Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten
mit ihr hinaufkletterte.
Sobald sie das Deck erreicht hatten, ließ er sie herunter. Einen Moment rauschte das Blut in ihren Ohren, und ihr Herz schlug so laut, dass sie kaum die Kommandos hörte, die der bärtige Mann bellte. Als plötzlich Schweigen eintrat, bemerkte Serilla, dass alle sie anstarrten, und holte Luft. Es kam ihr plötzlich wagemutig vor, hier mitten in einer Gruppe fremder Menschen an Bord eines Lebensschiffes zu stehen. Plötzlich war Jamaillia-Stadt so weit weg, dass sie beinahe nicht mehr zu existieren schien. Sie zwang sich dazu, wieder in die Realität einzutauchen.
»Ich bin Serilla, Gefährtin des Herzens von Magnadon Satrap Cosgo. Er hat eine weite Reise unternommen, um sich Eure Beschwerden anzuhören und sie zu befriedigen.« Sie musterte die Gesichter der Männer. Sie hörten ihr aufmerksam zu. »Auf der Reise hierher ist er allerdings sehr krank geworden, er und noch viele andere Adlige aus seiner Gefolgschaft. Als er bemerkte, wie krank er wurde, hat er Schritte unternommen, um sicherzustellen, dass seine Mission erfolgreich abgeschlossen wird, ganz gleich, was aus ihm selbst werden würde.« Sie griff in ihrem Umhang in die Tasche, die sie gestern Nacht dort eingenäht hatte.
Dann zog sie die zusammengerollten Pergamente heraus und reichte sie dem bärtigen Kapitän. »Mit diesem Dokument ernennt er mich zu seiner ständigen Botschafterin für die Bingtown-Händler. Ich bin befugt, für ihn zu sprechen.«
Einige Männer blickten sie ungläubig an. Sie beschloss, lieber alles zu riskieren, als Gefahr zu laufen, dass sie sie nicht ernst nahmen. Sie blickte den Bärtigen flehentlich an und senkte ihre Stimme, als fürchte sie, dass die Chalcedeaner sie belauschen könnten. »Bitte, ich glaube, dass das Leben des Satrapen in Gefahr ist, und er ist derselben Meinung. Denkt doch darüber nach! Würde er mir so viel Macht gewähren, wenn er davon ausgehen könnte, lebendig das Ufer zu erreichen? Wenn es möglich ist, müssen wir versuchen, ihn von dem chalcedeanischen Schiff zu holen und ihn nach Bingtown in Sicherheit zu bringen.« Sie warf einen verstohlenen, furchtsamen Blick zurück auf das chalcedeanische Schiff.
»Sagt nichts weiter«, warnte sie der Kapitän. »Eure Worte solltet Ihr Euch für das Händlerkonzil aufheben. Wir schicken sofort ein Boot für ihn hinüber. Glaubt Ihr, dass sie ihm erlauben werden, das Schiff zu verlassen?«
Sie zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich kann Euch nur bitten, es zu versuchen.«
Der Kapitän runzelte die Stirn. »Ich warne Euch, Lady. Es gibt viele Menschen in Bingtown, die das für einen Trick halten werden, um Euch bei uns einzuschmeicheln. Die Gefühle für den Satrapen sind in letzter Zeit umgeschlagen, denn Ihr habt nicht.«
»Bitte, Händler Caern! Ihr verwirrt unseren Gast! Meine Hohe Gefährtin, wenn Ihr gestattet. Ich bin stolz, dem Satrapen die Gastfreundschaft der Residenz Restate anbieten zu dürfen. Auch wenn wir Händler vielleicht im Augenblick ein bisschen unterschiedlicher Meinung sein mögen, werdet Ihr sicher feststellen, dass die Gastfreundschaft von Bingtown das hält, wofür sie gerühmt wird. Lasst uns zunächst jedoch dieses windige Deck verlassen und den Salon des Kapitäns aufsuchen. Kommt mit und fürchtet Euch nicht. Händler Caern wird dem Satrapen ein Boot schicken. Ihr bekommt eine heiße Tasse Tee und könnt uns derweil von Euren Abenteuern erzählen.«
Die Annahme des korpulenten Mannes, dass sie ein hilfloses, vertrauensseliges Weib war, hatte beinahe etwas Tröstliches. Sie legte ihre Hand auf seinen Unterarm und ließ sich widerstandslos von ihm wegführen.
7. Notlager
»Wenn sie noch einmal ihren Seesack so unordentlich unter ihre Koje schiebt, bringe ich sie um!«
Althea rollte sich in ihrer Koje halb herum und musste die Ellbogen zu Hilfe nehmen, um sich auf die andere Seite zu wälzen. Die Koje war so verdammt eng, dass sie sich nicht einmal ganz darin umdrehen konnte. Dann spähte sie auf Amber herab. Die Schiffszimmerin stand da, die Hände in die Hüften gestemmt, die Zähne zusammengebissen, und starrte auf Jeks Seesack. Sie keuchte, als wäre sie gerade die Wanten hoch und runter gehetzt.
»Beruhige dich«, ermahnte Althea sie. »Hol tief Luft. Sag dir, dass es nicht so wichtig ist, sondern dass an deiner schlechten Laune nur die engen Quartiere schuld sind.« Sie grinste. »Und dann tritt so fest du kannst gegen den Seesack. Du wirst dich gleich viel besser fühlen.«
Amber starrte
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