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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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berauschender als der Branntwein, den sie getrunken hatten.
    Sein Mund schmeckte nach Schnaps und Lust.
    Er löste plötzlich seine Lippen von den ihren und hob den Kopf wie ein Hirsch, der Witterung aufnimmt. »Was ist das?«
    Althea war, als erwache sie aus einem Traum. »Was ist was?«, erkundigte sie sich benommen.
    »Diese Schreie. Hörst du sie? Sie kommen vom Hafen.«
    Jetzt hörte auch sie die leisen Schreie, die sich ständig wiederholten. Sie verstand das Wort nicht, aber es überlief sie eiskalt, als sie die Stimme erkannte. »Paragon!« Sie stopfte sich ihr Hemd wieder in die Hose.
    »Los.«
    Sie rannten nebeneinander über den Gehweg. Es war sinnlos, sich ruhig zu verhalten. In einer Stadt wie Divvytown waren Schreie an der Tagesordnung, aber irgendwann würden sie Aufmerksamkeit erregen. Paragon rief immer und immer wieder dasselbe Wort.
    Sie waren fast schon an der Pier, als Clef auf sie zustürmte.
    »Ihr werdet aufm Schiff gebraucht, Käpt'n. Paragon is' übergeschnappt.« Er stieß die Worte keuchend hervor, und dann rannten sie alle drei weiter. Als sie an die Pier kamen, sah Althea die anderen Matrosen, die bereits warteten. Lop war bei ihnen.
    Jek hatte ihr Messer in der Hand. »Ich hab das Zeug, das Ihr gekauft habt, verladen, aber uns fehlen zwei Männer«, verkündete sie. Die beiden ehemaligen Sklaven waren nicht da.
    Althea wusste, das es sinnlos war, auf die Männer zu warten.
    »Ablegen«, befahl sie energisch. »Zurück zum Schiff. Wir verlassen Divvytown noch heute Nacht.«
    Einen Moment schwiegen alle erschrocken, und Althea verwünschte sich. Sie war eine betrunkene Närrin! Dann hörte sie Brashens Worte. »Habt ihr den Befehl des Maats nicht verstanden? Muss ich es erst selbst sagen?«
    Sie kletterten die Leiter hinunter in die beiden Boote. Paragons Stimme drang deutlich über das Wasser. »Niemals! Niemals! Niemals!«, brüllte er qualvoll. Althea konnte zwei kleinere Boote vor seinem Bug erkennen. Er hatte bereits Zuhörer angelockt. Zweifellos würde sich jetzt die Neuigkeit wie ein Lauffeuer in Divvytown verbreiten, dass die Neuankömmlinge mit einem Lebensschiff unterwegs waren. Was würde die Piratenstadt daraus wohl schließen?
    Althea kam es so vor, als dauere es die ganze Nacht, bis sie endlich das Schiff erreichten. Als sie das Deck betraten, erwartete sie schon ein wütender Lavoy. »Ich habe Euch ja gesagt, dass das verrückt ist!«, fuhr er Brashen finster an. »Das verdammte Schiff ist übergeschnappt, und Eure dumme Schiffszimmerin hat nichts unternommen, um ihn zu beruhigen. Diese Kerle in den Booten schreien die ganze Zeit, dass es Igrots Schiff sei. Stimmt das?«
    »Lichtet den Anker und setzt die Segel. Sofort!«, antwortete Brashen. »Und benutzt die Boote, um uns zu drehen. Wir verlassen Divvytown.«
    »Heute Nacht?« Lavoy war außer sich. »Jetzt? Im Dunkeln auf einem verrückten Schiff?«
    »Kannst du einen Befehl ausführen?«, schnauzte Brashen ihn an.
    »Vielleicht, wenn er sinnvoll ist!«, konterte Lavoy Brashen packte den Mann an der Gurgel. Er zog ihn dicht zu sich heran. »Dann versuch, aus dem hier Sinn zu machen!«, knurrte er. »Wenn du meinen Befehlen nicht gehorchst, bringe ich dich auf der Stelle um. Das ist deine letzte Chance. Ich habe genug von deinem Ungehorsam.«
    Einen Moment blieben die beiden Männer unbeweglich stehen. Brashen umklammerte Lavoys Hals, während der erste Maat ihn anstarrte. Althea hielt die Luft an. Dann senkte Lavoy den Blick.
    Brashen ließ seine Kehle los. »Mach dich an die Arbeit.« Er drehte sich um.
    Schnell wie eine Schlange zückte Lavoy sein Messer und grub es Brashen in den Rücken. »Da hast du's!«, brüllte er.
    Althea sprang an Brashens Seite, als dieser nach vorn stolperte und die Augen vor Schmerz zukniff. Mit zwei Schritten war Lavoy an der Reling. »Haltet ihn auf! Er wird uns verraten!«, befahl Althea. Einige Männer liefen hinter ihm her. Sie dachte, dass sie ihn packen würden. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Lavoy sprang. »Mist!«, rief sie und drehte sich um. Zu ihrem Entsetzen folgten ihm die Männer, die auf ihn zugestürmt waren, über die Seite des Schiffes. Es waren nicht nur die Tätowierten aus Bingtown, sondern auch andere Matrosen.
    Sie alle sprangen über die Reling hinter Lavoy her, als wären sie Lachse, die zum Laichen einen Fluss hinaufschwammen.
    Sie hörte das Klatschen, als sie auf dem Wasser aufschlugen und losschwammen. Lavoy würde sie in Divvytown verraten!
    Die loyalen

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