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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Matrosen starrten den Meuterern verblüfft hinterher.
    »Lasst sie schwimmen!«, befahl Brashen heiser. »Wir müssen hier weg, und ohne sie sind wir besser dran.« Er ließ Althea los und richtete sich auf.
    Ungläubig sah sie zu, wie Brashen Lavoys Messer aus seinem Rücken zog und es mit einem Fluch zur Seite warf.
    »Wie schlimm ist es?«, fragte Althea.
    »Das ist jetzt erst mal nicht so wichtig. Der Stich ging nicht sehr tief. Treib du die Mannschaft an, während ich mich um Paragon kümmere.«
    Ohne auf ihre Antwort zu warten, hastete er zum Vordeck.
    Althea starrte ihm verblüfft nach. Dann riss sie sich zusammen und bellte der Mannschaft Befehle zu. Brashen war mittlerweile auf dem Vordeck angekommen und gab ebenfalls eine Anweisung. Eine einzige. »Schiff! Halt die Klappe. Das ist ein Befehl!«
    Erstaunlicherweise gehorchte Paragon. Er reagierte sowohl auf das Ruder als auch auf die beiden kleinen Boote, in denen die Männer mit aller Kraft pullten, um das Schiff herumzudrehen. Die Strömung der Lagune unterstützte sie dabei, ebenso wie der Wind, der aus der richtigen Richtung wehte. Während sich Althea auf ihre Aufgaben konzentrierte, betete sie, dass Paragon sich in der Fahrrinne hielt und sie sicher durch den schmalen Fluss brachte. Wie eine Blüte, die sich öffnete, entfalteten sich ihre Segel in dem nächtlichen Wind. Sie flohen aus Divvytown.

15. Das Schlangenschiff

    Der Weiße schwankte zwischen dumpfem Brüten und Sarkasmus, ohne dass es jemandem geholfen hätte. Er weigerte sich, seinen Namen zu nennen. Namen, so sagte er, waren für sterbende Würmer nicht mehr wichtig. Als Tellur auf einem Namen bestand, mit dem sie ihn anreden konnten, fuhr der Weiße ihn schließlich an: »Aas. Aas ist der einzige Name, den ich brauche, und er wird auch bald Euer Name sein. Wir sind tote Geschöpfe, die sich noch bewegen, verrottetes Fleisch, das noch nicht zur Ruhe gekommen ist. Nennt mich Aas, und ich werde jeden von Euch Kadaver nennen.«
    Er machte seine Worte wahr und sprach sie alle so an. Sessurea wünschte, sie wären dieser Kreatur niemals begegnet und hätten vor allem nicht die Geschichte von Der, die sich erinnert, aus ihr herausgepresst.
    Niemand traute dem Weißen. Wenn jemand Nahrung erbeutet hatte, stahl er sie ihnen aus dem Maul. Mit einem plötzlichen Biss oder einem peitschenden Hieb seines Schwanzes erschreckte er sie so, dass sie ihre Beute fallen ließen, und ergriff sie dann selbst. Er ließ fischtötendes Gift aus seiner Mähne tröpfeln, wenn sie schliefen. Das war umso lästiger, weil er mitten im Knäuel schlief. Denn Maulkin hielt ihn im Schlaf fest, damit er nicht versuchte, des Nachts zu flüchten.
    Am Tag mussten sie ihm folgen. Und auch dann fand er alle möglichen Tricks, wie er den Rest des Knäuels aufhetzen konnte. Entweder trödelte er herum, oder er schlug ein hartes Tempo an und ignorierte alle Forderungen nach einer Pause.
    Maulkin blieb ihm immer auf den Fersen, aber es kostete ihn eine Menge Kraft.
    Es verging kaum ein Gezeitenwechsel, in dem Aas Maulkin nicht provozierte, ihn zu töten. Er nahm herausfordernde Posen ein, er ließ ständig sein Gift strömen und zeigte Maulkin gegenüber keinerlei Respekt. Shreeva hätte die weiße Schlange schon vor Tagen erwürgt, wenn es nach ihr gegangen wäre, aber Maulkin hielt die volle Wucht seines Zorns zurück, selbst wenn das elende Geschöpf ihn verspottete und seinen Traum verhöhnte. Aber er peitschte wütend das Wasser, und seine goldenen Augen glänzten wie die Sonne über dem Meer. Er wollte dem Weißen nicht mit Drohungen einen Vorwand liefern. Die Kreatur sehnte sich zu deutlich nach ihrem eigenen Tod.
    Am grausamsten quälte er sie, indem er die Erinnerungen zurückhielt, die Die, die sich erinnert, ihm gegeben hatte. Wenn sich das Knäuel zur Nacht vorbereitete und die einzelnen Schlangen sich miteinander verhakten, dann redeten sie, bevor sie einschliefen. Bruchstücke der Erinnerung aus ihrem Drachenvermächtnis wurden herausgekramt und allen mitgeteilt.
    Oft konnte einer mit dem aushelfen, was einem anderen fehlte, und so woben sich ihre Erinnerungen zusammen wie fadenscheinige Gobelins. Manchmal löste allein ein Name schon einen ganzen Wasserfall von verschütteten Erinnerunngen in einer anderen Schlange aus. Aber Aas hielt sich immer zurück und grinste nur wissend, während die anderen müde ihre Gedanken durchkämmten. Und immer schien es so, als hätte er ihnen weiterhelfen können, wenn er es nur

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