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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Dienstbotin ging hinter ihm her, aber ihre Proteste nutzten nichts. Ronica sah ihm nach und überlegte, ob sie genug Mut besaß, sich hinunterzuschleichen und zu lauschen.
    »Wie könnt Ihr es wagen, hier so einzudringen!« Serilla legte den Schürhaken weg und erhob sich aus ihrer hockenden Haltung vor dem Kamin. Sie ließ ihrer ganzen Frustration über ihre Auseinandersetzung mit der Händlerin freien Lauf. Doch als sie die funkelnden Augen von Roed Caern sah, trat sie unwillkürlich einen Schritt zurück.
    »Entschuldigt, Gefährtin. Ich habe dummerweise angenommen, dass Euch Neuigkeiten aus der Regenwildnis brennend interessieren würden.« Zwischen Daumen und Zeigefinger hielt er einen schmalen Messingzylinder, wie die Brieftauben ihn trugen. Als sie ihn anstarrte, verbeugte er sich steif. »Ich werde natürlich warten, bis es Euch genehm ist.« Mit diesen Worten ging er zur Tür zurück, an der die Dienstbotin stand und gaffte.
    »Schließ die Tür!«, fuhr Serilla sie an. Ihr Herz hämmerte beinahe schmerzhaft. Die Bewacher des Satrapen hatten nur fünf Brieftauben aus Davads Schlag mitgenommen, als sie den Satrapen in die Regenwildnis gebracht hatten. Sie würden sie sicher nicht sinnlos verschwenden. Das war die erste Nachricht, die sie bekam, seit der Satrap dort angekommen war und die Regenwildleute eingewilligt hatten, ihn in ihre Obhut zu nehmen. Sie hatte ihren Zweifel über ihre Bitte wohl bemerkt.
    Hatte der Satrap die Regenwildleute etwa auf seine Seite gezogen? Bezichtigte er sie hierin etwa des Hochverrats? Was befand sich in dem Zylinder, und wer hatte die Nachricht noch gelesen? Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber die spöttische Miene des großen, dunkelhaarigen Mannes ließ sie das Schlimmste befürchten.
    Es war wohl besser, zunächst sein gesträubtes Fell wieder zu glätten. Er erinnerte sie an einen wilden Wachhund, der seine Herrin genauso gut zerfleischen wie beschützen konnte. Wenn sie ihn nur nicht so dringend brauchen würde!
    »Ihr habt natürlich Recht, Händler Caern. Solche Nachrichten müssen sofort überbracht werden. Ehrlich gesagt, habe ich mich heute Morgen die ganze Zeit mit Haushaltsangelegenheiten herumgeschlagen und bin dabei ständig von irgendwelchen Dienstboten gestört worden. Bitte, kommt herein. Wärmt Euch auf.« Sie ging sogar so weit, ihn vornehm zuzunicken, obwohl ihr Rang natürlich weit höher war als seiner.
    Roed verbeugte sich erneut, tiefer diesmal. »Sicher, Gefährtin«, meinte er. »Ich verstehe sehr gut, wie lästig das sein kann, vor allem wenn solche schweren Angelegenheiten auf Euren zarten Schultern lasten«
    Die Arroganz war da, versteckt in seiner Stimme, in seiner Wortwahl.
    »Die Botschaft?«, drängte sie ihn.
    Er trat näher und verbeugte sich erneut, als er ihr den Zylinder reichte. Das Siegelwachs war offensichtlich unversehrt, aber nichts hätte ihn davon abhalten können, diese Botschaft zu lesen und anschließend das Wachs wieder zu erneuern. Es war sinnlos, sich darüber Gedanken zu machen. Sie entfernte das Wachs von dem Zylinder, schraubte ihn auf und zog das Papier heraus. Äußerlich ruhig setzte sie sich an den Schreibtisch, entrollte die Botschaft und beugte sich vor zur Lampe.
    Es waren nur wenige Worte. Es hatte ein schweres Erdbeben gegeben, der Satrap und seine Gefährtin waren verschwunden, vielleicht sogar getötet worden. Serilla las die Botschaft immer wieder, als wollte sie mehr Informationen hineinzwingen. Gab es Hoffnung, dass sie überlebt hatten? Was bedeutete der Tod des Satrapen für ihre ehrgeizigen Pläne? Und dann fragte sie sich, ob diese Botschaft eine Täuschung war und einem Plan folgte, der zu kompliziert war, als dass sie ihn hätte entschlüsseln können. Sie starrte auf die krakeligen Buchstaben.
    »Trinkt das. Ihr seht aus, als könntet Ihr es brauchen.«
    Es war Branntwein in einem kleinen Glas. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass Roed die Flasche genommen und eingeschenkt hatte. Aber sie akzeptierte es dankbar. Sie trank einen Schluck, und die Hitze in ihrem Inneren stärkte sie. Als er die Botschaft in die Hand nahm und las, verweigerte sie es ihm nicht. Ohne ihn anzublicken, sagte sie: »Werden das auch andere erfahren?«
    Roed setzte sich frech auf den Schreibtischrand. »Viele Händler in dieser Stadt unterhalten enge Kontakte zu ihren Regenwildverwandten. Es werden andere Brieftauben mit denselben Nachrichten unterwegs sein, verlasst Euch drauf.«
    Sie blickte hoch und sah, wie er

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