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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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plötzlich mit der Faust auf den Tisch, sodass das Tintenfass hochsprang. »Ihr seid hier nicht in Jamaillia!«, fuhr Ronica sie barsch an. »Ihr seid in Bingtown! Hier wird die Wahrheit durch Tatsachen belegt, nicht durch Euer Dekret!« Ronicas Miene war entschlossen und wütend. Die Bingtown-Händlerin lehnte sich über den Tisch und blickte Serilla direkt ins Gesicht. »Falls Davad Restate ein Verräter gewesen ist, dann gibt es dafür Beweise, hier, in seinen Unterlagen. Wie dumm er auch gewesen sein mag, seine Buchführung war immer in Ordnung.«
    Serilla wich auf ihrem Stuhl zurück. Ihr Herz hämmerte, und es rauschte in ihren Ohren. Die Frau war vollkommen außer sich. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und geflohen, aber sie war wie betäubt. Ihr Blick fiel auf den Dienstjungen hinter Ronica, und dann überkam sie Erleichterung, als sie einige Händler hinter ihm sah. Noch vor einigen Minuten wäre sie wütend auf ihn gewesen, weil er sie unangekündigt hereinführte. Jetzt war sie so jämmerlich dankbar, dass ihr beinahe Tränen in die Augen traten.
    »Haltet sie zurück!«, flehte sie die Männer an. »Sie bedroht mich!«
    Ronica wirbelte herum und sah die Männer an. Die wiederum waren so schockiert, dass sie wie angewurzelt stehen blieben.
    Ronica richtete sich langsam auf und kehrte Serilla den Rücken zu. Ihre Stimme war kühl und höflich, als sie die Männer begrüßte. »Händler Drur. Händler Conry. Händler Devouchet. Ich bin froh, Euch hier zu sehen. Vielleicht werden meine Fragen ja jetzt endlich beantwortet.«
    Der Ausdruck auf den Gesichtern der Händler machte Serilla klar, dass sich ihre Lage kein bisschen verbessert hatte. Ihr Erschrecken und ihr schlechtes Gewissen wurden rasch durch höfliche Sorge maskiert.
    Nur Händler Devouchet starrte sie an. »Ronica Vestrit?«, fragte er ungläubig. »Aber ich dachte…« Er drehte sich um und sah seine Gefährten an, aber diese hatten sich schneller wieder gefangen.
    »Gibt es hier ein Problem?«, begann Händler Drur, aber Conry schnitt ihm einfach das Wort ab. »Ich fürchte, wir haben ein privates Gespräch unterbrochen. Wir können später zurückkommen.«
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte Ronica, als hätten sie sie angesprochen. »Es sei denn, Ihr denkt, mein Überleben wäre ein Punkt, über den die Gefährtin zu entscheiden hat. Das eigentliche Problem hier sollte besser vom Händlerkonzil gelöst werden, nicht von der Gefährtin des Satrapen. Meine Herren, wie Ihr offenkundig wisst, wurde meine Familie heftigst angegriffen und unser Ruf in einem Maße beschmutzt, dass es unser Leben in Gefahr brachte. Händler Restate wurde hinterrücks ermordet und danach übel verleumdet. Ich bin hier, weil ich fordere, dass das Konzil die Sache untersucht und Gerechtigkeit walten lässt.«
    Devouchets Blick versteinerte. »Der Gerechtigkeit wurde bereits Genüge getan. Restate war ein Verräter. Das weiß jeder.«
    Ronica Vestrits Gesicht blieb unbewegt. »Das höre ich von allen Seiten. Aber bisher hat niemand auch nur den Funken eines Beweises erbracht.«
    »Ronica, seid vernünftig«, tadelte Händler Drur. »Bingtown liegt in Trümmern. Wir stecken mitten in einem Bürgerkrieg.
    Das Konzil hat keine Zeit, sich um private Angelegenheiten zu kümmern. Es muss…«
    »Mord ist keine Privatangelegenheit! Das Konzil muss auf die Beschwerde jedes Bingtown-Händlers reagieren. Dafür wurde es gebildet. Es hat dafür zu sorgen, dass unabhängig von Wohlstand oder Armut jeder Händler Gerechtigkeit verlangen kann. Und genau das fordere ich. Ich glaube, dass Davad aufgrund eines Gerüchts umgebracht wurde. Das ist keine Gerechtigkeit, sondern Mord. Weiterhin glaube ich im Gegensatz zu Euch nicht, dass der Schuldige bestraft worden ist, sondern dass die Verräter noch frei herumlaufen. Ich weiß nicht, was aus dem Satrapen geworden ist. Aber diese Frau hier scheint es ihren eigenen Worten nach zu wissen. Ich weiß, dass er in dieser Nacht gewaltsam entführt wurde. Das passt meiner Meinung nach kaum zu ihrer Behauptung, dass er sich versteckt hält und seine Macht ihr übergeben hat. Mir kommt es eher so vor, als würde Bingtown in eine jamaillianische Intrige hineingezogen, deren Ziel es ist, den Satrapen abzusetzen. Wir alle werden daran die Schuld tragen. Ich habe gehört, dass sie sogar mit den Chalcedeanern verhandeln will. Was will sie ihnen denn geben, Ihr Herren, um sie zufrieden zu stellen? Was hat sie ihnen zu geben außer Dingen, die Bingtown

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