendry sprechen und ihm vorschlagen, Händlerin Vestrit auf seinem Schiff zu verstecken. Ein Versteck, das er nicht verraten darf. Er muss auch seine Mannschaft davon fern halten.«
»Ihr werdet Nahrungsmittel brauchen, aber wir dürfen Euch nicht zu reichhaltig ausstatten, sonst klingt Eure Geschichte nicht glaubhaft genug«, sinnierte Jani laut.
»Wir sollten ihr ein Armband anfertigen. Aus Gold, das angemalt wird, damit es wie billiges Emaille aussieht. Wenn sie bedroht ist, kann sie sich vielleicht ihr Leben damit erkaufen«, fügte Händlerin Freye hinzu.
Keffria hörte zu, wie der Plan, den sie initiiert hatte, Gestalt annahm. War sie nun der Fisch, der sich im Netz verfangen hatte, oder der Fischer, der es auswarf? Das Gefühl der Furcht, die sie verspürte, war vertraut, aber die erhebende Freude, die dabei mitschwang, kannte sie nicht. Was geschah mit ihr?
»Ich bestehe darauf, dass wir ihr diese Nacht lassen, um sorgfältig darüber nachzudenken«, wiederholte Händler Polsk.
»Ich werde mit dem Kendry segeln«, versicherte Keffria ihnen. »Und ich lasse meine Kinder in Eurer Obhut. Ich werde ihnen sagen, dass ich nach Bingtown zurückkehre, um Großmutter zu überreden, zu uns zu kommen. Bitte verratet ihnen nicht mehr.«
Die verschleierten Köpfe am Tisch nickten. Schließlich ergriff Jani Khuprus das Wort. »Ich bete nur darum,
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