Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten
dass der größte Teil der Händler den Ausbruch von Händlerin Lorek vornehm ignorierte. »Wem sollten wir wohl eine solche Botschaft senden? Gefährtin Serilla vermutet, dass an der Verschwörung mehrere vornehme Adelsgeschlechter von Jamaillia beteiligt sind. Sie sind vielleicht sogar verärgert, dass wir sein Leben gerettet haben. Bevor wir damit prahlen, dass wir diesen Plan zunichte gemacht haben, sollten wir vielleicht herausfinden, wer eigentlich dahinter steckt.«
Händler Polsk lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Lasst Euch von einem etwas langsamen alten Mann reinen Wein einschenken. Schiebt ihn an. Schickt das Kind dahin zurück, wo er hergekommen ist. Sollen sie sich doch mit ihm abgeben! Sollen sie ihn doch umbringen, wenn ihnen so viel daran liegt! Und was mich angeht, können sie sich auch gleich gegenseitig massakrieren! Bindet ihm einen Zettel um den Hals, dass wir mit ihm fertig sind und unsere Angelegenheiten jetzt selbst in die Hand nehmen. Und wenn wir schon dabei sind: Werfen wir diese Chalcedeaner doch aus unseren Häfen und vertreiben wir sie von unseren Wasserwegen, und zwar diesmal endgültig.«
Einige Händler nickten, aber Jani Khuprus seufzte. »Händler Polsk, Ihr seid wahrhaftig zum Kern vorgedrungen. Viele von uns wünschen sich, dass es so einfach wäre. Aber leider ist es das nicht. Wir können nicht riskieren, gleichzeitig mit Chalced und Jamaillia Krieg zu führen. Wenn wir schon eine Partei beschwichtigen müssen, sollten wir dafür Jamaillia auswählen.«
Händler Kewin schüttelte heftig den Kopf. »Wir sollten uns mit niemandem verbünden, solange wir nicht wissen, wer mit wem unter einer Decke steckt. Wir müssen erst herausfinden, was in Jamaillia-Stadt vor sich geht. Ich fürchte, dass wir den Satrapen noch länger hier behalten müssen, während wir ein Schiff mit Gesandten nach Jamaillia schicken, als Parlamentäre, damit sie herausfinden, wie die Dinge dort stehen.«
»Würden sie denn überhaupt eine Weiße Flagge respektieren?«, fragte jemand zweifelnd. Ein anderer mischte sich ein. »An Piraten und chalcedeanischen Söldnern vorbei und wieder zurück? Wisst Ihr, wie lange diese Reise dauern kann? Bis dahin ist von Bingtown vielleicht nichts mehr übrig.«
Möglicherweise lag es an der Erwähnung ihres Heims, aber plötzlich war für Keffria die Sache vollkommen klar. Sie wusste, was sie dieser Versammlung beisteuern konnte. Es war dasselbe, was ihre Vorfahren mitgebracht hatten, als sie die Verwunschenen Ufer erreichten und ihnen ihr Heim abrangen. Sie trug es in sich: ihren Mut und ihre Intelligenz. Es war alles, was sie ihnen bieten konnte. »Wir brauchen nicht erst nach Jamaillia zu segeln, um das herauszufinden«, sagte sie gelassen. Alle verschleierten Gesichter am Tisch wandten sich ihr zu. »Die Antworten, die wir benötigen, liegen in Bingtown. Es gibt dort Verräter, die bereit waren, einen Jungen sterben zu lassen, um mehr von unserem Land zu erbeuten und es in Chalceds Ebenbild zu verwandeln. Händler, wir müssen nicht bis nach Jamaillia-Stadt reisen, um festzustellen, wer unsere Freunde sind. Wir müssen nur bis nach Bingtown kommen. Dort werden wir sehen, wer unsere Feinde sind, hier und in Jamaillia-Stadt.«
Händlerin Lorek malträtierte den Tisch erneut mit ihrer Faust.
»Wie sollen wir das machen, Händlerin Vestrit? Sie nett fragen? Oder schlagt Ihr vor, dass wir einige gefangen nehmen und die Informationen aus ihnen herausquetschen?«
»Weder noch«, antwortete Keffria unerschütterlich. Sie betrachtete die verschleierten Gesichter am Tisch. Aus ihrem gespannten Schweigen schloss sie, dass sie ihr aufmerksam zuhörten. Sie holte Luft. »Ich könnte zu ihnen fliehen und mich ihrer Gnade ausliefern.« Sie dachte kurz nach. »Seht mich an. Piraten haben meinen chalcedeanischen Ehemann gefangen. Ich bin aus meinem Haus vertrieben worden, meine Tochter und mein Sohn wurden >getötet<, als der Satrap entführt wurde, ganz zu schweigen von meinem alten Freund Davad Restate. Ich könnte sie bestimmt davon überzeugen, dass ich mit ihnen sympathisiere. Und irgendwie könnte ich Euch auch über das in Kenntnis setzen, was ich über sie herausfinde.«
»Zu gefährlich«, erwiderte Händler Polsk rasch.
»Ihr habt ihnen nicht genug zu bieten«, meinte Händlerin Freye ruhig. »Ihr müsst mehr in die Waagschale werfen. Informationen von uns hier oben am Fluss. Irgendetwas.«
Keffria dachte kurz nach. »Eine Nachricht vom Satrapen, in seiner
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