Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
müssen; andere meinen, sie müssten sich erst um sich selbst kümmern, und wieder andere sagen, klugerweise, wie ich finde, dass wir einfach alle Gleichgesinnten zusammenrufen und die Dinge selbst in die Hand nehmen sollten. Was bedeutet es schon, ob wir Alte Händler oder Neue Händler oder Drei-Schiffe-Immigranten oder einfach nur schlichte Einwanderer sind? Die Stadt ist zerstört, unser Handel ist ruiniert und die Chalcedeaner überfallen jeden, der den Hafen von Bingtown verlässt. In der Zwischenzeit kämpfen wir gegeneinander.« Sie wich ein wenig vor dem Feuer zurück und betrachtete zufrieden, wie die Flammen wieder aufloderten. »Heute Abend werden wir vielleicht auf einige Punkte reagieren.«
    Ein schrecklicher Verdacht keimte in Serilla. Die Frau wollte ihre Pläne stehlen und sie als ihre eigenen ausgeben! »Spioniert Ihr mir nach?«, wollte sie wissen. »Woher wisst Ihr so viel von den Dingen, die über die Stadt gesagt werden?«
    Ronica sah sie verächtlich an und stand langsam auf. Ihre Gelenke knackten. »Ich habe Augen und Ohren. Und diese Stadt ist meine Stadt. Ich kenne sie besser, als Ihr das jemals tun werdet.«
    Als Ronica den Schürhaken in ihrer Hand wog, beobachtete sie scharf die Augen der Gefährtin. Da war er wieder, dieser ängstliche Ausdruck auf dem Gesicht der Frau. Ronica wusste plötzlich, dass die richtigen Worte und Drohungen diese Frau zu einem schluchzenden Kind machen konnten. Wer auch immer sie gebrochen hatte, er hatte es gründlich getan. Manchmal tat ihr die Händlerin direkt Leid. Es war beinahe zu einfach, sie einzuschüchtern. Aber immer, wenn ihr solche Gedanken kamen, verhärtete sich ihr Herz. Serillas Angst machte sie gefährlich. Sie betrachtete jeden als Bedrohung. Die Gefährtin würde lieber zuerst zuschlagen und missverstanden werden, als die Möglichkeit zu ertragen, dass jemand etwas gegen sie unternehmen könnte. Das bewies schon Davads Tod. Die Frau beanspruchte eine Autorität über Bingtown, die Ronicas Meinung nach niemandem zustand, nicht einmal dem Satrapen. Schlimmer noch, ihre Versuche, diese Macht auszuüben, die sie beanspruchte, zerstörten das, was von Bingtowns Fähigkeit übrig war, sich selbst zu regieren. Ronica würde alle Mittel einsetzen, die ihr blieben, um Bingtown wieder zu Frieden und Selbstverwaltung zurückzuführen. Denn nur wenn Frieden herrschte, bestand eine geringe Chance, dass sich ihre Familie wieder erholte.
    Also ahmte sie die verächtliche Haltung der Frau nach und warf den Schürhaken in den Kamin. Als er mit einem lauten Klirren landete und wegrollte, sah Ronica, wie die Gefährtin zusammenzuckte. Das Feuer brannte jetzt wieder lebhaft. Ronica kehrte dem Kamin den Rücken, verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich Serilla zu. »Die Leute tratschen«, erklärte sie. »Und wenn man wissen will, was wirklich vorgeht, hört man ihnen einfach zu. Selbst Dienstboten können eine Informationsquelle sein, wenn man sie wie Menschen behandelt. Daher weiß ich, dass eine Gruppe von Neuen Händlern, angeführt von Mingsleh, wegen eines Waffenstillstands an Euch herangetreten ist. Und eben deshalb ist es so wichtig, dass Ihr Euch anseht, was ich in Davads Unterlagen gefunden habe. Damit Ihr vorsichtig seid, was Mingsleh angeht.«
    Serillas Wangen färbten sich rosa. »Aha! Ich lade Euch aus Mitleid in mein Haus ein, und Ihr nutzt die Gelegenheit, mich auszuspionieren!«
    Ronica seufzte. »Habt Ihr denn gar nicht zugehört? Diese Informationen habe ich nicht von Euch!« Andere Informationen hatte sie sehr wohl ausspioniert, aber das tat hier nichts zur Sache. »Genauso wenig bedarf ich Eures Mitleids. Ich akzeptiere mein momentanes Schicksal. Ich habe schon früher erlebt, wie sich meine Lage verändert, und ich werde dafür sorgen, dass sie sich wieder ändert. Euch brauche ich dafür nicht.« Ronica lachte sarkastisch. »Das Leben ist kein Rennen, in dem man versucht, die Vergangenheit wiederherzustellen! Und man braucht der Zukunft auch nicht entgegenzulaufen. Zuzusehen, wie sich die Dinge verändern, ist das eigentlich Interessante.«
    »Verstehe«, erwiderte Serilla verächtlich. »Zuzusehen, wie sich die Dinge verändern. Das ist ja wohl kaum der Geist von Bingtown, von dem ich so viel Gutes gehört habe, oder? Eine passive Haltung und mit ansehen, was das Leben einem zufügt.
    Wie inspirierend. Dann habt Ihr also kein Interesse daran, Bingtown wieder zu dem zu machen, was es einmal war?«
    »Ich habe kein Interesse an

Weitere Kostenlose Bücher