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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sie an. Ihre Augen waren fast schwarz und funkelten hart wie Bernstein. Dann drehte sie sich wortlos um und beförderte Jeks Seesack mit einem Tritt unter ihre Koje. Mit einem Seufzer hockte sie sich anschließend auf ihre eigene Koje direkt unter Althea. Die hörte, wie Amber versuchte, es sich darin gemütlich zu machen. »Ich hasse es«, knurrte sie nach einem Moment. »Ich habe schon Särge gesehen, die geräumiger waren als dieses Bett. Ich kann mich nicht mal richtig aufsetzen!«
    »Wenn wir in schlechtes Wetter geraten, wirst du froh sein, dass sie so schmal ist. Dann kannst du dich nämlich abstützen und trotzdem noch schlafen«, meinte Althea.
    »Na, da habe ich ja wenigstens etwas, worauf ich mich freuen kann«, erwiderte Amber bissig.
    Althea streckte den Kopf über ihre Koje hinaus und betrachtete Amber neugierig. »Du meinst es ernst, was? Du hasst das hier wirklich!«
    Amber sah sie nicht an, sondern hielt den Blick auf den Balken gerichtet, der sich direkt vor ihrer Nase befand. »Mein ganzes Leben lang hatte ich immer einen Platz ganz für mich allein, an den ich mich zurückziehen konnte. Ohne Einsamkeit zu leben ist wie Essen ohne Salz.«
    »Brashen hat dir angeboten, dass du seinen Raum benutzen kannst, wenn er nicht drin ist.«
    »Das war immerhin mal mein Raum«, erwiderte Amber ohne Boshaftigkeit. »Jetzt ist es sein Raum, und seine Dinge sind darin. Das ist ein entscheidender Unterschied. Ich kann es mir dort nicht gemütlich machen, weil ich mir wie ein Eindringling vorkäme. Und ich kann auch die Tür nicht hinter mir verriegeln und einfach die Welt ausschließen.«
    Althea zog ihren Kopf wieder zurück und dachte angestrengt nach. »Es ist zwar nicht besonders viel, aber du könntest ein Stück Segeltuch vor deine Koje hängen. Es wäre zwar nur ein winziger Raum, aber Jek und ich würden ihn respektieren. Oder du kannst lernen, in die Takelage zu klettern. Oben an der Mastspitze erwartet dich eine ganz andere Welt.«
    »Wo mich jeder sehen kann«, meinte Amber sarkastisch. Aber sie schien trotzdem interessiert zu sein.
    »Da oben sind der Himmel und der Ozean so groß, dass die kleine Welt unter dir keine Rolle mehr spielt. Und wenn du oben auf dem Mast sitzt, dann bist du tatsächlich für die meisten hier unten nicht mehr zu sehen. Wirf doch mal einen Blick hinauf, wenn du das nächste Mal an Deck bist.«
    »Vielleicht mache ich das.« Ambers Stimme klang wieder leise, beinahe unterwürfig.
    Es ist wohl das Beste, wenn ich sie in Ruhe lasse, dachte Althea. Sie hatte so etwas schon früher bei neuen Matrosen erlebt. Entweder gewöhnte sich Amber an das Leben an Bord, oder sie zerbrach. Irgendwie konnte sich Althea jedoch nicht vorstellen, dass Amber zusammenbrach. Sie hatte einen großen Vorteil im Vergleich zu den meisten anderen neuen Matrosen: Sie war nicht zur See gegangen, um ein aufregendes Leben zu führen. Diese Abenteurer bezahlten nämlich den höchsten Preis: Sie wachten so etwa am fünften Tag mit der Erkenntnis auf, dass das eintönige Essen, die erzwungene Gemeinschaft und die miesen Mannschaftsquartiere die Norm für das angeblich glorreiche Leben waren, für das sie sich eingeschifft hatten. Das waren diejenigen, die nicht nur am häufigsten zusammenbrachen, sondern oft auch noch andere mit sich in den Abgrund rissen.
    Althea schloss die Augen und versuchte zu schlafen. Sie würde schon bald wieder hinaus an Deck müssen. Dort erwarteten sie genug eigene Probleme, mit denen sie fertig werden musste. Das Wetter war schön, und der Paragon segelte so gut, wie jedes andere gewöhnliche Schiff es getan hätte. Das Schiff war zwar nicht gerade fröhlich, aber es hatte auch keinen seiner üblichen Anfälle bekommen. Dafür dankte sie Sa. Die andere Seite der Medaille jedoch bildeten ihre Schwierigkeiten mit der Mannschaft. Genau genommen hatte sie genau die Probleme, die Brashen, der Mistkerl, ihr prophezeit hatte. Deshalb brachte sie es einfach nicht fertig, sich bei ihm Rat zu holen. Damals am Strand hatte sie sich noch so hochmütig geäußert. Sie war davon überzeugt gewesen, dass sie mit sich und der Mannschaft klarkommen würde. Jetzt jedoch schien die Crew darauf aus zu sein, ihr das Gegenteil zu beweisen.
    Allerdings nicht alle, wenn ich fair bin, dachte sie. Die meisten hätten sich bestimmt mit ihr als Maat abgefunden, wenn Haff nicht gewesen wäre. Er bockte bei jeder Gelegenheit. Und schlimmer noch, der Mann hatte Charisma. Die anderen übernahmen seine Haltung

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