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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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überschattet, wie dieser Stern mit tausend schmerzhaften Nadelstichen auf eine Hüfte tätowiert wurde. Er zitterte. Jede Planke in seinem Rumpf bebte. Das ruhige Wasser der Lagune schlug plötzlich Wellen um ihn herum.
    »Paragon, ruhig, ganz ruhig. Alles wird gut, sag nichts.« Amber versuchte hastig, ihn zu beruhigen, aber ihre Worte konnten den uralten Schmerz nicht lindern.
    »Stern hin oder her, ich hab Recht. Das weiß ich ganz genau.« Der Mann in dem Boot schien sehr von sich überzeugt zu sein. »Das zerhackte Gesicht ist ein untrügliches Zeichen. Außerdem ist es ein Lebensschiff, genau wie in den Geschichten, die ich gehört habe. He! He, Schiff! Du warst Igrots Schiff, hab ich Recht?«
    Die Unverschämtheit dieser bösartigen Lüge konnte er einfach nicht ertragen. Man hatte sie ihm schon zu oft vorgeworfen, und zu oft hatte er sie um des Jungen willen selbst aussprechen müssen. Niemals, nie wieder!
    »NEIN!« Er brüllte das Wort heraus. »Ich nicht!« Er fuchtelte wild in der Luft herum und hoffte, dass die Quälgeister in seiner Reichweite waren. »Ich war niemals Igrots Schiff! Niemals! Niemals! Niemals!« Er brüllte das Wort, bis es in seinen Ohren klingelte und alle anderen Lügen ausradierte. Unter sich, auf Deck und in sich hörte er verwirrte Rufe. Nackte Füße trampelten über seine Planken, aber es kümmerte ihn nicht.
    »Niemals! Niemals! Niemals!«
    Er stieß das Wort immer wieder hervor, immer und immer wieder, bis er nichts anderes mehr denken konnte. Wenn er niemals aufhörte, es zu rufen, dann konnten sie ihn auch nichts mehr fragen. Und wenn sie nicht fragen konnten, konnte er nichts verraten. Wenigstens konnte er so ehrlich zu seinem Versprechen und zu seiner Familie stehen.
    Sie wanderten wie gute Kameraden durch die Straßen. Der Regen hatte aufgehört, und einige Sterne funkelten bereits in dem dunkelblauen Streifen am Himmel. Die Tavernenbesitzer hängten Laternen nach draußen. Hinter den Fensterläden der kleinen Häuser glomm warmes Kerzenlicht. Brashen hatte den Arm um ihre Schultern gelegt, und Althea umschlang seine Taille. Ihr Tag war sehr erfolgreich verlaufen. Divvytown schien sie zu akzeptieren. Mochten die Informationen, die sie gesammelt hatten, vielleicht auch etwas verwirrend sein, eines bestätigten sie alle: Kennit würde nach Divvytown zurückkehren. Und zwar bald.
    Um sich dessen endgültig zu vergewissern, hatten sie einige Runden in der letzten Taverne ausgeben müssen. Jetzt waren sie unterwegs zu ihrer Gig. Sie hatten noch nicht entschieden, ob sie morgen ganz ruhig aus Divvytown verschwinden oder hier bleiben würden, um Kennits Rückkehr abzuwarten. Die Chance, die Viviace gegen Lösegeld freizukaufen, war äußerst gering. Es war sicher sinnvoller, es mit einer List zu versuchen.
    Es wurde Zeit, zum Schiff zurückzukehren.
    Es waren immer weniger Fußgänger unterwegs, als immer mehr Leute vor der heranbrechenden Nacht Schutz suchten und nach Hause marschierten. Während sie über den hölzernen Gehsteig gingen, verschwand ein Paar vor ihnen in einem kleinen Häuschen und machte die Tür fest hinter sich zu. Ein paar Sekunden später glomm gedämpftes Kerzenlicht im Inneren des Hauses auf.
    »Ich wünschte, wir wären sie«, erklärte Althea sehnsüchtig.
    Brashen verlangsamte seinen Schritt. Er zog sie zu sich herum und sagte: »Ich könnte uns irgendwo ein Zimmer suchen.«
    Sie schüttelte bedauernd den Kopf. »Die Mannschaft wartet am Boot. Wir haben ihnen gesagt, dass sie bis zum Einbruch der Dunkelheit da sein sollen. Wenn wir uns verspäten, werden sie glauben, dass etwas passiert sei.«
    »Sollen sie doch warten.« Er senkte den Kopf und küsste sie.
    Sein Mund war verlockend warm in dieser kalten Nacht.
    Althea stöhnte frustriert auf. »Komm her«, sagt er leise. Er trat von dem Gehweg in eine pechschwarze Gasse und zog sie hinter sich her. In dem Schatten presste er ihren Rücken gegen eine Wand und küsste sie leidenschaftlich. Mit den Händen strich er über ihre Hüften. Plötzlich hob er sie mühelos hoch.
    Als er sie mit seinem Körper an die Wand drückte, fühlte sie, wie stark er sie begehrte. »Hier?«, fragte er heiser.
    Sie wollte ihn auch, aber es war zu gefährlich. »Vielleicht wenn ich einen Rock tragen würde. Aber ich trage keinen.« Sie schob ihn sanft von sich weg, und er ließ sie wieder auf den Boden hinunter. Aber er drückte sie nach wie vor an die Wand.
    Sie wehrte sich nicht. Sein Kuss und seine Berührung waren

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