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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zu helfen. Ich wundere mich sogar, dass Ihr Euch überhaupt noch daran erinnert.«
    »Holt das Boot und bringt uns in Sicherheit. Dann werdet Ihr sehen, wie der Satrap von Jamaillia seine Versprechen hält.«
    »Vermutlich genauso, wie er die Verträge seiner Vorfahren ehrt«, erwiderte Malta höhnisch. Sie drehte ihm den Rücken zu und kletterte ins Dunkle zurück. Weiter unten aus dem Flur hörte sie ein Geräusch, das an donnernden Applaus erinnerte. Furcht stieg in ihr hoch. >Ertränkt in Erinnerungen.< Sie wusste jetzt, was das bedeutete. Konnte sie noch einmal die Stadt durchqueren und dabei sie selbst bleiben? Malta zwang sich dazu weiterzugehen. Wieder kletterte sie über die Boote und bemerkte dabei, dass sie längst nicht so zerstört waren, wie sie vermutet hatte. Anscheinend war eine Art gehämmertes Metall an den Hüllen angebracht worden. Als sie über sie kletterte, wurden ihre Hände weiß wie von einem Puder, wo sie sie berührte. Aus dem Flur drang erneut donnernder Beifall bis zu ihr. Sie ging langsam darauf zu, doch plötzlich stieg ihr eine Staubwolke in die Nase. Sie hustete und rang einen Moment um Atem. Als sie ihre Augen von dem Staub gereinigt hatte und den Korridor entlangblickte, bemerkte sie den Dunst, der in der Luft hing. Malta starrte darauf und weigerte sich zu begreifen, was sie instinktiv sofort erfasst hatte. Der Flur war eingestürzt. Sie konnte nicht mehr zurück.
    Sie schwankte vor Müdigkeit, doch dann straffte sie sich. Ausruhen konnte sie noch, wenn alles vorbei war. Langsam ging sie zu den gestapelten Ruderbooten zurück und untersuchte sie skeptisch. Das oberste hatte zerbrochene Sitze. Sie nahm einen Splitter und untersuchte das Holz. Zeder. Ihr Vater hatte es das ewige Holz genannt. Mühsam hob sie das oberste Boot von den anderen, um zu überprüfen, ob das nächste vielleicht in einem besseren Zustand war.
    »Reyn? Reyn, Lieber, wir brauchen dich. Du musst aufwachen!«
    Er rollte sich von der freundlichen Stimme und den Händen weg, die an ihm zupften. »Geh weg«, sagte er nachdrücklich und zog sich das Kissen über den Kopf. Benommen fragte er sich, warum er wohl in Kleidung und mit Schuhen schlief.
    Bendir war immer schon direkter gewesen. Er packte die Knöchel seines jüngeren Bruders. Reyn wurde wach, als er auf dem Boden aufschlug. Und er war sofort wütend.
    »Bendir!«, tadelte ihn seine Mutter, aber sein Bruder schien nicht sonderlich viel Reue zu empfinden.
    »Wir haben keine Zeit für Nettigkeiten. Er hätte kommen sollen, als die Glocke läutete. Es ist mir vollkommen egal, wie liebeskrank er ist oder wie groß sein Kater ist.«
    Diese Worte durchdrangen sowohl Reyns Ärger als auch seine Müdigkeit. »Die Glocke? Ein Einbruch?«
    »Die halbe verdammte Stadt ist zusammengefallen«, erklärte Bendir gereizt. »Während du deinen Rausch ausgeschlafen hast, mussten wir zwei Erdstöße überstehen. Heftige Stöße.
    Wir haben zwar schon Grabmannschaften drin und stützen alles ab, aber es wird dauern. Du kennst die Struktur der Stadt besser als jeder andere. Wir brauchen dich.«
    »Malta? Geht es Malta gut?«, fragte Reyn besorgt. Sie war in der Drachenkammer. Hatten sie sie rechtzeitig rausgeholt?
    »Vergiss Malta!«, erwiderte sein Bruder. »Wenn du dir über jemanden Sorgen machen willst, dann interessiert es dich vielleicht zu erfahren, dass der Satrap und seine Frau da unten eingeschlossen sind. Vielleicht sind sie sogar schon tot. Es wäre eine Ironie des Schicksals, wenn wir sie hierher geholt hätten, um sie zu schützen, und sie dann in der Stadt sterben würden.«
    Reyn rappelte sich auf. Er war noch vollkommen angezogen, einschließlich seiner Stiefel. Er schob sich die Locken aus dem Gesicht. »Gehen wir. Ihr habt Malta gestern Nacht noch herausgeholt, hab ich Recht?«
    Die Frage war eine bloße Formalität. Sein Bruder und seine Mutter wären nicht so ruhig, wenn sie noch da unten eingeschlossen wäre.
    »Das hast du nur geträumt«, entgegnete Bendir rau.
    Reyn blieb wie angewurzelt stehen. »Nein«, sagte er tonlos. »Das war kein Traum. Sie ist in die Stadt gegangen, in die Kammer des Gekrönten Hahns. Das habe ich euch doch gesagt. Ich kann mich noch daran erinnern. Ich habe euch gebeten, sie dort herauszuholen. Habt ihr das nicht getan?«
    »Sie ist krank in ihrem Bett, nicht da unten in der Stadt!«, rief Bendir gereizt.
    Seine Mutter war blass geworden und hielt sich krampfhaft am Türrahmen fest. »Keffria ist im Morgengrauen zu mir

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