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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Hol die Pläne von meinem Schreibtisch. Sie sind deutlich gekennzeichnet. Weißt du, welche ich meine?«
    »Ich werde sie finden. Ich kann ja lesen«, erwiderte sie liebevoll. Sie berührte kurz seinen Arm mit einem herzlichen Lächeln und drehte sich dann um, um zwei Männern zu befehlen, sie hinüberzurudern.
    »Sag der Mannschaft, dass sie Anker setzen soll!«, rief Kennit ihr hinterher. »Wir werden eine Weile hierbleiben und helfen, Divvytown wieder aufzubauen. An Bord der Marietta sind Säcke mit Weizen. Sie sollen ihn an Land bringen. Die Menschen hier sind hungrig.«
    Ein Murmeln lief durch die Menge. Schließlich trat eine junge Frau vor. »Sire. Ihr müsst nicht hier draußen stehen bleiben. Mein Haus steht noch, und ich habe auch einen Tisch. Ich kann Euch sogar Wasser zum Waschen hochpumpen.« Sie machte eine demütige Handbewegung. »Es ist zwar nur eine bescheidene Unterkunft, aber ich wäre sehr geehrt.«
    Er lächelte sie an und ließ seinen Blick dann über seine loyalen Untertanen gleiten. »Das wäre mir höchst willkommen.«

8. Die Ruhe

    »Malta, du hast zu viel Puder aufgelegt. Du bist so blass wie ein Gespenst«, meinte Keffria tadelnd.
    »Ich habe gar keins benutzt«, antwortete das Mädchen teilnahmslos. Sie saß in ihrem Hemd vor dem Spiegel und starrte hinein. Ihre Schultern waren zusammengesunken, und ihr Haar war nur halb gebürstet. Sie ähnelte eher einer Dienstmagd am Ende eines anstrengenden Arbeitstages als einer Händlertochter, die am nächsten Abend auf dem Sommerball ihrer Einführung in die Gesellschaft freudig entgegenfiebern sollte.
    Keffria empfand Mitleid mit ihrer Tochter. Sie war in das Zimmer ihrer Tochter gekommen und hatte erwartet, dass Malta aufgeputzt und vor Aufregung glühend dasaß. Stattdessen wirkte das Mädchen fast benommen. Die Strapazen des Sommers waren eindeutig zu viel für sie gewesen. Keffria wünschte, dass sie Malta die Schinderei und Knauserei hätte ersparen können. Und vor allem wünschte sich Keffria, dass dieser Ball das hätte erfüllen können, was sie beide sich so lebhaft ausgemalt hatten. Malta war nicht die Einzige, die sich seit Jahren auf diesen Moment gefreut hatte. Keffria hatte ebenfalls von dem stolzen Augenblick geträumt, an dem ihre einzige Tochter am Arm ihres Vaters in die Halle der Händler schritt, am Eingang innehielt und wartete, bis sie den im Saal versammelten Alten Händlern angekündigt wurde. Sie hatte von einem extravaganten Gewand für ihre Tochter geträumt und von einer Auswahl erlesener Juwelen, die diesen Moment für immer in ihre Erinnerung einbrennen würden. Stattdessen musste sie Malta bald in ein Gewand schnüren, das sie gemeinsam aus alten Kleidern zusammengestückelt hatten. Ihr einziger Schmuck würden die Geschenke sein, die sie von Reyn er halten hatte, und nicht der Prunk einer Tochter, die von ihrem vermögenden Vater verschwenderisch ausgestattet worden war. Es war weder passend noch angemessen, aber was sollten sie tun?
    Ihr Blick fiel auf ihre eigene missbilligende Miene im Spiegel über Maltas Schulter. Verlegen versuchte sie zu lächeln. »Ich weiß, dass du gestern Nacht nicht gut geschlafen hast, aber ich dachte, du würdest dich wenigstens heute Nachmittag ausruhen. Hast du dich nicht hingelegt?«
    »Doch. Aber ich konnte nicht einschlafen.« Malta beugte sich zum Spiegel vor und kniff sich in die Wangen, um etwas Farbe zu bekommen. Nach einem Augenblick schien sie jedoch völlig von ihrem Spiegelbild gefangen zu sein. »Mutter?«, fragte sie ruhig. »Hast du dich jemals angesehen und dich gefragt, ob da noch jemand anders in dir ist?«
    »Was?« Keffria nahm die Haarbürste zur Hand. Während sie so tat, als bürste sie Maltas Haar, berührte sie verstohlen die Stirn ihrer Tochter. Sie war nicht fiebrig. Wenn überhaupt wirkte ihre Haut eher kühl. Sie hob Maltas schwere, volle Haare an. »Du musst dir noch deinen Hals waschen«, erinnerte sie sie, während sie anfing, die Haare aufzustecken. »Oder ist das eine Prellung?« Sie beugte sich hinunter, um die bläuliche Stelle genauer zu untersuchen. Sie strich mit den Fingern darüber, und Malta zuckte zurück. »Tut das weh?«
    »Eigentlich nicht. Es kribbelt, wenn du es berührst. Was ist es?« Malta drehte den Kopf, um die Stelle im Spiegel zu betrachten, aber es gelang ihr nicht.
    »Es ist nur ein graublauer Fleck, etwa in der Größe einer Fingerspitze. Sieht aus wie ein blauer Fleck. Hast du dich vielleicht gestoßen, als du auf dem

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