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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hinaus ins klare Sonnenlicht. Sie atmete tief durch, sog die klare Luft ein und genoss den offenen Raum um sich herum. Erst nachdem sie sich jetzt davon befreit hatte, bemerkte sie, wie sehr es ihre Stimmung gedrückt hatte, von Dunkelheit und Erde eingeschlossen gewesen zu sein. Außerdem hatte sie auch all die flüsternden Geister abgeschüttelt. Es war, als erwache sie aus einem langen, verwirrenden Traum. Sie wollte sich ihr Gesicht abreiben, hielt aber inne. Ihre Hände waren verschmiert und schmutzig. Die Fingernägel, die noch unversehrt waren, starrten vor Dreck. Ihre Kleidung hing ihr in schlammigen Fetzen vom Leib. Schließlich stellte sie fest, dass sie nur noch einen Schuh am Fuß hatte. Wo war sie gewesen? Wer war sie gewesen?
    Sie blinzelte noch, als der Satrap und seine Gefährtin ins Freie traten. Sie waren zwar ebenfalls schlammbedeckt, aber längst nicht so verwirrt wie Malta. Sie drehte sich lächelnd zu ihnen um, weil sie Dank erwartete. »Wo ist die Stadt?«, verlangte Magnadon Satrap Cosgo stattdessen zu wissen. »Welchen Sinn hat es, uns hier herauszubringen, an dieser unwirtliche und verlassenen Stelle?«
    Malta sah sich um. Bäume. Schlammiges grünes Wasser an ihren Wurzeln. Sie stand auf einer Erhebung aus grasigem Boden mitten in einem Sumpf. In der Zeit unter der Erde hatte sie vollkommen die Orientierung verloren. Sie versuchte, mit Hilfe der aufgehenden Sonne ihren Standort zu bestimmen, und suchte nach Trehaug. Der Wald blockierte jedoch ihre Sicht. Sie zuckte mit den Schultern. »Wir sind entweder ein Stück flussaufwärts oder flussabwärts«, erklärte sie bissig.
    »Da wir auf einer winzigen Insel stehen, scheint mir das eine ziemlich nahe liegende Vermutung«, erwiderte der Satrap gereizt.
    Malta kletterte ein Stück höher, um besser sehen zu können, aber das bestätigte nur ihre Vermutung. Es war nicht wirklich eine Insel, eher eine Erhöhung im Sumpf. Sie konnte von hier aus nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, in welcher Richtung der Hauptkanal des Flusses lag und welche tiefer in den Sumpf hineinführte. Die riesigen grauen Säulen der Flussbäume erstreckten sich soweit sie sehen konnte in alle Richtungen.
    »Wir müssen zurückgehen«, meinte sie mutlos. Würde sie es aushalten, sich den Massen der Geister erneut zu stellen?
    »Nein!« Kekki schrie das Wort beinahe und ließ sich dann zu Boden plumpsen. Sie schluchzte hoffnungslos. »Ich kann es nicht. Ich gehe nicht zurück ins Dunkle. Ich werde es nicht tun.«
    »Ganz offenkundig brauchen wir das auch nicht«, bemerkte der Satrap ungeduldig. »Wir sind auf dem Weg hierher über einige kleine Boote geklettert. Mädchen, geh zurück und such das beste aus. Bring es her und rudere uns zur Stadt zurück.« Er sah sich angewidert um, zog dann ein Taschentuch hervor, öffnete es und legte es auf den Boden. Dann setzte er sich darauf. »Ich werde mich hier ausruhen.« Er schüttelte den Kopf. »Eine armselige Art für diese Händler, ihren rechtmäßigen Führer zu behandeln. Sie werden es bereuen, mich so missbraucht zu haben.«
    »Möglich. Aber wohl kaum so sehr, wie sie es bereuen, Euch erlaubt zu haben, uns zu missbrauchen.« Malta war erstaunt über ihre Worte. Plötzlich spürte sie ihre Wut auf diese undankbaren Teufel. Sie hatte sich die ganze Nacht geplagt, um sie durch die Tunnel zu bringen, und das war der Dank? Sie schüttelte ihre schmutzigen Röcke aus und knickste übertrieben vor dem Satrapen. »Malta Vestrit von den Bingtown-Händlern entbietet dem Magnadon Satrap Cosgo und seiner Gefährtin Kekki ihren Abschiedsgruß. Ich bin nicht Eure Dienerin, die Ihr nach Belieben herumschubsen könnt. Und ich betrachte mich auch nicht mehr als Eure Untertanin. Lebt wohl.«
    Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und drehte sich wieder zu der schlammigen Kluft in der Erde um. Sie holte tief Luft. Sie konnte es schaffen. Es blieb ihr nichts anderes übrig. Sobald sie nach Trehaug zurückkam, konnte sie eine Rettungsmannschaft losschicken, die den Satrapen holte. Vielleicht lernte er ja ein bisschen Bescheidenheit, wenn er so lange auf diesem Grasbüschel sitzen blieb.
    »Wartet!«, befahl er ihr. »Malta Vestrit? Das Mädchen von dem Sommerball?«
    Sie sah über die Schulter zurück und nickte bestätigend.
    »Lasst mich hier allein, und ich werde niemals meine Schiffe aussenden, um Euren Vater zu retten!«, erklärte er großtuerisch.
    »Eure Schiffe?« Sie lachte schrill. »Welche Schiffe? Ihr hattet niemals vor, mir

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