Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
Lage verbessert habe.«
»Du? Das bezweifle ich.«
Malta senkte die Stirn bis auf die Knie und blieb zitternd eine Weile sitzen. Gerade als sie sich mit ihrem Scheitern abfinden wollte, klopfte es an der Tür. Das war vermutlich der Schiffsjunge mit dem Essen. Sie zwang sich aufzustehen und die Tür aufzumachen, weil sie ihn nicht einfach hineinrufen wollte.
Drei stämmige Matrosen standen hinter ihrem Maat. Der Mann verbeugte sich steif. »Ihr esst heute Abend am Tisch des Leu-fay. Du da, für dich. Wasch dich und zieh das an.« Diese Botschaft schien sein Vokabular bereits zu erschöpfen, aber seine Geste deutete auf die Männer, die dampfende Eimer trugen und die Arme voll Kleidung hatten. Einiges davon war Frauenkleidung, wie sie bemerkte. Sie hatte ihn also auch von ihrem eigenen Status überzeugt. Malta bemühte sich, sich weder Triumph noch Erleichterung anmerken zu lassen.
»Wenn es dem Satrapen beliebt«, bemerkte sie kühl und bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, die Sachen hereinzutragen.
»Was hast du vor?« Wintrow wagte es, dem Schiff die Frage zu stellen. Der kalte Nachtwind heulte um sie herum. Er stand auf dem Vordeck und rieb sich die Arme gegen die Kälte. Sie kamen auf ihrem Weg nach Divvytown gut voran. Wintrow hätte am liebsten den Wind zum Abflauen gebracht, wenn er es vermocht hätte, damit das Schiff langsamer segelte und er Zeit gewann, um nachzudenken.
Es war nicht dunkel. Die Wellenkämme fingen das Mondlicht ein und wogten mit ihm weiter. Und das Licht der Sterne schimmerte auf den Rücken der Seeschlangen, die wie kleine Hügel durch die Fluten neben ihnen glitten. Ihre Augen glühten in leuchtenden Farben, kupfern, silbern und golden, in einem unheimlichen Rosa und Blau, wie nachtblühende Seeblumen.
Wintrow hatte das Gefühl, als würden sie ihn immer beobachten, wenn er auf das Vordeck trat. Vielleicht taten sie das auch. Bei diesem Gedanken tauchte ein Kopf aus dem Wasser auf. Wintrow konnte es in dem dämmrigen Licht nicht genau erkennen, aber er vermutete, dass es die grüngoldene Seeschlange vom Strand von Anderland war. Einige Atemzüge lang schwamm sie neben dem Schiff her und beobachtete ihn.
Zweibeiner, ich kenne dich , flüsterte es in seinen Gedanken, aber Wintrow wusste nicht, ob sie tatsächlich zu ihm sprach oder er ihre Stimme nur vom Strand erinnerte.
»Was ich tun werde?«, höhnte das Schiff.
Sie könnte ihn nach Belieben zerschmettern. Wintrow unterdrückte diese nutzlose Furcht. »Du weißt, was ich meine. Althea und Brashen suchen uns. Vielleicht lauern sie uns in der Nähe von Divvytown auf oder stellen uns im Hafen. Was wirst du tun, du und deine Seeschlangen?«
»Ah. Das meinst du. Nun.« Die Galionsfigur drehte sich zu ihm um. Ihre dunklen Locken wanden sich wie ein Schlangennest. Sie legte eine Hand an die Seite ihres Mundes, als wollte sie ihm ein Geheimnis anvertrauen. Aber ihr Flüstern war laut, und es galt Kennit, der eben auf das Vordeck humpelte. »Ich werde tun, was mir gefällt.« Sie lächelte den Piraten an. »Guten Abend, mein Lieber.«
»Guten Abend und guten Wind, Schöne«, antwortete Kennit.
Er beugte sich über die Reling und berührte die große Hand, die das Schiff ihm zur Begrüßung entgegenhielt. Dann lächelte er Wintrow an. Seine Zähne waren im Mondlicht so weiß wie die einer Schlange. »Guten Abend, Wintrow. Ich nehme an, es geht dir gut. Als du vorhin meine Kajüte verlassen hast, sahst du etwas verhärmt aus.«
»Es geht mir nicht gut«, erwiderte Wintrow. Er sah Kennit an, und ihm schlug das Herz bis zum Hals. »Ich fühle mich innerlich zerrissen, und ich kann vor lauter Angst nicht schlafen.« Er sah wieder das Schiff an. »Bitte, sei nicht so gemein zu mir. Wir sprechen immerhin von meiner Familie. Althea ist meine Tante und deine langjährige Gefährtin. Denk doch nach, Schiff! Sie hat den Pflock in dich geschlagen und dich begrüßt, als du erwacht bist. Kannst du dich daran nicht erinnern?«
»Ich weiß noch sehr gut, dass sie mich nicht lange danach verlassen hat. Wodurch sie zugelassen hat, dass Kyle Haven mich zu einem Sklavenschiff machen konnte.« Blitz sah Wintrow herausfordernd an. »Wenn das deine letzten Erinnerungen an sie wären, welche Reaktion würdest du bei ihrem Namen wohl zeigen?«
Wintrow ballte die Hände zu Fäusten. Er wollte sich nicht von seiner Frage ablenken lassen. »Aber was wollen wir tun? Sie gehört trotzdem zu unserer Familie!«
»Wir? Was soll dieses ›wir‹ bedeuten?
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