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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gehorchen?«
    Ungerührt erwiderte sie seinen Blick. »Wollt Ihr lieber auf dem Fluss sterben?«
    Das schockierte ihn. »Wagt nicht mit mir zu sprechen, als wärt Ihr eine Gefährtin!«
    »Das fiele mir im Traum nicht ein«, stimmte Malta ihm aus tiefstem Herzen zu. Ob vorher jemals jemand gewagt hatte, ihm zu widersprechen? Stöhnend stand sie auf. »Helft mir!«, sagte sie und schob das Boot auf den Sumpf zu. Seine Hilfe bestand darin, den Fuß vom Bootsrand zu nehmen. Malta achtete nicht darauf, sondern schob das Boot in flaches, stehendes Wasser. Zwar verfügten sie nicht über einen Strick, um es festzubinden, aber es gab hier auch keine Strömung, die es hätte wegtragen können. Hoffe ich jedenfalls, dachte Malta, aber plötzlich war sie zu müde, um sich weiter darum zu kümmern.
    Sie sah den Satrapen an, der ihr immer noch finstere Blicke zuwarf. »Wenn Ihr wach bleibt, könnt Ihr Ruder suchen. Und außerdem solltet Ihr das Boot im Auge behalten, damit es nicht wegschwimmt. Es ist das beste von denen, die da unten liegen, auch wenn es deshalb noch längst nicht besonders gut ist.« Ihr Tonfall fiel ihr auf, und als sie sich ins Gras legte und die Augen schloss, wusste sie plötzlich, woher sie ihn kannte. So hatte ihre Großmutter immer mit ihr geredet. Jetzt verstand sie auch, warum. Ihr tat der ganze Körper weh, und der Boden war hart. Trotzdem schlief sie sofort ein.
    Reyn hatte sie nicht überzeugt - er war einfach gegangen. Wenn er darauf gewartet hätte, dass sie den Hauptzugang säuberten und stützten, bevor er weiterging, wäre Malta sicher tot, bevor er sie erreichte. Er musste sich durch zwei Erdrutsche graben, bevor er zum Hauptgang gelangte. Dieser war noch intakt, bis er zu der schmalen Linie kam, zu der er sich vorgearbeitet hatte. Er hatte einen großen Stein darauf gelegt und machte jetzt ein Zeichen mit Sternkreide an die Wand. Dieses Material leuchtete noch bei schwächster Beleuchtung. So würden sie wissen, dass er hier gewesen war, und weitermachen. Er hatte die Plätze markiert, an denen man am besten mit den Ausgrabungen begann. Dafür besaß er einen besonderen Instinkt.
    Die Szene mit Maltas Mutter war schrecklich gewesen. Er hatte sie gefunden, wie sie half, den Schutt aus dem Tunnel zu graben. Der Verband an ihrer verletzten Hand war voller Schmutz. Als er sie fragte, ob sie Malta gesehen hatte, war ihr die Sorge deutlich anzusehen, die sie bis dahin tapfer verborgen hatte. »Nein«, erwiderte sie heiser. »Und Selden auch nicht. Aber sie können natürlich nicht hier unten sein.«
    »Natürlich nicht«, log er und fühlte sich elend. »Ich bin sicher, dass sie bald auftauchen. Vermutlich laufen sie gemeinsam in Trehaug herum und wundern sich, wohin alle anderen gegangen sind.« Er versuchte, seinen Worten Überzeugung zu verleihen, aber er wusste nicht, woher er sie nehmen sollte. Sie erkannte das Entsetzen in seinem Blick und schluchzte. Er schaffte es nicht, sie anzusehen, sondern ging in die versunkene Stadt. Er wollte ihr nicht versprechen müssen, dass er ihr ihre Kinder wiederbrachte. Einmal hatte er sie bereits belogen.
    Trotz der neuen Verschüttungen bewegte sich Reyn sicher durch die Stadt. Er kannte ihre Stärken und Schwächen, als wäre sie sein eigener Körper. Aus einem Tunnel zog er die Grabenden und führte sie zu einem anderen Einsturz, den sie schneller freischaufeln konnten. Bendir wollte, dass er von Schauplatz zu Schauplatz ging, eine Laterne und eine Karte mitnahm und Ratschläge gab. Reyn weigerte sich strikt. »Ich bleibe bei denen, die sich zu der Kammer des Gekrönten Hahns vorarbeiten. Sobald wir dort sind und ich Malta gerettet habe, arbeite ich da, wo du mich einsetzt. Aber das hier hat jetzt für mich Vorrang.«
    Die beiden Brüder hätten sich beinahe gestritten, doch ihre Mutter erinnerte Bendir daran, dass der Satrap und seine Gefährtin ebenfalls in dieser Richtung eingeschlossen waren. Widerwillig gab Bendir nach. Reyn nahm seine Vorräte und brach auf. Er hatte Wasser, Kreide, Schnur, Kerzen und Streichhölzer in einer Schultertasche. Grabwerkzeuge klapperten an seinem Gürtel. Eine Laterne brauchte er nicht.
    Während er durch den Korridor eilte, fuhr er mit der Kreide über die Wand direkt über dem Jidzin, das nicht mehr funktionierte. Die Stadt starb wirklich, wenn er nicht einmal mehr das Jidzin zum Leuchten bringen konnte. Vielleicht war es an zu vielen Stellen zerbrochen, um noch funktionieren zu können. Und vielleicht hatte er für

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