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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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benutzten. Selden sah zu ihr zurück, während er voranging. Sie bemerkte die Aufregung in seinem Blick. Schließlich führte er sie zu einer schweren Tür aus Holzstämmen. Sie war in den Boden eingelassen wie eine Falltür. »Hilf mir«, zischte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie ist mit einer Kette verschlossen.«
    »Das sieht nur so aus. Die Erwachsenen benutzen diesen Weg nicht mehr, weil ein Teil des Tunnels eingestürzt ist. Aber es gibt genug Platz, um durchzuschlüpfen, wenn du nicht zu groß bist. So wie wir.«
    Sie hockte sich neben ihn. Die Tür war voller Schlamm und glitschig. Ihre Fingernägel glitten ab, und der Schmutz verfing sich darunter. Aber sie ließ sich öffnen. Darunter herrschte eine noch tiefere Finsternis. »Gibt es dort unten Fackeln oder wenigstens Kerzen?«, fragte sie Selden wenig hoffnungsvoll.
    »Nein. Du brauchst keine. Ich zeige es dir. Du berührst einfach das Material, und es leuchtet ein bisschen. Aber nur, wo du es berührst. Es ist nicht viel, aber es genügt.«
    Er kletterte hinunter. Einen Moment später sah sie ein leichtes Schimmern an seinen Fingern. Es war so hell, dass sie die Umrisse seiner Hand an der Wand erkennen konnte. »Komm schon, beeil dich.«
    Er sagte nicht, dass sie die Tür schließen sollte, und darüber war sie froh. Sie tastete sich langsam durch die Dunkelheit. Es roch nach Feuchtigkeit und abgestandenem Wasser. Was tat sie da eigentlich? Was dachte sie sich dabei? Sie presste die Zähne zusammen und legte ihre Hand neben die von Selden. Das Ergebnis war erstaunlich. Ein Lichtstrahl schoss zwischen ihren Fingern hervor, und er lief den ganzen Tunnel vor ihnen entlang, bis er hinter einer Kurve verschwand. Dabei überquerte er einige Türen, und an einigen Stellen waren Runen darin eingelassen. Sie blieb verwundert stehen.
    Eine Weile schwieg Selden. Dann sagte er zweifelnd: »Reyn hat dir das gezeigt, stimmt's?«
    »Nein. Ich habe es einfach nur berührt. Es ist Jidzin.« Sie neigte den Kopf. Vom anderen Ende der Halle hörte sie Fetzen von Musik. Es war merkwürdig. Sie konnte zwar die Instrumente nicht identifizieren, aber die Weise klang seltsam vertraut.
    Selden sah sie ungläubig an. »Wilee hat mir gesagt, dass Reyn das manchmal gemacht hat. Ich habe es ihm nicht geglaubt.«
    »Vielleicht passiert es manchmal einfach.«
    »Vielleicht.« Aber er klang wenig überzeugt.
    »Was ist das für eine Musik? Kennst du sie?«
    Er sah sie stirnrunzelnd an. »Welche Musik?«
    »Diese Musik. Sie kommt von weit her. Hörst du sie nicht?«
    Sie schwiegen lange. »Nein. Ich höre nur das Tröpfeln des Wassers.«
    Nach einem Moment fuhr sie fort: »Sollen wir weitergehen?«
    »Natürlich«, erwiderte er unsicher. Jetzt ging er etwas langsamer und fuhr mit den Fingern über den Streifen Jidzin. Sie folgte ihm und machte es ihm nach. »Wohin willst du gehen?«, fragte er nach einer Minute.
    »Ich möchte dahin gehen, wo der Drache begraben liegt. Weißt du, wo das ist?«
    Er drehte sich um und sah sie nachdenklich an. »Ein begrabener Drache?«
    »Das habe ich gehört. Weißt du, wo das ist?«
    »Nein.« Er fuhr sich mit seinen schmutzigen Fingern über die Wange und hinterließ braune Streifen. »Davon habe ich noch nie etwas gehört.« Er senkte den Blick. »Genau genommen bin ich noch nie weitergegangen als bis zu dem eingestürzten Teil.«
    »Dann bring mich dorthin.«
    Sie gingen schweigend weiter. Einige der Türen, an denen sie vorbeikamen, waren gewaltsam geöffnet worden. Malta spähte hoffnungsvoll hinein, aber hinter den meisten lagen nur eingestürzte Kammern voller Erde und Wurzeln. Zwei hatte man gesäubert, aber in ihnen befand sich trotzdem nichts Interessantes. Durch zwei große, dicke Glasfenster konnte man auf eine Wand aus Erde sehen. Sie gingen weiter. Manchmal schien die Musik deutlicher zu sein, manchmal verblasste sie. Es musste eine akustische Täuschung durch die Windung der Korridore sein.
    Sie kamen an eine Stelle, an der die Decke und eine Wand nachgegeben hatten. Erde ergoss sich über den Steinboden. Mit seiner freien Hand deutete Selden auf den Erdhaufen, der sich bis zur Decke erstreckte. »Du musst hinaufklettern und dich hindurchzwängen«, flüsterte er. »Wilee hat gesagt, es ist nur ein kurzes Stück sehr eng, und dann kommst du auf der anderen Seite wieder heraus.«
    Sie blickte zweifelnd hinauf. »Passt du da durch?«
    Selden senkte den Blick und schüttelte dann den Kopf. »Ich mag es nicht, wenn es so eng wird. Ich bin

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