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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Piraten an. Niemand schien geneigt, einen Angriff gegen sie zu führen, aber man konnte schließlich nie wissen. Als er sie ansah, trat einer kühn vor. »Ihr lasst uns hier zurück, einfach so?« Er klang ungläubig.
    »Wie sollte ich euch sonst verlassen?«, erkundigte sich Kennit.
    Erneut überraschte ihn Wintrow. »Ihr habt sehr deutlich gemacht, dass Kennit hier nicht willkommen ist. Warum sollte er seine Zeit mit euch verschwenden?« Der Junge klang verächtlich.
    »Wir haben uns nicht auf ihn gestürzt!«, rief der Mann beleidigt aus. »Es waren die anderen Unruhestifter, und die sind jetzt alle tot. Warum sollen wir für das bestraft werden, was sie getan haben?«
    »Ihr seid ihm aber auch nicht zu Hilfe gekommen«, fuhr Wintrow den Mann an. »Das zeigt nur, dass ihr nichts gelernt habt. Überhaupt nichts! Ihr glaubt immer noch, dass ein Übel, das andere befällt, euch nicht das Geringste angeht. Soll doch ein anderer Mann als Sklave genommen werden, sollen andere überfallen und ausgeplündert werden! Für euch ist das so lange nicht wichtig, bis man euch eure eigene Kehle durchschneidet. Aber wir haben nicht genug Zeit, um darauf zu warten. Andere Städte hören gern auf das, was Kennit sagt, profitieren nur zu gern von seiner Führung. Divvytown ist erledigt. Es war niemals auf einer Karte verzeichnet und wird auch niemals auf einer eingetragen werden. Weil die Einwohner der Stadt schon vorher tot waren.«
    Der Junge hatte eine besondere Macht in seiner Stimme. Eben diese Leute, die er schmähte, rückten näher, fast wie Fische, die man an der Angel heranzieht. Einige runzelten zwar die Stirn, einige andere jedoch wirkten beschämt. Wieder andere zeigten den benommenen Gesichtsausdruck von Leuten, deren Körper eine Katastrophe überstanden hatten, während ihr Verstand längst an einen sicheren Ort geflohen war. Sie kamen dem Jungen immer näher. Und was noch seltsamer war: Kennits Männer traten zur Seite und ließen Wintrow ohne Barriere vor seinen Zuhörern stehen. Als der Junge schwieg, schienen in der Stille, die seinen Worten folgte, seine Anschuldigungen widerzuhallen.
    »Andere Städte?«, fragte schließlich jemand aus der Menge.
    »Andere Städte«, bestätigte Wintrow »Städte wie Askew. Ihre Einwohner haben das Schiff akzeptiert, das Kennit ihnen gegeben hat, und setzen es auch ein. Mit dem Wohlstand, den ihnen das gebracht hat, haben sie ihre Lebensumstände erheblich verbessert. Sie verstecken sich nicht mehr, sondern erklären der Welt ganz offen, dass sie da sind, und vor allem, dass sie frei sind. Sie treiben in aller Öffentlichkeit Handel und greifen auch Sklavenschiffe an, die versuchen, an ihnen vorbeizusegeln. Im Gegensatz zu euch haben sie sich Kennits Worte zu Herzen genommen. Sie haben ihren Hafen befestigt und leben in Freiheit.«
    »Das wird bei uns nicht funktionieren«, widersprach eine Frau. »Wir können nicht hier bleiben! Die Plünderer wissen, wo unsere Stadt liegt. Sie werden zurückkommen. Ihr müsst uns mitnehmen! Das müsst Ihr einfach! Uns bleibt nur die Flucht. Was sollten wir sonst tun?«
    »Was ihr sonst tun solltet?« Wintrow dachte nach und stellte sich auf die Zehenspitzen. Er blickte über den schlammigen Hafen, als vergliche er ihn im Kopf mit etwas anderem. »Da!« Er deutete auf eine niedrige Klippe. »Da ist die Stelle, an der ihr anfangen könntet! Ihr baut die Stadt wieder auf, aber ihr beginnt dort mit einem Turm. Er muss nicht besonders hoch sein, damit ihr von ihm aus die Lagune überblicken könnt. Mit einem Mann, der dort Ausschau hält. Was sage ich, selbst ein Kind könnte dort Wache halten und euch rechtzeitig warnen, damit ihr fliehen oder kämpfen könnt. Auf diese Weise hättet ihr auch den letzten Überfall überstanden.«
    »Ihr schlagt vor, dass wir Divvytown wieder aufbauen?«, erkundigte sich ein Mann skeptisch. Er deutete auf die Ruinen der Gebäude. »Womit denn?«
    »Oh, ich verstehe. Ihr habt offenbar woanders bessere Aussichten?«, konterte Wintrow bissig.
    Als der Mann nicht antwortete, fuhr er fort: »Baut sie mit dem auf, was ihr habt. Von dem Holz kann man noch einiges retten. Fällt jetzt Bäume und lasst sie trocknen, damit ihr später mehr Holz zur Verfügung habt. Hebt die gesunkenen Schiffe im Hafen. Sie werden zwar nicht mehr segeln, aber ihre Planken kann man jedenfalls benutzen.« Wintrow schüttelte den Kopf, als könnte er ihre Dummheit nicht begreifen. »Muss man euch denn alles haarklein erklären? Behauptet euch!

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